Sie ist fast 150 Jahre alt, die „Rote Villa“ am westlichen Ortsrand von Hangelsberg. Ab 1876 errichtet, gehörte sie zu den mondänen Gebäuden im Ort, der vor allem durch die 1842 in Betrieb genommene Eisenbahnstrecke samt Haltepunkt einen großen Aufschwung genommen hatte. Wohlhabende Persönlichkeiten entdeckten das idyllisch im Wald und an der Spree gelegene Fleckchen Erde für sich, das nun mit dem Zug rasch aus der Stadt heraus zu erreichen war.
Zierte zunächst eine gelbe Klinkerfassade das Haus, entschied sich Georg Alexander von Müller, Admiral a.D. der Kaiserlichen Marine und durch die Erbschaft seiner Frau ab 1927 der Hausherr, für den schwedisch-roten Anstrich. Die Liebe zu Schweden ließen ihn in Anlehnung an ein Besitztum seiner Eltern in dem skandinavischen Land die Farbwahl treffen und das Gebäude fortan „Haus Stensjöholm“ nennen. Im Volksmund aber hieß es fortan nur noch „Rote Villa“. So jedenfalls ist es seit Kurzem in dem von Jürgen Matros verfassten Kurzporträt auf der roten Tafel vor dem Schmuckstück nachzulesen. Und somit hat ein weiterer historischer Ort Eingang in das touristische Leitsystem der Gemeinde Grünheide gefunden.
Erst dem Verfall geweiht – nun einen Perle am Ortsrand
Dass die Villa zu neuem Glanz gekommen ist, sich zur „Perle am Ortsrand“ gemausert hat, war fast schon nicht mehr zu erwarten. Gut zehn Jahre war sie dem Verfall geweiht, weil keiner der Eigentümer das denkmalgeschützte Haus zu neuem Leben erweckt hat. Erst die „Rote Villa GbR Berlin“ nahm sich 2021 ernsthaft des Objektes an und wagte sich an die mit vielen Auflagen und so quasi mit einem engen Korsett versehene Sanierung. Ende 2023 war es dann so weit und die vier Wohnungen mit einer Größe von 93 bis 150 Quadratmetern konnten bezogen werden. „Die Hülle, die Fenster, der Stuck, der Giebel, die Türrahmen, die Grundrisse – überall galt es dem Denkmalschutz Rechnung zu tragen“, erinnert sich Mit-Eigentümerin Jessica Schielke an die komplizierte Aufgabe und ist mit dem Ergebnis umso mehr zu frieden.
Für die Tafel um jedes Zeichen gefeilscht
Dass die Villa nun nicht nur ihr altes, einer Schönheitskur unterzogenes Gesicht wieder hat, sondern auch eine Biografie, ist auch dem Engagement von Jürgen Matros zu verdanken. Der Spreetaler ist schon so oft (auf dem Weg zum Training bei der SG Hangelsberg) an dem Haus vorbeigefahren, hat sie erst ob des Verfalls gegrämt und dann über das erneute Aufblühen gefreut. Und so bot er sich an, die Umsetzung inhaltlich zu unterstützen und das vorhandene Wissen zu komprimieren – es durften nur 1900 Zeichen sein „und ich habe um jedes gefeilscht“. Bei der Präsentation der Tafel nannte er noch einen weiteren Grund für sein Engagement: „Es gab und gibt viel Schönes in Hangelsberg. Manches ist verschwunden, aber die Leute fragen danach.“ Die Tafeln zu den historischen Orten würden die Geschichte bewahren und weitererzählen.

Auch Peter Komann, bei der Einweihung am 6. Juni noch Ortsvorsteher, zeigte sich zufrieden, zumal es ein langer Prozess gewesen sei, bis die Entscheidung für die Tafeln gefallen waren. Es gebe noch weitere Vorschläge „und ich hoffe auf weitere Umsetzung“. Nico Bauermeister, Ordnungsamtsleiter im Grünheider Rathaus und für die Verwaltung vor Ort, kann sich ebenfalls weitere Tafeln vorstellen, um den Rundweg im Ort komplett zu machen. Bisher sind der Bahnhof, das Hotel „Waldschloss“, die Oberförsterei und jetzt die „Rote Villa“ sowie die evangelische Kirche gekennzeichnet. Auch Letztere hat an dem Tag ihre Tafel bekommen. Für die denkmalgeschützte Saalkirche mit Tonnengewölbe war 1927 der Grundstein gelegt und das Gotteshaus am 24. Juni 1928 eingeweiht worden. (Anke Beißer)
Die Gemeinde Grünheide verfügt über folgende historische Orte mit entsprechenden Tafeln:
Alte Schule Mönchwinkel
Bahnhof Fangschleuse
Bahnhof Hangelsberg
Dorfkirche Kagel
Georg Kaiser Gedenktafel (Grünheide)
Germanengräber Wilhelmsaue (Spreeau)
Hotel Waldschloss (Hangelsberg)
Klein Wall – Gründungsort von Grünheide (Mark)
Oberförsterei Hangelsberg
Rote Villa – Villa „Haus Stensjöholm“
Kirche Hangelsberg