Auf der Suche nach besserer Mobilität in Grünheide

Wie lässt sich die Mobilität in Grünheide verbessern? Diese Frage wirft immer wieder Gedankenspiele auf. Kurzfristig greifende Antworten gibt es aktuell nicht. Das grundlegende Problem liegt darin, dass es (noch) keine effizienten, vor allem aber bezahlbaren Lösungen gibt, um den öffentlichen Personennahverkehr in der Fläche attraktiver auszubauen. Vor allem die kleinsten Ortsteile, also Kienbaum, Mönchwinkel und Spreeau, muss eine unzureichende Erschließung attestiert werden. Um die Bedarfe vor allem der älteren Bevölkerung zu decken, wurde vor Jahren ein Rufbus-System in Kooperation mit der Johanniter-Unfallhilfe eingerichtet. Auf der Gemeindehomepage heißt es dazu:

„Der GrünheideBus ermöglicht Aktivitäten innerhalb der Gemeinde Grünheide (Mark), wenn Sie aufgrund körperlicher Einschränkungen den öffentlichen Nahverkehr nicht nutzen können.
Die Gemeinde Grünheide (Mark) und die Johanniter unterstützen Sie dabei, dass Sie Ihre Bekanntschaften pflegen oder neue Kontakte knüpfen können.
Die Johanniter befördern Sie nach vorheriger Anmeldung direkt von der Haustür zum Fahrtziel innerhalb der Gemeinde Grünheide (Mark) sowie für Arztbesuche auch zu einer benachbarten Gemeinde oder Stadt wie Erkner oder Fürstenwalde. Spezielle Fahrzeuge ermöglichen
die Beförderung von Fahrgästen mit Rollatoren oder Rollstuhl.“

Kosten für den Rufbus auf drei Schulterpaare verteilt  

Die Kosten für das Angebot teilen sich die Gemeinde, die Johanniter und der Fahrgast zu gleichen Teilen. Sie liegen bei jedem der drei Partner bei 65 Cent je gefahrenem Kilometer. Hinzu kommt eine Anfahrtspauschale, die bei jeder Buchung einheitlich ab der Median-Rehaklinik Grünheide gilt, aber auf fünf Euro gedeckelt ist.

Wie Sandra Dorsch von der Gemeindeverwaltung weiß, wird der Bus unterschiedlich stark genutzt. Ein Blick in die Abrechnung zeigt, dass die Distanzen in diesem Jahr bisher zwischen lediglich 32 Kilometern im April und 350 Kilometern im März lagen. Immerhin waren es bis Ende Juli in der Summe 1033 Kilometer.

1000 Kilometer zeugen vom Bedarf

Diesen Zahlen entnimmt die Kümmerin der Gemeinde Grünheide, Kerstin Wasmuth, dass Angebote in Sachen Mobilität durchaus ein Thema sind. Sie weiß aber auch, dass es bei jenem mit den Johannitern vielen Senioren zuweilen schwerfällt, es zu organisieren. Die Anmeldung der Fahrten via Mail oder Telefon scheitere immer wieder an der beiderseitigen Verständigung. Offenbar ist das Angebot nicht niederschwellig genug.

Auf der Suche nach weiteren Möglichkeiten ist Kerstin Wasmuth auf „Dalli – die Brandenbus Oderland-Spree“ gestoßen. Der „Bus auf Abruf“ ist ein flexibler Abholservice, der im Raum Storkow und Scharmützelsee am Start ist – ohne Fahrplan und ohne feste Route, mit möglichen Haltepunkten in Wohngebieten alle 200 Meter. Der Fahrpreis richtet sich nach den VBB-Tarifen plus einem Komfortzuschlag von einem Euro. „Nicht möglich sind Parallelfahrten zu anderen öffentlichen Verkehrsmitteln“, heißt es auf der Homepage.

In der Region Storkow und Scharmützelsee am Start: der Bus auf Abruf Logo: MWM-Solutions GmbH

Das Angebot, das mit vollelektrisch betriebenen Mercedes-Benz eVito umgesetzt wird, klingt vielversprechend. Das belegen die Reaktionen der Nutzer im Netz. Hier loben längst nicht nur Senioren das barrierefreie Angebot. Der Dalli-Bus wird als umweltfreundliche Alternative zur individuellen Autonutzung geschätzt – bis hin zum Ersatz fürs Elterntaxi, wenn es um die Freizeitaktivitäten der Kinder am Nachmittag geht. Und: Die Betriebszeiten liegen von Montag bis Freitag zwischen 6 und 22 Uhr sowie Samstag und Sonntag sowie an Feiertagen zwischen 8 und 22 Uhr.

Ob der Service auf das eher zersplitterter Gemeindegebiet von Grünheide mit einer vergleichsweise geringeren Bevölkerungsdichte übertragbar ist, müsste geprüft werden. „Es ist ein interessanter Ansatz, über den es sicher lohnt nachzudenken“, sagt Kerstin Wasmuth. Mit welchem Modell auch immer: „Um die Mobilität zu verbessern und dabei umweltschonend und bezahlbar den Individualverkehr zu entlasten, muss auf dem Gebiet etwas passieren.“ (Anke Beißer)