117 Grünheider helfen am 9. Juni bei der Wahl: Maria Giese ist eine davon

„Das Wahlrecht ist ein hohes Gut in der Demokratie. Wer etwas verändern, bewegen, wer mitbestimmen will, muss es ausüben. Um das wiederum möglich zu machen, bedarf es der Wahlhelfer.“ Mit dieser simplen Formel begründet Maria Giese ihren Einsatz im Wahllokal. Und obwohl dieser anstrengend und in der Regel langwierig ist, will sie ihn auch aus einem anderen Grund nicht missen. Maria Giese trifft dabei auf ein inzwischen eingespieltes Team, das sich gemeinsam der Verantwortung stellt, die Wahl regelkonform über die Bühne zu bringen. Da wird zudem in Pausen natürlich miteinander und mit Wählern geplauscht. „Sicher, die Aufgabe ist fordernd, es bedarf besonders beim Auszählen über Stunden einer hohen Konzentration. Aber der Tag macht trotzdem richtig Spaß“, sagt die 38-Jährige.

„Es hat einen Generationswechsel gegeben“

Den Anstoß, sich in diesem Ehrenamt zu engagieren, kam vor zehn Jahren von ihrem damaligen Mann, Christoph Giese. Als Mitarbeiter des Grünheider Hauptamtes und somit auch der Wahlleitung war er an allen Wahl-Sonntagen im Dienst. Wenn auch sie sich engagiert, würde sie nicht alleine zu Hause sitzen, lautete sein Vorschlag. Maria Giese probierte es aus, lernte die Aufgaben kennen, schätzen und will sie schließlich nicht mehr missen. Seit 2014 ist die Fangschleuserin bei jeder Wahl im Anglerheim an der Werlseestraße mit am Start – erst als Beisitzerin und inzwischen als Vorsteherin. „Es hat einen Generationswechsel gegeben. Ich habe viel von den langjährigen Helfern gelernt, über die Jahren sind einige der älteren ausgeschieden und haben das Zepter weitergereicht.“ Maria Giese lobt die Zusammensetzung in der knapp zehnköpfigen Gruppe. Da gibt es zum Beispiel Uwe Flügel als Geschäftsmann und Fangschleuser Brauer, da gibt es den Jugendkoordinator Martin Wiegold, der immer wieder junge Leute als Helfer wirbt. „Ganz bunt halt“, sagt die 38-Jährige, die selbst beruflich in der Reha-Klinik für Medizin-Controlling und Qualitäts-Management verantwortlich ist.

Am 9. Juni – dem Tag der bundesweiten Europawahl sowie der Kommunalwahlen in Brandenburg – wird der ordnungsgemäße Ablauf in den zehn Grünheider Wahllokalen von insgesamt 90 Ehrenamtlern abgesichert. Hinzukommen 27 weitere in den drei Briefwahlvorständen. Sie werden vorab von der jeweiligen Wahlleitung berufen. Wenige Tage vor der Wahl gibt es für alle eine Schulung, bei der sie in Details der jeweiligen Abläufe eingewiesen werden.

Maria Giese ist am Wahltag ab 7 Uhr am Start

Am Wahltag selbst kommt Maria Giese mit dem aus dem Rathaus abgeholten Unterlagen und der Ausstattung fürs Wahllokal schon kurz nach 7 Uhr ins Anglerheim. Ist der Wahlvorstand gegen 7.30 Uhr vollständig, wird das Lokal eingerichtet. Dafür müssen Stühle und Tische gerückt, Muster der Stimmzettel an die Wände geklebt, die Wahlurnen aufgestellt und die Kabinen so platziert werden, dass niemand die Stimmabgabe beobachten kann. Das Lokal wird von außer gekennzeichnet und kontrolliert, ob es im unmittelbaren Umfeld Wahlwerbung gibt – die verboten ist. Punkt 8 Uhr öffnet das Wahllokal und wird auf den ersten Wähler gewartet. Der inspiziert die noch offenen Urnen, bevor diese in seinem Beisein versiegelt werden und ab dann bis 18 Uhr verschlossen bleiben. „Manchmal scherzt der erste, wo denn seine Blume bleibe. Das ist wohl eine Anspielung auf die DDR-Zeit, als es offenbar eine solche gab“, schmunzelt die Fangschleuserin.

An große Störungen einer Wahl kann sie sich nicht erinnern. Einmal habe jemand seinen Ausweis in der Kabine vergessen. „Er war schnell informiert und konnte ihn wieder abholen.“ Wenn das Lokal gut besetzt ist, ließe sich in Flauten für ein, zwei Helfer auch mal ein kurzes Beine-Vertreten oder Zuhause-Mittag-Essen einfügen. „Ich als Vorsteherin oder Martin Wiegold als Stellvertreter müssen aber immer vor Ort sein.“ Und 18 Uhr, wenn die öffentliche Auszählung beginnt, muss der Wahlvorstand komplett sein.

Wird bei der Wahlbeteiligung mitgefiebert?

Und wie erleben die Vorstände den Tag? Fiebern sie mit, was die Wahlbeteiligung anbelangt? Messen sie sich dabei mit den anderen Lokalen? „Manchmal heißt es schon, lasst Daumen drücken, dass wir um 12 die eine oder andere Schwelle überschreiten. Und ja, wir schauen schon, wie wir gegenüber den anderen Wahllokalen dastehen. Aber letztlich entzieht sich das ja unserem Einfluss und ist völlig belanglos.“

Die Auszählung selbst folgt dem vorgegebenen Rhythmus – diesmal Europawahl, Kreistagswahl, Gemeindevertretung sowie Ortsbeiräte. „Wir hatten bisher Lukas Haiß in unseren Reihen, der sich immer sehr strategisch ein System überlegt hat. Er ist diesmal nicht dabei, weil er selber zur Wahl steht“, erklärt die Wahlvorsteherin. Aber, sie habe ja von ihm gelernt. Allerdings sei ihr schon jetzt klar, dass es aufgrund der Vielzahl an Wahlen und der Menge an Wahlvorschlägen sowie dementsprechend großen Stimmzetteln ein ziemliches Gewusel geben wird.

„Dann heißt es noch, alles wieder aufräumen …“

Ist alles ausgezählt und auf Plausibilität geprüft, wird die Meldung telefonisch an in die Grünheider Wahlleitung übermittelt. „Dann heißt es noch, alles wieder aufräumen, die Unterlagen gemäß der Vorgaben verpacken und ins Rathaus bringen. Dort wandern sie für viele Jahre in den Keller.“

Und wie lange geht so ein Tag? Maria Gieses Rekord liegt bei 4 Uhr morgens. Ob es diesmal wieder so lange dauern wird, lasse sich schwer abschätzen. „Vielleicht frage ich vorab vorsichtshalber meinen Arbeitgeber, ob ich vielleicht am Montag ein, zwei Stunden später kommen kann und die dann nachhole“, überlegt die Grünheiderin. Aber letztlich staune sie jedes Mal, dass sie am Ende gar nicht so kaputt sei. „Es kommt mir nicht so lange vor, weil die Zeit wie im Flug vergeht, die Konzentration einen wach hält und der Spaß überwiegt.“ (Anke Beißer)