Grünheider Ortswehr wird 120 Jahre alt – und lädt zum Feiern ein

Die Freiwillige Feuerwehr des Ortsteils Grünheide feiert in diesem Jahr ihr 120-jähriges Bestehen. Ein Blick in die Geschichte ist dank der von Stephan Werner 2015 überarbeiteten Chronik möglich, die aber leider nach 2016 nicht fortgeführt wurde. Das Kapitel der Jahre bis 2024 ist vorerst ungeschrieben – wird aber vielleicht irgendwann ergänzt.

Blick in die Vergangenheit: 2016 ist eine, von Stephan Werner überarbeitete Chronik erschienen. Screenshot: Anke Beißer/Quelle: Freiwillige Feuerwehr Grünheide
Blick in die Vergangenheit: 2016 ist eine, von Stephan Werner überarbeitete Chronik erschienen. Screenshot: Anke Beißer/Quelle: Freiwillige Feuerwehr Grünheide

Während es in anderen Nachbargemeinden schon seit Jahren eine Freiwillige Feuerwehr gab – in Erkner zum Beispiel seit 1889 –, war die Gründung in der Gemeinde Werlsee, so ihr damaliger Name, erst 1904 unter Regie des Ortsvorstehers und Schleusenwärters Ferdinand Große über die Bühne gegangen. Auch wenn es keine Aufzeichnung zum genauen Termin gibt, sind zumindest einige Gründungsmitglieder bekannt. Dazu zählen der erste Ortsbrandmeister Busack (der Vorname ist nicht überliefert), Franz Wegner und Otto Walz. Im Jahr darauf waren dann alle Formalitäten geklärt, die Wehr mit einer gebrauchten Handdruckspritze ausgestattet und die Wache in der Mielenzstraße 10 bezogen. Was fehlte, waren eigene Pferde der Wehr, so dass die Bauern verpflichtet waren, im Einsatzfall für ein Gespann zu sorgen.

Chronik mit Lücken

Über den unmittelbaren Aufbau und die Folgejahre steht in der Chronik nichts geschrieben. Allerdings ist aus den Aufzeichnungen der 1930er-Jahre herauszulesen, dass es schon vor 100 Jahren offenbar eine Tradition gab, die bis heute hält: Zu bestimmten Anlässen trafen sich die Wehrleute aus verschiedenen Orten, demonstrierten bei Vorführungen ihr Können, pflegten die Kameradschaft in geselligen Runden, und vor allem rückten sie gemeinsam zu Einsätzen aus, um sich gegenseitig zu unterstützen. Dabei ist von Waldbränden genauso zu lesen wie von der Hilfe bei der Brandbekämpfung und Rettung Verschütteter nach dem verheerenden Bombenangriff auf Erkner am 8. März 1944.

Gemeinde und Kreise in die Verantwortung genommen

Nach dem Krieg, im Jahr 1947, wurden das Feuerlöschwesen und der Katastrophenschutz auf ein neues Fundament gestellt, gehörten fortan zur Selbstverwaltungsaufgabe der Gemeinden und Kreise. Damals zählte die Grünheider Wehr 28 aktive Mitglieder und die hatten, wie es einem Tätigkeitsbericht zu entnehmen ist, mit Wald- und Kleinbränden gut zu tun. Und das unter erschwerten Bedingungen, denn ausgerückt wurde mit Fahrrad und Spaten und ohne Einsatzkleidung – wie es der Chronik zu entnehmen ist.

Im April 1961 wurde beschlossen, ein Brandschutzaktiv zu gründen, das mit der heutigen Jugendfeuerwehr zu vergleichen ist und seit 1964 als Arbeitsgemeinschaft „Junge Brandschutzhelfer“ geführt wurde. Und ein Jahr später wird die Wehr um eine weitere Facette reicher, denn es wurde eine Frauengruppe gebildet, die in den Folgejahren sehr aktiv an Feuerwettkämpfen teilgenommen hat.

Ausbildung nimmt hohen Stellenwert ein

Über die Jahre wuchs die Ortswehr bis 1980 auf fast 50 Mitglieder an. Neben den Einsätzen nahm auch die Ausbildung einen hohen Stellenwert ein. Und natürlich wurde die Ausstattung kontinuierlich verbessert, auch wenn es sich häufig nicht um neue, sondern lediglich neu aufgebaute Technik handelte.

Nach der Wende musste hier kräftig investiert werden. Aber nicht nur aufgrund des Zustandes, sondern vor allem, weil die Einsatzzahl schlagartig zugenommen hatte und ein völlig neuer Bedarf entstanden war. Zudem wurde 1993 eine weitere Tradition begründet. Denn in dem Jahr fand der erste gemeinde-übergreifende Grundlehrgang für junge Kameraden aus Grünheide, Erkner, Gosen und Neu Zittau statt.

Umzug in neues Gerätehaus

Mit dem Anwachsen der Wehr, personell wie auch hinsichtlich der Ausstattung, wurde auch der Ruf nach einem neuen Feuerwehrdepot immer lauter. Und er wurde erhört. Im Oktober 1995 erfolgte der erste Spatenstich für das Gerätehaus in der Straße Am Schlangenluch, wo die Ehrenamtler noch heute ihr Domizil haben. Und auch bei den Investitionen in die Ausrüstung, in die Fahrzeuge und die Ausbildung hat es keinen Stillstand gegeben.

Die ehrenamtliche Wehr ist für den Brand- und Katastrophenschutz in der Gemeinde unabdingbar. Aktuell besteht die Einsatzabteilung aus 46 Aktiven, darunter 6 Frauen. Aber die Wehr ist mehr, denn sie spielt auch eine wichtige Rolle im gesellschaftlichen Leben. An vielen Stellen helfen die Feuerwehrleute auch jenseits ihrer Einsätze, beteiligen sich an Festen und Märkten und bieten mit der Jugendfeuerwehr (derzeit 28 Kinder) ein attraktives Freizeitangebot für die jüngsten Grünheider.

Lustiger Geselle: Das Logo begleitet die Jugendfeuerwehr Grünheide. Screenshot: Anke Beißer/Quelle: Freiwillige Feuerwehr Grünheide
Lustiger Geselle: Das Logo begleitet die Jugendfeuerwehr Grünheide. Screenshot: Anke Beißer/Quelle: Freiwillige Feuerwehr Grünheide

Und dieses Engagement soll nun im Rahmen des Jubiläums gefeiert werden. Deshalb ist die Ortswehr Ausrichter des diesjährigen Gemeindefeuerwehrtages. Dabei startet am Samstag, den 13. Juli, um 10 Uhr der Festumzug vom Marktplatz zur Festwiese. „Dort beginnt um 11 Uhr der offizielle Teil mit Ehrungen und Beförderungen“, kündigt Ortswehrführer Tim Stokloßa an. Der werde so etwa bis 12.30 Uhr gehen und mit der Übergabe des neuen HLF (Hilfeleistungs-Löschgruppen-Fahrzeug) für die Ortswehr enden. Von 13 bis 15 Uhr bestimmten die Einsatzabteilung und die Jugendfeuerwehr das Geschehen mit diversen Vorführungen. Und letztlich geht die Veranstaltung ins Heimatfest von Grünheide über. (Anke Beißer)