Das Lokale Bündnis für Familie – die FamilienBande – engagiert sich seit 2008 für die Familienfreundlichkeit in der Gemeinde Grünheide. Über die Jahre wurde inzwischen mit mehr als 75 Partnern eine Kooperation geschlossen, die das Bündnis bunt und lebendig machen. „Grünheide im Blick“ stellt allmonatlich einen dieser Partner vor. lm Monat Mai 2024 ist es der Grünheider Kletterwald Disati.
Steckbrief
Name:
Kletterwald und Strandbar Grünheide
Inhaberin:
Sabine Hertam
Kontakt:
Adresse:
15537 Grünheide (Mark)
Friedrich-Engels-Straße 14b (Nordstrand Werlsee)
Telefon:
033434/144227; 0151 10798181
E-Mail:
Kletterwald@disati.de
Internet:
www.kletterwald-gruenheide.de
Team:
15 Saisonkräfte (16 bis 53 Jahre)
Die touristischen Angebote am Werlsee Nordstrand gehen bis auf das Jahr 2003 zurück. Damals hatten Sabine und Dirk Hertam sich als Betreiber für den Strand angeboten und waren im (damals noch) Amt Grünheide offenen Türen eingerannt. Aus dem einstigen Toilettenhäuschen sollte die Strandbar werden, eine große hölzerne Terrasse hinzukommen. Das Paar kümmerte sich um die Strandpflege, baute ein Beachfeld auf, veranstaltete Beach-Partys und Public Viewing zu Fußball-Höhepunkten wie der WM in Deutschland. Beide hatten für das Projekt ihre Festanstellungen aufgegeben und waren ins kalte Wasser gesprungen. Als zweites Standbein, das auch über Herbst und Winter helfen sollte, mieteten sie in der Nähe, in der Feldstraße, ein Objekt. Dort etablierten sie 2004 ihr Hostel Disati (Dirk-Sabine-Tim), das neben der Unterkunft auch eine Veranstaltungshalle umfasste.
Mit der Strandbar fing alles an
Im Februar 2009, als die Familie ein Geburtstags-Wochenende in Kühlungsborn verbrachte, entdeckten die Hertams bei einem Spaziergang eher zufällig den dortigen Kletterwald. Der hatte sich bei Sabine irgendwie im Unterbewusstsein festgehakt. Als sie dann von der Strandbar aus in das angrenzende Waldstück schaute, drängte der Gedanke wieder nach vorn, und daraus wurde eine Idee: „So ein Kletterwald könnte doch auch hier passen!“ Bis dahin hatten die Zwei noch nichts mit Kletterei zu tun. Sie waren Naturliebhaber und passionierte Wanderer – nicht mehr und nicht weniger. So fingen sie an, sich mit dem Metier zu befassen, besuchten deutschlandweit Kletterwälder, befassten sich mit den technischen Details, mit Anforderungen an die Bäume, Baumschutz und Co.
„Die Chemie hat sofort gestimmt“
Ihre Recherchen führten sie auch nach München. Dort lernten sie Reiner Pietsch kennen, der nicht nur einen Kletterwald betrieb, sondern auch eine entsprechende Baufirma. „Die Chemie hat sofort gestimmt, sein Ansatz im Hinblick auf den Naturschutz kam unseren Auffassungen am nächsten. Seine Methode, die Plattformen quasi mitwachsen zu lassen, die er sich patentieren ließ, sollte auch unsere werden“; erinnert sich die heute 53-jährige Kagelerin.
Mit Pietsch, der noch immer Freund und Geschäftspartner ist, wurden die Baupläne entwickelt und die notwendigen Vorbereitungen getroffen. Die Genehmigungen mussten eingeholt und die Hertams als Kletterführer ausgebildet werden. Schon im Winter 2009/2010 wurde aus der Idee ein Abenteuerspielplatz für jene, die in wackeliger Höhe mit gutem Gleichgewichtssinn und Mut eigene Grenzen ausloten wollen. Ostern 2010 wurden die ersten Gästen begrüßt. Was sie in den fünf Parcours an Elementen finden, hat zu 99 Prozent mit den Hertams und dem Standort zu tun. „Wir haben dem Layout unseren Stempel aufgedrückt, wir wollten was Typisches für hier, keine Kopie von Bayern.“
Dem Layout den Grünheider Stempel aufgedrückt
Der „Softeis“-Schriftzug passt zur Strandbar, das „Surfbrett“ und das „Boot“ zum See. Die „Schildkröte“ natürlich zu Grünheide. Die „Fässer“ können als Treibgut wahrgenommen werden und die „Boxsäcke“ sind etwas, an dem sich Sabine Hertams Söhne (am Boden) gern mal austoben.
Über all die Jahre hat sich im Detail schon einiges am Kletterwald verändert. Der Klimawandel ist auf dem etwa 12.000 Quadratmeter großen Areal deutlich spürbar. Bäume, von denen es niemand gedacht hatte, sind abgestorben und mussten herausgenommen werden. Die Kontrollen hierfür und die entsprechende Pflege werden Jahr für Jahr im Winter vorgenommen. Wege kamen hinzu, wurden abgewandelt und ergänzt. Somit gibt es auch für Stammgäste immer Neues zu entdecken. Seit 2013 gibt es zudem den Miniparcours für die jüngsten Gäste. Die ab Vierjährigen können in bis zu zwei Metern Höhe unter Aufsicht eines Erwachsenen Kletterluft schnuppern.
Saisonkräfte gesucht
Im Kletterwald warten auf die Gäste übrigens nicht nur die bunten Elemente, die es, gesichert über einen Karabiner auf Magnetbasis, zu überwinden gilt, sondern auch viele hölzerne Skulpturen. Die hat Dirk Hertam mit der Kettensäge zum Leben erweckt. Und sie sind ein bleibendes Vermächtnis, werden auch nach seinem Tod 2019 lange an ihn erinnern. Heute führt Sabine Hertam den Park alleine – unterstützt von ihren Söhnen Robert (32) als festem Mitarbeiter und Tim (21) als Minijobber. Den Sommer über kann sie auf ein gutes Dutzend Saisonkräfte zurückgreifen, die den Betrieb im Kletterwald absichern. „Wer Lust hat, verlässlich mitzuarbeiten, Schüler, Studenten zum Beispiel, ist immer gern gesehen“, sagt die Inhaberin.
Übrigens: Das Hostel haben die Hertams 2011 aufgegeben und auch die Strand-Partys werden am Werlsee Nordstrand nicht mehr gefeiert. (Anke Beißer)