Die Feuerwehr ist ihre zweite Familie: Cordula Keslau, kommissarische Jugendwartin

Wer in eine Feuerwehrfamilie hinein geboren wird, kann sich dieser wohl nur schwer entziehen. Und will es vielleicht ja auch gar nicht. So jedenfalls ist es Cordula Keslau ergangen, deren Großvater schon zur Kageler Wehr gehört hat, ihr Vater ebenso, und auch sie hat längst ihre Tochter mit der Leidenschaft für die Gemeinschaft angesteckt. Aber mit dem bloßen ehrenamtlichen Engagement in der aktiven Feuerwehr ist es für die 39-Jährige nicht getan. Erst war sie stellvertretende Jugendwartin in Kagel, dann wechselte sie auf den Vize-Posten für die ortsübergreifende Organisation der Jugendfeuerwehr Grünheide.  Und nun, da Björn Meyke nach seinem 30 Jahre währenden Engagement den Vorsitz derselben abgegeben hat, steht Cordula Keslau bereit. Aktuell bekleidet sie die Funktion noch kommissarisch, wenn aber der neue Gemeindebrandmeister im Frühjahr ernannt ist, kann er sie offiziell berufen.

Vor allem ihr Vater hat ihr Interesse für die Wehr geweckt

Wen sie an ihre ersten Berührungspunkte mit der Feuerwehr zurückdenkt, kommt ihr (schon verstorbener) Vater Hans-Georg Keslau ins Spiel, der mehr als 55 Jahre der Truppe angehört hat. „Papa ist immer dienstags zur Ausbildung und den letzten Freitag im Monat zur Versammlung in die Wache“, erinnert sich die Tochter. Auch an die Feste und dass ihr Vater mal drei Tage am Stück bei einem Waldbrand im Einsatz war. „Wir wussten nichts von ihm, es gab da noch kein Handy.“ Er sei unversehrt, aber erschöpft nach Hause gekommen und habe sich ins Bett gelegt, um gründlich auszuschlafen. So habe sie es als Kind erlebt. „Ich bin 1998, mit 14 Jahren eingetreten. Da haben wir die Jugendwehr von Kagel gegründet“, hat Cordula Keslau frühzeitig im Ort Spuren hinterlassen.

In der Chronik entdeckt: Die Kagelerin hat selbst in er Jugendfeuerwehr begonnen - das Foto im Kageler Depot liefert den Beweis. Foto: Anke Beißer
Schöne Erinnerungen: Die Kagelerin war selbst Mitglied in der Jugendfeuerwehr und denkt gern an die Zeit zurück.  Foto: Anke Beißer

Die Jungs aus ihrer Klasse gehörten damals der Nachwuchsabteilung von Grünheide an. Sie habe sich dann mit ihrer Freundin, Ramona Franke, gefragt, warum es so ein Angebot nicht auch in Kagel gibt. „Wir sind zum stellvertretenden Wehrführer Edwin Neuendorf und haben ihn darauf angesprochen. Wenig später wurde unter der Führung von Marcus Seefeld die Jugendwehr gegründet.“

Ein knappes Dutzend Jahre und vielleicht fast ebenso viele Jugendwarte später hatte Inken Krüger (damals Hellmich) das Zepter in der Hand, und Cordula Keslau gesellte sich 2009/10 als Vize hinzu. Das Gespann funktionierte über all die Jahre perfekt, bis eben Cordula Keslau im Sommer 2022 von der Orts- auf die Gemeindeebene wechselte. „Das war schon eine Umstellung. Ich hatte fortan weniger direkt mit den Kindern zu tun, bin in die administrativen Aufgaben hinein gewachsen.“

Ein paar Neuerungen hat sie schon auf den Weg gebracht

Schrittweise in das neue Amt hineingewachsen will die 39-Jährige nun auch, da sie aus der zweiten in die erste Reihe gerückt ist, ihre Ideen und Vorstellungen von der Organisation einbringen. „Wir werden die Sitzungen protokollieren, damit die besprochenen Themen auch für jene nachvollziehbar, die nicht dabei sein konnten“, nennt die Kagelerin eine erste Neuerung. Zudem gebe es von allen Eltern auszufüllende einheitliche Formulare für die Mitgliedschaft – mit Kontaktdaten, Abholvollmacht und Fotoerlaubnis. Sie wolle auch den Haushalt für die Jugendwehr gemeinsam aufstellen, „coole Ideen“ dafür sammeln. „Bei Anschaffungen müssen wir gucken, was jede Abteilung für sich will und was womöglich geteilt, in Absprache gemeinsam genutzt werden kann.“ Sie sei angetreten, bestehende oder aufkeimende Problem zu lösen und nennt das „eine willkommene Herausforderung“.

Festgehalten werden soll auf alle Fälle an die traditionellen Punkte im Jahresplan. Dazu gehöre das Fußballturnier im Frühjahr und die Wochenfahrt im Sommer nach Prora. „Weil das Alter der Mitglieder im Durchschnitt aktuell etwas niedriger liegt, müssen wir überlegen, ob der Badeausflug ins Schwapp Sinn macht. Vielleicht gehen wir anstelle dessen in eine Trampolinhalle oder so.“

100 Kinder sind mit Begeisterung am Ball

Derzeit nehmen gut 100 Mädchen und Jungen im Alter von 6 bis 16 Jahren das Angebot in einer der Nachwuchsabteilungen wahr – laut Cordula Keslaus Statistik in Grünheide, Kagel und Kienbaum je 25, in Hangelsberg und Spreeau je 10 und in Mönchwinkel 5. Die Kagelerin wünscht sich für ihr Engagement weiterhin motivierte Kinder sowie die ungebrochene Hilfe und Unterstützung der Eltern, „ohne die nichts gehen würde“.

Weitere Leidenschaft führt Cordula Keslau gen Norden

Bei so viel Engagement und Herzblut – bleibt da überhaupt noch Zeit für ein Leben ohne Feuerwehr? Cordula Keslau, im Berufsleben Team-Assistentin bei einer Gewerkschaft, hat eine 13-jährige Tochter, längst Mitglied der Jugendwehr, und ihr Mann Michael ist Ortswehrführer von Kagel. „Die Wehr ist unsere zweite Familie“, sagt die 39-Jährige. Aber, es gebe noch eine weitere Leidenschaft der Keslaus: „Wir lieben Wohnmobil-Reisen und sind große Dänemark-Fans. Da geht es auch in diesem Jahr wieder hin.“  (Anke Beißer)

Kontakt: Jugend@feuerwehr-gruenheide.de

Ausnahme: Auch die Jugendfeuerwehr nutzt das Logo der „Großen“, allerdings ohne Ortsteilvermerk. Quelle: Gemeinde Grünheide
Bei Kindern und Jugendlichen sehr beliebt: die Jugendfeuerwehr mit ihren Abteilungen in allen sechs Ortsteilen von Grünheide. Quelle: Gemeinde Grünheide