Lange hat das Kommunale Wirtschaftsunternehmen Entsorgung (KWU) darauf warten müssen, sein Projekt im Güterverkehrszentrum Freienbrink (GVZ) umsetzen zu können. Inzwischen lässt sich fast täglich der Baufortschritt beobachten. „Grünheide im Blick“ hat sich mit Werkleiterin Sölve Drawe vor Ort getroffen, um mehr über das Vorhaben zu erfahren.
Zur Vorgeschichte: Das KWU, ein Eigenbetrieb des Landkreises Oder-Spree, betreibt in Erkner auf einem 3000 Quadratmeter großen Grundstück in der Rüttgersstraße eine sogenannte Kleinannahmestelle. Allerdings beträgt die nutzbare Fläche des sehr gut frequentierten Wertstoffhofs – er liegt quasi mittig der Region Schöneiche, Woltersdorf, Erkner und Grünheide – bei lediglich 2500 Quadratmetern. Aufgrund des begrenzten Platzes war irgendwann weder die Sicherheit der Kunden noch des Personals gegeben. Auch den steigenden Anforderungen an das Trennen der Wertstoffe konnte nicht mehr Rechnung getragen werden. Das KWU war nicht mehr in der Lage, die Annahme in der gewohnten Breite aufrecht zu erhalten, musste zum Beispiel Sperrmüll und Bauschutt von der Liste streichen und auf die Deponie in Alt Golm verweisen. Spätestens Mitte der 2010er-Jahe stand somit fest, dass ein neuer Standort gefunden werden muss.
Seit 2018 wir an dem Projekt konkret gearbeitet
Dabei rückte Freienbrink, direkt an der Autobahn gelegen und somit gut zu erreichen, in den Fokus. Das KWU konnte im GVZ 2018 ein rund 17.300 Quadratmetern großes Grundstück kaufen. Da dieses Teil eines seit 1992 gültigen Bebauungsplanes ist, war die grundsätzliche Baurechtsfrage von vornherein geklärt. 2020 waren dann alle Pläne so weit gediehen, dass auf Grundlage des Bundes-Immissionsschutzgesetzes die Genehmigung für das Vorhaben beantragt werden konnte. Nachdem diese im August 2022 eingegangen war und das Widerspruchsverfahren mit dem Wasserverband Strausberg-Erkner beigelegt werden konnte, haben im Oktober 2023 die Bauarbeiten beginnen können. Da das Areal im Trinkwasserschutzgebiet liegt, hat das KWU zu den ohnehin bestehenden hohen Auflagen in Sachen Umweltschutz zusätzliche Schutzvorkehrungen getroffen. Laut Sölve Drawe lagern die Schadstoffe zum Beispiel auf einer speziell versiegelten Fläche, so dass auch bei einem unsachgemäßen Umgang mit den Stoffen oder einem Unfall nichts ins Erdreich dringen kann.
Zum Vorhaben: Das Gelände wird aus dem GVZ über die Heidestraße angefahren. Richtung Autobahnzubringer (Landesstraße 38), also im nördlichen Teil mit Blick auf die Gigafactory, entsteht eine Umschlagstation für Restabfall. Hier werden der Restmüll, Bioabfall sowie Papier/Pappe/Kartonagen (PPK) aus den Gemeinden Grünheide, Spreenhagen, Erkner, Woltersdorf, Schöneiche sowie Gosen-Neu Zittau angeliefert und zwischengelagert. In der nach allen Seiten geschlossenen Halle mit spezieller Lüftung werden die Fraktionen in die jeweiligen Boxen beziehungsweise Container gekippt. Sind diese voll, werden sie von einem dann in Freienbrink stationierten Fahrzeug mit quasi dem doppelten Fassungsvermögen eines üblichen Müllautos aufgenommen und nach Niederlehme zur Abfallbehandlungsanlage gefahren. Bio und PPK werden von den jeweiligen Verwertern abgeholt. Auch vier Müllfahrzeuge plus ein Ersatzwagen werden in Freienbrink stationiert. „Das effektiviert unsere Betriebsabläufe“, sagt die Werkleiterin. Denn die Fahrzeuge müssen nicht mehr von Fürstenwalde aus anrollen, einzeln nach Niederlehme und nach getaner Arbeit wieder zurück nach Fürstenwalde fahren.
Mehr Platz, mehr Übersichtlichkeit und mehr Sicherheit
Der Wertstoffhof nimmt den Rest des Geländes ein. Von besagter Zufahrt aus geht es vorbei an einer digitalen Kennzeichen-Erfassung (ähnlich der Parkraumüberwachung an Einkaufsmärkten). Direkt am Sozialgebäude, in dem auch Information und Kasse platziert sind, gibt es die Lkw-Waage und eine kleinere Waage. Die Mitarbeiter sichten hier die Anlieferung und weisen den Privat-Kunden den entsprechenden Ablageort zu. In einem überdachten Bereich werden zwölf, im Fischgrätenmuster aufgestellte und nummerierte Container – für ihren Abstellort werden gerade die Fundamente hergestellt – für die herkömmlichen Abfallarten bereitstehen. Der künftige Vorteil: Der Anlieferer fährt mit seinem Auto auf eine Rampe und kann den Abfall von oben in die Container einwerfen.
Parallel zu der Anlage, zur Heidestraße hin, entsteht die Schadstoffannahme – Sicherheitscontainer mit Belüftungsanlage. Hier werden zudem überdachte Schüttgutboxen aufgestellt.
Objekt wird zum Selbstversorger
Wie es sich für Neubauten gehört, sind die energetischen Lösungen an den aktuellen Anforderungen des Klimaschutzes ausgerichtet. So sollen die Dächer mit Photovoltaikanlagen ausgestattet werden, die in Summe eine Leistung von etwa 280 Kilowatt Peak erbringen. Das soll das neue Objekt der KWU zum Selbstversorger machen. Zudem ist von Wärmepumpe statt Gasheizung die Rede. Zudem wird es zwei Wallbox-Stationen für Pkw mit je zwei Ladepunkten sowie eine Lkw-Ladebox geben. „Wir haben zwar noch kein elektrisches Sammelfahrzeug, sehen das aber für die Zukunft vor.“
Inbetriebnahme zum Jahreswechsel geplant
Künftig könne in Freienbrink im Prinzip alles abgegeben werden, müsse dafür nicht mehr nach Alt Golm gefahren werden, sagt Sölve Drawe. Der Fahrplan für das Bauvorhaben, das laut Werkleiterin derzeit mit 6 Millionen Euro beziffert wird, sehe jetzt vor, bis Ende 2024 fertig zu sein und ab Januar mit der Annahme starten zu können. Was die Kennzeichenerfassung, kombiniert mit einer Ausfahrtsschranke anbelangt, erfülle diese einen ganz einfachen Zweck. Immer wieder versuchten Leute, die Annahmestellen der KWU zu verlassen ohne zu bezahlen. „Das wird dann nicht mehr möglich sein und unsere Mitarbeiter können sich ihrer eigentlichen Arbeit widmen.“ Apropos Mitarbeiter: Die Zahl für Freienbrink gibt die Werkleiterin mit etwa 14 an. Das sind jene, die mit den Fahrzeugen auf Tour gehen als auch jene, die den Wertstoffhof betreuen. Die Öffnungszeiten sollen sich erst einmal an der dann geschlossenen Kleinannahmestelle in Erkner orientieren. Und was wird eigentlich aus dieser? „Das ist noch nicht entschieden“, sagt Sölve Drawe. (Anke Beißer)