Nachdem Anne-Kathrin Rochow im Vorjahr zur Amtsleiterin aufgerückt ist, war die Koordinatoren-Stelle für das Lokale Bündnis für Familie, in Grünheide mit dem Namen „Familienbande“ versehen, vakant. Das ist per 1. Mai Geschichte. Denn mit Pauline Thiel wurde jetzt eine Nachfolgerin gefunden.
Für die 37-Jährige ist das ein wahrer Glücksfall. Denn endlich tritt die erhoffte Erleichterung in ihrem Familienalltag ein und sie hat eine Arbeit gefunden, die ihr zu hundert Prozent liegt. Sie mag Menschen, hilft und engagiert sich gerne, ist freundlich und offenherzig, eine wahre Frohnatur.
Vor zwölf Jahren nach Grünheide gezogen
Aufgewachsen in Wildau und dann in Bestensee zu Hause, ist Pauline Thiel vor zwölf Jahren der Liebe wegen nach Grünheide gezogen. „Wildau und Grünheide sind gar nicht so verschieden“, sagt sie. Beide Orte haben etwa gleichviel Einwohner, sie liegen inmitten schöner Natur, umgeben von viel Wald und Wasser. Es gibt viele junge Familien, viel Zuzug. Und auch Wildau hat mit dem Einkaufszentrum und der Uni einen Wandel hinter sich. „Das hat den Ort sehr verändert, aber es hat ihm gutgetan.“ Als ihr Mann vor 20 Jahren in seine erste Grünheider Wohnung in der Hubertusstraße gezogen sei, habe er lange alleine in dem Aufgang gewohnt. Heute sei es schwierig, überhaupt eine bezahlbare Wohnung zu finden. Und Zugezogene brauchen ein gutes Netzwerk, damit sich das schöne Wohnen hier und der Job (oft außerhalb) gut miteinander verbinden lassen.
Bei dem Gedanken ist die Koordinatorin schon bei einer Facette ihres künftigen Tuns, denn es wird auch zu ihren Aufgaben gehören, gut hinzuhören, wo es Hilfestellungen bedarf, wie Grünheide noch familienfreundlicher werden kann. „Das Anliegen richtet sich natürlich an Jung und Alt, es geht da um alle Generationen.“ Insofern wird das Zusammenwirken mit der Kümmerin ebenso eine Rolle spielen wie jenes mit dem Familienzentrum, der Kinder- und der Jugendkoordination.
Alltäglicher Spagat zwischen Wohnen im Grünen und Job in Berlin
Für Pauline Thiel bedeutete der bisherige Job in Berlin – jeden Tag drei Stunden Fahrweg mit dem Auto – und das Wohnen in Altbuchhorst spätestens seit ihr Sohn Pepe, heute 7, auf der Welt ist, einen riesigen Spagat. Zwar konnte sie ihre Arbeit auf eine Vier-Tage-Woche verteilen, aber problematisch war der Alltag trotzdem. „Ich wollte etwas in der Nähe finden.“ Sie wechselte im Sommer zu einem Pflegedienst in Erkner und gab zudem in ihrer Heimatgemeinde eine Initiativbewerbung ab. „Als ich dann die Stellenausschreibung in Grünheide sah, habe ich gleich gedacht, das könnte passen und darum gebeten, meine vorliegende Bewerbung mit zu berücksichtigen“, erinnert sich die junge Frau. Jetzt sei sie sehr froh, dass sie die Arbeit von Anne-Kathrin Rochow weiterführen und sich einbringen darf.
Bindeglied, Netzwerkerin und Multiplikatorin
Pauline Thiel ist gelernte Einzelhandelskauffrau und hat wie auch zuletzt bei dem Pflegedienst im kaufmännischen Bereich gearbeitet. „Ich hatte immer viel mit Menschen zu tun, mit Kollegen und Kunden. Das liegt mir.“ Insofern wird die Kontaktaufnahme nach allen Seiten für sie keine Schwierigkeit darstellen. Sie verstehe sich als Bindeglied zwischen den Akteuren, als Netzwerkerin und als Multiplikatorin für Informationen. Denn, so ihre Erfahrung, oft mangele es besonders daran. Auch sie hat zum Beispiel eher zufällig von den Angeboten im Eltern-Kind-Zentrum (heute Familienzentrum) erfahren.
