Für Christian Meißner beginnt der Arbeitstag mit einem Ritual: Er dreht seine Runde durchs Haus, steckt seinen Kopf bei der Schulleiterin durch die Tür, begrüßt das Küchenpersonal, spricht mit dem Frühdienst und genießt sodann erst einmal eine Tasse Kaffee. Meißner ist Hortleiter auf dem Löcknitzcampus und hält somit die Familie aus 22 Mitarbeitern und einem Azubi sowie 327 zu betreuenden Kinder zusammen.
Hinter dem Hortteam, dem größten Kooperationspartner der Gerhart-Hauptmann-Grundschule, liegen keine einfachen Jahre. Personelle Veränderungen, der pandemiebedingte Ausnahmezustand, der Ukrainekrieg mit seinen mit dem Flüchtlingsstrom einhergehenden Auswirkungen auch auf Grünheide haben neben den alltäglichen zudem für ganz neue Probleme gesorgt. Corona hat den Mädchen und Jungen neben vielen anderen Begleiterscheinungen vor allem soziale Defizite beschert, die einheimischen, zumeist unbeschwert aufwachsenden Kinder teilten sich die Spielfläche auf einmal mit jenen, die Kriegserlebnisse verarbeiten und erst die deutsche Sprache lernen mussten, um zu kommunizieren. „Diese Herausforderungen haben wir gemeistert und jetzt zieht etwas Ruhe ein, können wir uns wieder mehr um uns als Team und unseren Blick nach vorn kümmern“, sagt Christian Meißner.
Der 40-Jährige weiß, dass es für die Standortbestimmung und das Einschlagen neuer Wege Zeit braucht. Und Vertrauen. Das habe er sich in dem ersten Jahr als Hortleiter erworben. „Ich bin da, um Impulse zu geben. Wir sind an einem Punkt, wo Wünsche der Kollegen wieder Raum finden, ebenso wie Bedarfe, was die Entwicklung einzelner und des Teams anbelangt“, betont Meißner. Er habe als leitender Erzieher darauf hingewirkt, dass die Hortmannschaft offen für Veränderungen ist. „Nicht jeder mag Veränderung“, weiß er. Aber ohne gehe es nicht. Ein wichtiges Feld, das ihm besonders am Herzen liegt, ist die Jungenerziehung. „Sie haben andere Bedarfe als Mädchen. Sie lernen anders, sozialisieren sich anders. Ich möchte ihnen helfen, besser klar zu kommen, Wege zu finden, dass sie Aufmerksamkeit nicht durch schlechtes Verhalten gewinnen, Anerkennung finden, die sei anderswo vielleicht nicht bekommen“, spricht der Leiter einen Teil seiner Arbeit an, den er vertiefen möchte.
„Ich möchte die Lebensumstände für Eltern und Kinder besser machen.“
Meißner ist in Fürstenwalde aufgewachsen und seit 2015 in Hangelsberg zu Hause. Der gelernte Erzieher, der aktuell noch im berufsbegleitenden Bachelorstudium für soziale Arbeit steckt und eine Leiterqualifikation absolviert, war zuvor in unterschiedlichen Bereichen der Kinder- und Jugendarbeit bei mehreren freien Trägern in Fürstenwalde angestellt. „Ich brauche Herausforderungen, die mir Spaß machen. Ich habe den Beruf gewählt, um soziale Arbeit zu leben. Ich möchte Veränderungen anstoßen, die Lebensumstände für Eltern und Kinder besser machen.“ Dieser Anspruch hat ihn nun also nach Grünheide auf den Löcknitzcampus geführt. Meißner sieht es als Vorteil an, dass sein neunjähriger Sohn hier die 4. Klasse besucht. Somit erlebt er die Zielgruppe und das Ganztagsangebot als Elternteil und aus der beruflichen Perspektive. „Es gibt noch mehr Kollegen im Hort und in der Schule in dieser Doppelrolle. Ich finde das hilfreich.“
Was die private Seite anbelangt, verrät er zumindest so viel, dass er gern Fitness und Kraftsport betreibt. Mit seinem Sohn verbringt er gern die Zeit beim Angeln auf der Spree und auf dem Scharmützelsee. Ansonsten macht er mit einem Freund in der Veranda Musik – Christian Meißner am Schlagzeug, sein Kompagnon singend an der Gitarre. „Aber wirklich nur für uns“, betont der Hangelsberger. Und er liebt das Wandern. In Brandenburg. „Brandenburg ist toll!“, schwärmt er. Natürlich ziehe es ihn auch in die Ferne. „Aber eigentlich mache ich Urlaub, um zu schätzen, was wir hier haben, wo wir leben.“ (Anke Beißer)