Neuer Gemeindewehrführer Tobias Thieme: Mit „Los, komm mit!“ fing alles an

Seit Anfang April ist Tobias Thieme neuer Gemeindewehrführer von Grünheide. Und seither hat sich etwas ganz grundlegend in seinem Leben verändert. Der Mönchwinkler führt nun einen Kalender. „Das hab ich zuvor nie gemacht, hatte ’ne Zettelwirtschaft und bin damit gut ausgekommen“, sagt der 33-Jährige. Doch schon am ersten Tag im neuen Ehrenamt hat er gemerkt, dass das so nicht mehr funktionieren wird. Er bestätige einen Termin inzwischen nur, wenn er in seinem, nun ständigen Begleiter nachgeschaut hat.

„Hauptsache, du bist zum Abendbrot zurück.“

Der Mönchwinkler ist nicht nur zutiefst in seinem Heimatort verwurzelt, sondern auch in der Feuerwehr. Um 1998/99 herum – so recht kann er sich nicht erinnern – hatte er den damaligen Amtsbrandmeister Richard Leder, der in seiner Straße wohnte, mit dem Amtsbrandmeister-Auto vorbei in Richtung Depot fahren sehen. Das hat dem Jungen imponiert. Leder war auf dem Weg zu einer Übung und bot ihm an: „Los, komm mit!“ – was seine Mutter mit dem Satz gestattete: „Hauptsache, du bist zum Abendbrot zurück.“

Für Tobias Thieme war das der Einstieg. Er kam nicht mehr los von der Feuerwehr. Aus einer Handvoll etwa gleichaltriger Kinder wurde eine Nachwuchsabteilung. „Sonst war ja im Dorf nicht viel los.“ Zwar war die Jugendwehr nicht durchgängig zu halten, der damalige Teenie blieb aber dabei, wechselte 2007 in die Einsatzabteilung und wurde für ein Jahr selber Jugendwart. Nach einer von sich aus entschiedenen Abkehr von der Wehr (2010 bis 2013) holte ihn der Ortswehrführer Lutz Leder schließlich zurück. Und dabei sollte es dann auch bleiben. Seit 2017 war Thieme stellvertretender Ortswehrführer von Mönchwinkel – das Amt hat er nun aufgrund der neuen Verpflichtung niedergelegt – und hat zuletzt die Truppe in Freienbrink aufgebaut. Dank seines jahrelangen Engagements ist er auch sehr weit ausgebildet.

2007 stand die erste Ausbildung für Einsatzkräfte an

Nach dem Grundlehrgang 2007 legte Thieme bis 2015 mit diversen Fachausbildungen nach, zudem jener zum Truppführer (2015), Gruppenführer, dem Ortswehrführerlehrgang (beide 2018), jenem zum Zugführer (2022) und zum Führungshilfspersonal (2023). „Jetzt steht der Ausbilder in der Feuerwehr an und der zum Leiter einer freiwilligen Feuerwehr.“ Absolvieren muss er dann noch die Ausbildung zum Verbandsführer und zum Erstellen einer Alarm- und Ausrückeordnung. So lange er hier noch kein Zertifikat hat, agiert er als Gemeindewehrführer mit Sondergenehmigung. „Für die Anfangszeit werde ich bei den Aufgaben von meinem Vorgänger, Norman Elsner, unterstützt. Er ist wie Normen Oswald zum Stellvertreter berufen.“ Mit dieser Unterstützung im Rücken kann Tobias Thieme in sein neues Amt kontinuierlich und fachlich begleitet hineinwachsen.

Für sechs Jahre berufen: Gemeindewehrführer Tobias Thieme (Mitte) sowie seine Stellvertreter Norman Elsner (links) und Normen Oswald. Foto:
Für sechs Jahre im Ehrenamt: Gemeindewehrführer Tobias Thieme (Mitte) sowie seine Stellvertreter Norman Elsner (links) und Normen Oswald. Foto: Jan Wischnewski

Was ihm zugutekommt, ist die Nähe zu seinen beruflichen Aufgaben. Hier ist er nicht nur als Angestellter der Gemeinde für das Heimatmuseum Mönchwinkel zuständig (die Ortsgeschichte ist seine zweite, vielleicht noch größere große Leidenschaft), sondern hat auch seit Januar 2022 den Aufbau der Rettungszentrale in Freienbrink mit begleitet und kümmert sich seit der Inbetriebnahme um die Belange der Nutzer. Außerdem gehört er seit Anfang April zur neu gebildeten Stabsstelle Brand- und Bevölkerungsschutz.

Tobias Thieme attestiert der Wehr bis dato eine gute Entwicklung

Aber zurück zu seinen Notizen. Wie steht es denn nun um die Grünheider Gemeindefeuerwehr und was hat er sich nach dem Besuch der Ortswehren auf die Agenda geschrieben? „Ausgehend davon, wie viele Helme wir inzwischen nachbestellt haben – ich bin in der Stabstelle stellvertretend für die Bekleidungskammer zuständig – weiß ich, dass wir uns gut entwickeln.“ Die Statistik belegt, dass die Mönchwinkler Wehr aktuell 20 Mitglieder hat – „bei 270 Einwohnern ist das doch gut!“, lobt Thieme seinen Heimatort. Bei den anderen Wehren sehe es wie folgt aus: Grünheide zählt 43 Mitglieder, Hangelsberg 24, Kagel 22, Kienbaum 19, Freienbrink 16 und Spreeau 13. Macht in Summe 157 aktive Kräfte und lässt die Einsatzbereitschaft am Tag gut funktionieren. „Das liegt unter anderem an Schichtarbeit und an der Beschäftigung in der Gemeindeverwaltung“, erläutert Thieme.

Ein Punkt sei besonders wichtig – die Kommunikation

Aus den vielen Anregungen und Wünschen hat er folgende Schwerpunkte für seine Arbeit herausgezogen: Um Entscheidungen zu treffen und diese dann besser zu kommunizieren, bedarf es eines Mehr an Information. Ab Sommer soll es, für alle Kameraden der Ortswehren zugänglich, einen Newsletter geben, in dem Informationen und Entscheidungen weitergetragen werden. Die Führungskräfte der Jugendfeuerwehr sollen an den Beratungen der Führungskräfte teilnehmen und so in alle Prozesse einbezogen werden. Mehr Aufmerksamkeit soll zudem der Alters- und Ehrenabteilung geschenkt werden. Politische Gremien sollen fachlich besser informiert und somit besser auf ihre Entscheidungen vorbereitet werden. Was Fahrzeuge und Gerätehäuser anbelangt, so solle der Entscheidungsprozess „von unten nach oben geführt werden“, sagt der 33-Jährige. Ihm gehe es zudem um eine bessere Zusammenarbeit mit den Wehrführungen der einzelnen Ortsteile. Und der Brandschutzerziehung, somit der Öffentlichkeitsarbeit, solle mehr Bedeutung beigemessen werden. „Das ist alles keine Rang- und Reihenfolge und sicher auch nicht vollständig. Aber es ist für mich erst einmal eine Richtschnur.“