Nicht verstummt, jedoch verstimmt: Spenden für Sanierung der Grünheider Orgel gesucht

Wenn Pfarrer Patrick Holschuh in der evangelischen Kirche Zum guten Hirten die Schuke-Orgel anschaltet und sich der Blasebalg in Bewegung setzt, ist ein Geräusch zu vernehmen, das hier nicht hingehört. Die Luft sucht sich, statt in das Instrument zu strömen, zumindest teilweise ihren eigenen Weg. Dazu hebt und senkt sich das Luftkissen eher verhalten. Es ist weder zu überhören noch zu übersehen – das gute Stück ist in die Jahre gekommen und benötigt dringend eine Kur. Und dafür noch einiges an bisher nicht vorhandenem Geld. Spenden sind also dringend willkommen.

Nach 66 Jahren dringender Reparaturbedarf

Die im Jahr 1959 von der Potsdamer Firma Schuke erbaute Orgel ist das klangvolle Herzstück des Grünheider Gotteshauses. Seit nunmehr 66 Jahren begleitet die Königin der Instrumente die Kirchengemeinde bei Gottesdiensten, erfreut das Publikum bei Konzerten – und verlangt inzwischen aber doch dringend nach zusätzlicher Aufmerksamkeit. Abgesehen von ein paar Nothandgriffen hatte sie über all die Jahre keinen großen Wehwehchen. Aber nun ist es an der Zeit, das Instrument wieder in die musikalische Spur zubringen. Denn bei einer Durchsicht im Frühjahr diesen Jahres hat der Sachverständige Martin Schulze, auch als Fahrradkantor bekannt und bestens mit den Orgeln der Region vertraut, festgestellt, wie es um das imposante Stück steht.

Schlechte Startbedingungen haben Spuren hinterlassen

Er hält eine Generalüberholung für dringend angeraten. Dass diese nun ansteht, wundert ihn nicht. Schließlich hatte das Instrument nicht die besten Startbedingungen, wurde sie doch in Jahren der Mangelwirtschaft erbaut. Da hatte der Zahn der Zeit einen guten Nährboden, um seine Spuren zu hinterlassen. Klanglich lobt Schulze das neobarocke Instrument als sehr frisch klingend. Technisch zeichneten sich jedoch Mängel ab.

Instabile Windversorgung

Die gravierendsten sind, dass, wie erwähnt, die Windversorgung instabil ist. Dadurch besteht die Gefahr, dass der Orgelmotor, der nun mehr leisten muss, heiß läuft. Die Traktur arbeitet sehr ungenau und einige Register schalten sich unzuverlässig ein. Der sogenannte Tutti-Knopf, mit dem nach einer Voreinstellung mehrere Register mit nur einem Griff zum Klingen gebracht werden, funktioniert nicht mehr. Und außerdem ist das Werk verstimmt.

Bittet um Spenden: Pfarrer Patrick Holschuh, selbst kein Orgel-Spieler, sammelt fleißig Geld, damit die letzte Finanzierungslücke für die Sanierung des Instrumentes geschlossen werden kann. Foto: Anke Beißer
Bittet um Spenden: Pfarrer Patrick Holschuh, selbst kein Orgel-Spieler, sammelt fleißig Geld, damit die letzte Finanzierungslücke für die Sanierung des Instrumentes geschlossen werden kann. Foto: Anke Beißer

Um die Orgel quasi komplett rundzuerneuern, müssten laut Pfarrer Holschuh 55.000 Euro aufgebracht werden. Eine Reparatur, konzentriert auf die notwendigsten Dinge, wird laut der Firma Schuke, die heute ihren Sitz in Werder hat und das günstigste Angebot abgegeben hat, immerhin noch knapp 33.000 Euro kosten. Dieses Projekt will die Kirchengemeinde nun stemmen. 10.000 Euro kann sie aus eigener Kasse beibringen, 10.000 hat eine Privatperson als Spende zugesagt, 2000 Euro gibt der Kirchenkreis und die gleiche Summe auch die Gemeinde Grünheide dazu. Bleibt eine Lücke, die es im besten Fall über Spenden zu schließen gilt. „Wir weisen bei unseren Gottesdiensten und den Veranstaltungen schon immer darauf hin“, sagt der Pfarrer und hofft, dass sich weitere Unterstützer finden.

Orgel als Kulturgut weit über die Kirchengemeinde hinaus

Denn die Orgel ist längst nicht nur ein Instrument, das der Kirchengemeinde Freude bereitet. Sie ist auch ein willkommener Grund, warum auch Viele, die nicht hier verankert sind, den Weg auf den Kellerberg finden. Sie ist ein Kulturgut, welches es zu bewahren gilt. Sie ist es, die Kinder zum Staunen bringt. Mit Freude erzählt Holschuh von den ganz besonderen Momenten, wenn die Königin zum Beispiel Besuch aus den Kitas bekommt. Vor Kurzem waren die Vier- und Fünfjährigen aus dem Grünheider Kinderhaus Kunterbunt hier. Die Mädchen staunten nicht schlecht, als sie die riesigen Pfeifen aus der Nähe sahen und fanden es spannend, selbst einmal in die Tasten zu greifen. „Ein Junge rutsche mit den Fuß versehentlich auf ein Pedal“, erinnert sich der Pfarrer schmunzelnd. „Der zusätzliche Klang hat alle sehr überrascht.“ Und er konnte aufklären, woher der Spruch „alle Register ziehen“ stammt. Für die Kinder war es ein sehr erlebnisreicher Tag.

Das Angebot der Potsdamer Firma besteht bis zum Jahresende. Bis dahin muss das Geld beisammen sein. „Wir hoffen so sehr, dass es gelingt“, sagt Patrick Holschuh und drückt ganz fest die Daumen. (Anke Beißer)