Im Vorjahr spitzte sich die Lage auf dem Energiesektor wegen des Ukraine-Krieges so dramatisch zu, dass nicht nur Haushalte nach Einsparmöglichkeiten im Strom- und Gas-Verbrauch suchten, sondern auch die Kommunen. In Grünheide wurde dazu ein 13-Punkte-Plan aufgestellt. Nicht alle der Maßnahmen erwiesen sich als praktikabel.
Hier eine Übersicht:
Stichwort Wasser. In ausgewählten Gebäuden sollte die Warmwasserbereitung abgestellt oder zumindest reduziert werden. Laut Rathaus-Mitarbeiterin Pauline Biedenweg wurden beispielsweise im Verwaltungs-Gebäude die Fünf-Liter-Untertischboiler zumindest auf „e“ (was eine Temperatur von 50 bis 60 Grad entspricht) oder gar auf „I“ (38 Grad) eingestellt. Das trifft auf dieselbe Ausstattung in den Bürgerhäusern von Kienbaum, Spreeau und zum Teil auf das Robert-Havemann-Kulturhaus in Grünheide zu. Andernorts, etwa in der Begegnungsstätte von Mönchwinkel, der Küche im Bürgerhaus Kagel sowie im Bürgerhaus Hangelsberg, gebe es Durchlauferhitzer, die laut der Mitarbeiterin des Bauamts ohnehin sparsam in der Energiebilanz sind, weil sie nur laufen, wenn Warmwasser gezapft wird. Im Bürgerhaus Kagel sei der Sanitärbereich nicht mit Warmwasser ausgestattet.
Was die Sportstätten in Grünheide und Hangelsberg anbelangt, seien beim Wasser keine Veränderungen vorgenommen worden, da es stets die Legionellengefahr zu beachten gilt. Im Vereinsheim Kagel wiederum habe es 2022/23 keine Nutzung der Duschen gegeben.
Stichwort Raumtemperatur. Im Rathaus waren die Mitarbeiter angewiesen, das Thermostatventil auf Stufe 3 zu stellen, was einer Temperatur von 20 Grad entspricht. Abends und für die Wochenenden sollte auf Stufe 2 und somit 18 Grad geregelt werden. In den Jugendclubs, Bürgerhäusern und Begegnungsstätten wurden die Heizzeiten auf 9 bis 21 Uhr festgelegt und die Temperatur ebenfalls auf 20 Grad gedrosselt, bei einer Nachtabsenkung auf 18 Grad. Zudem wurden die Thermostate in den Sanitärräumen und Fluren aller öffentlichen Gebäude dauerhaft auf Stufe 1 gestellt. Sowohl für den Schul- als auch den Vereinssport wurde die Temperatur in der Müggelspreehalle auf 18 Grad abgesenkt. „In der Löcknitzhalle war das aufgrund eines technischen Problems nicht machbar.“
Stichwort Beleuchtung. Auf die Außenbeleuchtung repräsentativer Gebäude wird seither verzichtet. Zudem gab es im Dezember 2022 keine Weihnachtsbeleuchtung an den Straßenlaternen. Die Nutzer der öffentlichen Gebäude sowie der Sportstätten waren zur Sparsamkeit angehalten. Auf das Flutlicht auf ihrem Sportplatz mussten die Hangelsberger trotzdem nicht verzichten, da die Anlage mit LED ausgestattet ist und somit nur zu einem geringen Stromverbrauch führt. In Kagel dagegen, wo laut Pauline Biedenweg eine Umrüstung auf LED technisch nicht möglich ist, wurde an den Sportverein appelliert, so weit wie möglich die Nutzungsdauer zu reduzieren.
Außerdem wurden verzichtbare Verbraucher – wie Gefrierschränke – in den öffentlichen Einrichtungen vom Netz genommen und nur bei Bedarf angeworfen.
Stete Information ist unerlässlich
Da es beim Sparen nicht nur ums praktisches Handeln geht, sondern das Wissen die notwendige Grundlage bildet, sei zum Beispiel der Hausmeister auf dem Löcknitzcampus geschult worden, um ihn weiter zu sensibilisieren. „Er hat aber auch schon vorher auf Einsparpotenziale geachtet“, räumt die Rathaus-Mitarbeiterin ein. Zudem habe es mit den Nutzern der öffentlichen Gebäude Gespräche gegeben, um sie für die aktive Mitwirkung zu gewinnen. Was die Forderung der verstärkten Kontrolle und Dokumentation anbelangt, sei man beim gewohnten Jahres-Rhythmus geblieben.
Ebenfalls verzichtet wurde auf eine Nachtabschaltung der Straßenbeleuchtung. Dabei wurde einem Beschluss der Gemeindevertreter mit Hinweis auf das Gebot der Sicherheit entsprochen. Ebenso ausgenommen von den Sparmaßnahmen waren die Kitas und Schulen.
Zwar ist das Jahr noch nicht um, der erste Winter und somit die Zeit mit dem höchsten Energiebedarf aber schon. So stellt sich die Frage, ob erste Auswirkungen der Sparmaßnahmen zu spüren sind. Allerdings kommt bei einer Gegenüberstellung der Zahlen aus 2021 und 2022 erschwerend hinzu, dass die corona-bedingten Einschränkungen in die Statistik hineinspielen. Und: Da die Kommune über Festverträge mit dem Energieversorger verfügt, wird sich die Preis-Explosion erst zeitversetzt abbilden.
Einsparungen spiegeln sich im Verbrauch und auf dem Konto wider
All das gilt es bei einer Einschätzung der monetären Auswirkungen zu beachten. Trotzdem hier drei exemplarische Beispiele: Die Einsparungen im Rathaus belaufen sich bei Gas auf gut 1.700 und bei Strom auf 2.900 Euro, im Bürgerhaus Kagel sind es knapp 700 und knapp 200 Euro. In der Müggelspreehalle schlagen lediglich beim Gas 650 Euro zu Buche. Die Stromkosten waren gleich geblieben. Bei den Verbräuchen zieht Pauline Biedenweg das Rathaus als Beispiel heran. Beim Gas wurde im Jahresvergleich ein Rückgang um zirka 30.000 Kilowattstunden erzielt und beim Strom um immerhin 4.500 Kilowattstunden. (Anke Beißer)