Oft ist es so, dass bei der Berufswahl die eigenen Neigungen eine große Rolle spielen. Bei Mandy Koblenz, geboren in Thüringen und aufgewachsen in Hangelsberg, war das etwas anders. Von jeher hatte sie eine ausgeprägte kreative Ader. Zugegeben, sie bewarb sich nach dem Abitur um eine Ausbildung in einem Fotoatelier, zudem aber eben auch als Tierarzthelferin und als Verwaltungsfachangestellte. Eine ziemliche Streuung, die aber wohlüberlegt war. „Ich wollte vor allen Dingen etwas Sicheres.“ Ihr wurde damals geraten, Mediendesign zu studieren. „Da hätte Kreativität Druck bedeutet, und das wollte ich nicht“, sagt die heute 43-Jährige. Alles Kreative sollte für die Freizeit bleiben, als Ausgleich.
Ausbildungs- und Arbeitsstätte wurde das Grünheider Rathaus. „Es war die genau richtige Entscheidung“, steht für Mandy Koblenz rückblickend nach wie vor fest. Nach der Ausbildung ging es für sie in die Kämmerei. Zuerst war sie für Steuern zuständig. „Der Teil der Arbeit war für mich persönlich nicht so erfüllend.“ In jener Zeit kümmerte sie sich aber auch schon um die Pachten. Als dann das Gebiet der Liegenschaften personell neu besetzt werden musste, fiel die Wahl auf die Hangelsbergerin. „Hierfür bin ich mittlerweile die längste Zeit zuständig. Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich.“
„Ich bin viel draußen unterwegs.“
Die kommunalen Grundstücke sind ihr Metier. Verkäufe, Ankäufe, Leitungsrechte, Erbbaupachtverträge, Pachtverträge für Erholungsgrundstücke – um all die Dinge kümmert sie sich. „Ich bin viel draußen unterwegs, hab mit Menschen zu tun. Das passt zu mir.“
Ebenso wie ihr Büro. Denn hier umgibt sich Mandy Koblenz nicht nur mit Akten, die Wände sind vor allem ein Spiegelbild ihrer kreativen Seite, die sie als Kraftquell sieht. Hier hängen Werke, die einen kleinen, aber aussagekräftiges Schlaglicht auf ihr Hobby werfen und von ihrem Talent zeugen.
Das Malen neu für sich entdeckt
Wie die 43-Jährige erzählt, galt ihre Vorliebe seit jeher dem Malen. Und doch hat sie 1993 damit aufgehört. Damals lenkte sie ihr Interesse auf die Kamera und mit ihr die Fotografie. Und sie begann zu nähen. All das macht sie noch heute, aber seit Februar 2023 ist dann doch wieder die Leinwand in den Vordergrund gerückt. „Ich arbeite vorrangig mit Acryl, dazu Bleistift und sogar Kaffee“, sagt die Hangelsbergerin. Sie mag es abstrakt, hält aber auch Porträts fest. Gern vermischt sie Motive und Stile zu völlig Neuem, zum Beispiel Wasserfälle mit mystischen Wesen. Ihre Arbeiten sind phantasievoll, mit überraschenden Effekten, filigran, aber zugleich kraftvoll. Inspiriert wird Mandy Koblenz dabei oft von ihren Reisen. „2016 war ich mit meinem Mann auf Island. Die Natur hat mich gefesselt.“ Und so spiegeln sich die tiefen Eindrücke von der Landschaft auf der Insel noch heute in ihren Motiven wider – wenn etwa ein Wikinger über den Wasserfall Godafoss wacht, der Bart des vor Kraft strotzenden Mannes in die rauschende Gischt übergeht. Wiederkehrend ist auch eines ihrer Lieblingsmotive: die Schnecke mit dem Totenkopf. Warum? „Ein Sinnbild dafür, dass der Tod schleichend kommt?“, denkt sie laut nach und ergänzt:„Da lässt sich viel reindeuten. Mich faszinieren Totenköpfen, vielleicht allein schon deshalb, weil sie zu Rock- und Punkmusik gehören. Und das ist seit jeher meine Musik.“
Für solche starken Momente muss sie aber nicht in die Ferne reisen. Auch der Harz kann sie locken. Sie beschreibt eine Situation, die sie als typisch bezeichnet. Nach einer Wanderung hatte sie ein Bild im Kopf, das sofort auf die Leinwand sollte. „Ich konnte nicht bis nach dem Urlaub, bis zu Hause warten. Wenn mich die Muse küsst, muss ich loslegen. Also bin ich in den Ort und habe mir Malzeug gekauft.“
Das Esszimmer zum Atelier gemacht
Ihr Mann habe für ihre Leidenschaft vollstes Verständnis, freut sich die Hangelsbergerin über den Rückhalt in der Familie. Ihre sechsjährige Tochter steht dem in nichts nach. Das Esszimmer teilt sich Mandy Koblenz dann auch zuweilen mit ihrer Johanna – fürs Nähen, Malen und Hausaufgaben machen.
Zufrieden und stolz erinnert sich die Hobby-Künstlerin an ihre erste Ausstellung nach der Schaffenspause. Mitte Juni 2023 war es so weit, durfte sie nach dem Wiedereinstieg in die Malerei und einer exzessiven Phase eine Auswahl ihrer Arbeiten in „Flügel‘s Hof“ in Fangschleuse zeigen. „Ich habe viel positives Feedback bekommen. Das war ein sehr schönes Gefühl.“ Prompt war ihre kreative Ader kurz darauf abermals gefragt. „Ich habe für den Grünheider Carneval Klub eine überdimensionale Mickymaus gemalt, die dann bei einer der Veranstaltungen ,100 Jahre Disney‘ versteigert wurde.“ Und so geht es mit ihrer Malerei für sich selbst und auch „auf Bestellung“ weiter voran – eine nächste Ausstellung sei nicht auszuschließen. „Ich gucke noch nach einem geeigneten Ort.“ (Anke Beißer)