Das letzte Kindergartenjahr gestaltet sich für viele Mädchen und Jungen sehr spannend. Sie sind die Großen und wissen, dass es in wenigen Monaten mit einem Zuckertütenfest von der Kita Abschied zu nehmen heißt. Dann geht es in die Schule und steht das Lernen im Vordergrund. Mit dem Übergang stürzt viel Neues auf die Kinder ein. Ein neuer Tagesablauf, neue Wege, eine neue Umgebung, viele neue Menschen und neue Anforderungen. Und im Handumdrehen sind sie wieder die Kleinen.
Kinder für den nächsten Lebensabschnitt stärken
Um den Mädchen und Jungen einen sanften Übergang zu ermöglichen, beschäftigen sie sich schon im letzten Kita-Jahr mit einfachen Lerntechniken, mit Allgemeinwissen und schulen ihre motorischen Fähigkeiten. Aber damit nicht genug. Auch sozialen Kompetenzen wird immer mehr Bedeutung beigemessen. Hier gibt es in Grünheide dank der mittlerweile zwei Kinderkoordinatorinnen für den ältesten Kita-Jahrgang ein erweitertes Angebot – die praxis-integrierte Fachberatung, sprich „Pifa“. Im Fünf-Wochen-Rhythmus besuchen Josefine Taubert und Stefanie Höhn die fünf kommunalen Kindertagesstätten. Somit sind die beiden Frauen, denen die Kinder auch auf dem Löcknitzcampus begegnen werden – so sie in die Gerhart-Hauptmann-Grundschule wechseln – schon bald keine Fremden mehr.
Starke Kinder brauchen starke Erzieherinnen
Kommen die beiden „Kikos“ in die Einrichtungen, widmet sich Josefine Taubert den Kindern. Für die Erzieherinnen schafft das einen Freiraum, den diese für den fachlichen Austausch mit Stefanie Höhn nutzen können. Dabei kann es darum gehen, welche Empfehlungen die Sozialpädagogin für Konfliktlösungen hat. In einem geschützten Raum kann über individuelle Fragestellungen gesprochen werden. „Wir sind keine Aufsichtsbehörde, wir treffen uns auf Augenhöhe, was für Offenheit ein Vorteil ist“, sagt Stefanie Höhn. Sie ist zugleich Kinderschutzbeauftragte der Gemeinde und hat deshalb ein besonders sensibles, offenes Ohr. Je eher darüber gesprochen wird, wenn sich Erzieherinnen womöglich überfordert fühlen, mit einem Kind nicht so gut klar kommen oder Auffälligkeiten an Kindern beobachten, um so eher kann geholfen werden – da ist sich die Kiko sicher. Hier gehe es ganz klar um Prävention. Vertrauen spiele dabei eine große Rolle, um falsch verstandene Scheu abzubauen, das eine oder andere anzusprechen. „Unser fachlicher Blick von außen kann sehr hilfreich sein.“

Den will zum Beispiel Birgit Petrick-Schulz von der Kienbaumer Kita Eulenbaum nicht mehr missen. Sie lobt das Angebot und empfindet es als fachliche Bereicherung. Denn auch in der kleinsten kommunalen Einrichtung bleiben Konflikte nicht aus. Ihre Kita hat das erste „Pifa“-Siegel in der Gemeinde bekommen, das Angebot längst in den Alltag integriert. „Wir sind da gerne Vorreiter und nutzen die Gespräche offensiv.“ Zudem lobt Birgit Petrick-Schulz das Angebot thematischer Elternabende sowie – und damit zurück zu den Kindern – die Vermittlung sozialer Kompetenzen an den Nachwuchs.
Während also Stefanie Höhn sich dem Austausch und der Beratung der Erzieherinnen widmet, ist Josefine Taubert für die Mädchen und Jungen da. In Abstimmung mit den Erzieherinnen und Eltern geht es dabei um Themen wie Gefühle, das Miteinander, wie streitet man richtig, wie baut man eine Friedensbrücke, wie lernt man mit einander zu reden, was sind Kinderrechte und mehr. „Das sind alles Dinge, die auch schon in jungen Jahren eine Rolle spielen. Das soziale Lernen ist wichtig und es funktioniert“, betont die Sozialpädagogin.
Vom „Schutz-Rap“ bis zur bunten Friedenstreppe
Natürlich geht es bei den Besuchen spielerisch und heiter zu. Bei den Gefühlen etwa kommt der Kiko-Drachen mit seinem „Schutz-Rap“ zum Einsatz. Und gab es Streit, kann der Bau einer Friedensbrücke helfen. Was war der Konflikt? Wie fühlt er sich für die Streithähne an? Was könnte die Lösung sein? Und schließlich der letzte Schritt – aufeinander zugehen und die Hand geben. „Der Algorithmus, einmal verinnerlicht, hilft auch später“, sagt Josefine Taubert. Rollenspiele helfen ihr dabei ebenso wie verschiedene Utensilien.
Die beiden Kinderkoordinatorinnen freuen sich, dass sie in den Kita willkommen geheißen werden. Von den Kindern werden sie ebenso erwartet wie von den Erzieher-Teams. Letztlich gehe es im Grunde um eines: „Wir wollen starke Kinder und die brauchen starke Fachkräfte.“ (Anke Beißer)