„Mein Mann und ich hatten zwar Freunde in Grünheide, wir sind aber nicht so die Vereinsmenschen und arbeiteten beide außerhalb. Da bekommt man nicht so viel mit.“ Als Pepe geboren war, hatte es eines Tages an Tür geklingelt. Eine Mitarbeiterin der Gemeinde, Magrit Flister, war gekommen, um zur Geburt zu gratulieren und das in Grünheide obligatorische Begrüßungsgeschenk vorbeizubringen. Dabei habe sie auch von der Krabbelgruppe erzählt. „Wenn jemand zu mir kommt und mich so freundlich einlädt, dann schau ich mir das zumindest einmal an“, war ihre Reaktion auf den Besuch. Und Pauline Thiel wurde nicht enttäuscht. „Da war jemand, der mir Kaffee hingestellt hat, da waren Mütter mit genauso vielen Fragen wie ich, wir konnten miteinander plaudern, es war eine Wohltat, ein Genuss“, schwärmt die 37-Jährige bis heute. Sie habe sogar ihrer Freundin aus Bestensee davon erzählt und diese habe dann ihre Besuche immer auf den Donnerstag gelegt, um mit zur Krabbelgruppe gehen zu können.
Heimatgemeinde von neutralem Boden aus kennenlernen
Nun also liegt reichlich Neuland vor der Koordinatorin. Zuletzt hat sie bei einem Bündnistreffen in Frankfurt (Oder) erste Kontakte zu Kollegen aus anderen Kommunen knüpfen können. Bei „Grünheide auf Rädern“ und beim Trödelmarkt in Grünheide hat sie schon mal „Gesicht gezeigt“. Nun wird sie sich aufmachen, ihre Heimatgemeinde bis in den letzten Zipfel kennenzulernen. Da sie keinem Verein oder ähnlichem angehört, versteht sie sich als „Mädchen aus der Mitte“. Sie stehe quasi auf neutralem Boden, könne sich unbefangen und wertfrei einsetzen.
Mit der neuen Arbeit muss die Familie ihren Alltag neu organisieren. Es kommen Einsätze am Wochenende dazu, aber damit auch ein bisschen mehr Flexibilität. In ihrer Freizeit genießt Pauline Thiel natürlich zu allererst die Zeit „mit ihren zwei Jungs“. Die Fahrt vom Löcknitzcampus, wo sie im Familienzentrum ihren Schreibtisch haben wird, nach Hause bezeichnet sie als „kleine Auszeit“, die sie (in der Regel) auf dem Fahrrad verbringen wird. Bei längeren Auszeiten mag sie das Reisen in die Wärme, ans Meer. Ihr sei es wichtig, andere Kulturen kennenzulernen. „Das öffnet den Blick und verstärkt das schöne Gefühl, wieder nach Hause zu kommen.“ Zudem spiele Lesen für sie eine große Rolle, und diese Leidenschaft gibt sie auch an ihren Sohn weiter. „Ich lese jeden Abend mit ihm im Bett und wir gehen regelmäßig in die Bibliothek.“
Wer sich kennt, passt auf sich auf
Und da ist noch etwas, was Pauline Thiel sehr wichtig ist: ihre mittlerweile 84 Jahre alte Oma in Zeuthen. „Früher bin ich immer zu ihr hin, wenn ich Kraft brauchte, jetzt kehrt sich das um. Jetzt kann ich zurückgeben.“ Von der Großmutter kommt übrigens auch eine Lebensweisheit, die Pauline Thiel charakterlich geprägt und zu einem Menschenfreund gemacht hat. Für sie gehört es sich, anderen einen guten Tag zu wünschen und sie somit wahrzunehmen. Denn wer sich kennt, passe aufeinander auf. „Das sage ich auch Pepe. Damit ihn sich die Leute merken als den Jungen, der so freundlich grüßt.“ (Anke Beißer)
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