So wie private Haushalte und Unternehmen angesichts des Klimawandels und der Endlichkeit fossiler Energiequellen ihre Verbrauche auf den Prüfstand stellen, ist diese Betrachtung auch von Kommunen gefordert. Eines der Kernthemen hierbei ist der Wärmeverbrauch. Schon seit 2008 initiiert und fördert die Bundesregierung im Rahmen der Nationale Klimaschutzinitiative Projekte, die einen Beitrag zur Senkung der Treibhausgas-Emissionen leisten.
Strategiepapier auf freiwilliger Basis
Zu den zahlreichen Facetten gehört die Aufstellung eines kommunalen Wärmeplans. Während dieser für Kommunen mit mehr als 10.000 Einwohnern verpflichtend ist, fällt die Gemeinde Grünheide mit derzeit knapp 9300 Einwohnern in die Kategorie der Freiwilligkeit. Allerdings können Kommunen, die sich für diesen fakultativen Weg entscheiden, Fördermittel beantragen. Die Grünheider Gemeindevertreter haben sich hierzu im Vorjahr entschlossen. Die Verwaltung hat den etwa 90-prozentigen Zuschuss beantragt, der mittlerweile auch bewilligt ist. Somit wurde das rund 100.000 Euro kostende Verfahren – der kommunale Anteil liegt bei rund 10.000 Euro, 90.000 kommen aus dem Bundeshaushalt – gestartet.
Wie die Nachbargemeinden Schöneiche und Rüdersdorf hat auch Grünheide für die Projektbetreuung einen Vertrag mit der EWE Netz GmbH geschlossen. Der Wärmeplan ist ein strategisches Instrument, das zuallererst auf einer Bestandsanalyse basiert. Hierfür wird die Gemeinde in Cluster eingeteilt und ein Wärmekataster erstellt. Ohne jedes Objekt im Detail zu betrachten können so zumindest Gruppen von Gebäuden ausfindig gemacht werden, die besonders viel Wärme verbrauchen. Und über diese Analyse kann bei einer in die Tiefe gehenden Betrachtung nach den Ursachen und möglichen Handlungsoptionen geschaut werden. Liegt es etwa an veralteten Heizungen? Oder lässt sich die Wärmeerzeugung zwar nicht eindämmen, aber vielleicht weiterverwenden?
Wohin mit überschüssiger Wärme?
Bauamtsleiterin Claudia Kulosa, in deren Ressort die Wärmeplanung fällt, führt zur Erläuterung zwei Beispiele an. Wenig verwunderlich wurde die Gigafactory von Tesla als Produzent von viel Abwärme ausgemacht. Hier soll mit dem Unternehmen ausgelotet werden, ob diese einer weiteren Nutzung, auch jenseits des Fabrikgeländes, zugeführt werden kann. Und dann ist da der Marktplatz von Grünheide mit einem auffällig hohen Wärmeverbrauch sowohl bei den kommunalen Gebäuden als auch beim Ärztehaus an der Karl-Marx-Straße. In diesem Areal einzugreifen, macht laut Claudia Kulosa Sinn. Die kommunalen Gebäude werden derzeit paarweise mit Wärme versorgt. Diese Gasheizungen stehen natürlich auf dem Prüfstand, müssen ohnehin aufgrund ihres Altern ersetzt werden. Im Gespräch hierfür ist eine Hybridlösung auf der Grundlage einer Holzpellet-Heizung. Um eine sinnvolle Dimension für eine effektive Nahwärmeversorgung zu erreichen und womöglich in den Genuss von Fördermitteln zu kommen, schaut die Verwaltung über die eigenen Gebäude hinaus und erwägt eine Einbindung der privaten Nachbarn, beispielsweise des Ärztehauses.
Das sind erste Überlegungen. Erfordernisse ergeben sich aus dem Wärmeplan, der bis Ende Februar 2025 fertig sein muss, derweil nicht. Jedoch liefert das Strategiepapier – für die Kommune wie auch für Privatpersonen und Gewerbe – eine Richtschnur, an welchen Positionen und mit welchen Maßnahmen die Stellschrauben hin zu mehr Klimafreundlichkeit bewegt werden sollten. (Anke Beißer)