Vor ein paar Jahren war in Grünheide die Idee geboren worden, der Verbreitung einer bestimmten Apfelsorte etwas Rückenwind zu geben. Schließlich ist die Gemeinde nichts Geringeres als deren Namenspatron. Die Rede ist vom Grünheider Apfel – oder auch „Apfel aus Grünheide“. Die Gemeinde hatte daraufhin die Werkstätten der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal beauftragt, in ihrer Baumschule in Biesenthal 100 Stämmchen zu ziehen und bot sie Interessenten gegen einen Obolus von 15 Euro für die eigene Scholle an. 2017 wurden im Handumdrehen zehn Exemplare vermittelt, 2018 noch einmal 25 vorbestellt. Wie Ordnungsamtsleiter Nico Bauermeister rückblickend sagt, seien insgesamt 65 Bäume verkauft worden. Allerdings seien nicht alle ein Pflanz-Erfolg geworden. „Wir wollen jetzt noch 25 an der neuen Rettungszentrale in Freienbrink in die Erde bringen“, ergänzt Bauermeister. Und: „Die Sorte ist auch so frei im Handel erhältlich.“
Unter den Bewerbern von 2017 war Lothar Siebmann aus der Waldpromenade in Altbuchhorst, der wahrlich eine besondere Beziehung zu der Sorte hat. „Als wir 1976 hierher gezogen sind, stand im Garten ein Grünheider Apfel“, erinnert er sich. „Der Baum hatte köstliche Früchte produziert, die meiner Frau in der Schwangerschaft so sehr mundeten, dass ihr ärztlicherseits wegen des hohen Fruchtzuckergehalts von dem Verzehr abgeraten wurde“, denkt der Grünheider schmunzelnd zurück. Tatsächlich ist in der fachlichen Beschreibung von gelben, sehr saftigen, fast kindskopfgroßen Äpfeln mit einem Gewicht von bis zu 600 Gramm die Rede. Wie auch immer, Anfang der 1980er Jahre musste der Baum weichen. Nun also, als Bewerber für die Stämmchen gesucht wurden, war Siebmann sofort Feuer und Flamme.
Apfel aus Grünheide ist sogar schon umgezogen
So kam das zarte Gehölz vor sechs Jahren in seinen Garten. Anfangs musste es durch ein Dreibein gestützt werden. Ließen sich Vögel auf den dünnen Ästchen nieder, bogen sie sich in einem Maße, dass es die Sorge ums Zerbrechen schürte. Die Zeiten liegen hinter dem Baum, ebenso wie ein Ortswechsel. 2021 hatte an anderer Stelle im Garten eine alte Kirsche weichen müssen. So wurde Platz für den Apfel – fast an der gleichen Stelle, wo einst sein Vorläufer stand. „Ich hatte mich erkundigt, binnen der ersten vier Jahre kann ein Baum umgesetzt werden. Es sollte also passen.“
Siebmann hob mit zwei Mann Verstärkung ein riesiges Loch aus, und das Trio hievte den Baum an die neue Stelle. Fortan wurde dem Grünheider Apfel eine Intensivpflege zuteil. Er dankte es im Frühjahr darauf mit einem dichten Blütenkleid. Was eine reiche Ernte verhieß, sollte sich jedoch nicht bewahrheiten. „Nur fünf Äpfel hingen am Baum, zwei entwickelten sich letztlich so, dass wir sie probieren konnten. Mit mäßiger Freude“, erzählt der Hobby-Gärtner. Kein Vergleich mit den Früchten aus der Vergangenheit.
Und in diesem Jahr? Gibt es wieder einen Dämpfer … Nur zwei Mini-Früchte hängen an einem Zweig. Das Grün der Blätter könnte ebenfalls kräftiger sein. „Ich gebe den Baum aber noch lange nicht auf“, versichert der Grünheider. Der nächste Plan für eine Erholungskur ist schon geschmiedet. Lothar Siebmann will die Wiese rund um den Baum aufnehmen, düngen und für Belüftung der Wurzeln sorgen. Dann heißt es abermals: Daumen drücken für eine gut Ernte 2024. (Anke Beißer)