Für die meisten sind sie wohl wie im Handumdrehen verflogen, die Sommerferien. Für Familien mit schulpflichtigen Kindern zieht nun wieder der Alltag ein. Was die Schüler anbelangt, so wird es jene geben, die gern länger ihren Freizeitinteressen nachgegangen wären, und jene, die sich freuen, all ihre Klassenkameraden wiederzusehen. Damit Letztere deutlich in der Mehrzahl sind, beteiligt sich die Grünheider Gerhart-Hauptmann-Grundschule seit dem Vorjahr an einem von der Uni Hannover begleiteten Prozess mit dem Titel „Weitblick“. Ziel ist es, ein neues Präventionskonzept aufzustellen, das dafür sorgt, dass sich die Kinder ebenso wohler fühlen wie die Lehrer. „Je besser es allen geht, um so besser kann gelernt und gelehrt werden“, sagt Kon-Rektor Thomas Coordes, der seitens der Schulleitung in Grünheide für das Projekt verantwortlich zeichnet. So soll die Bindung zur Schule gestärkt werden, was auch aller Gesundheit und Zufriedenheit zuträglich ist.
Wo steht die Schule – Defizite übersehen?
Sicher, die Schule hat hier schon viel vorzuweisen. Projekte, die eine andere, fächerübergreifende Art des Lernens mit besonderer Betonung der sozialen Kompetenzen sind, begleiten die Schulfamilie durchs ganz Jahr, ebenso wie die Zusammenarbeit mit den beiden Kinderkoordinatorinnen der Gemeinde. Sie reichen von Themen wie Anti-Mobbing über Medien, Zirkus, Sponsorenlauf und Triathlon bis hin zum Ernährungsführerschein, um nur einige zu nennen. Sie alle versetzen Schüler und Lehrer in eine andere Situation des Miteinanders, helfen, individuelle Stärken zu fördern, Teamgeist zu entwickeln. In dem jetzt absolvierten Prozess geht es laut Coordes darum, festzustellen, wo die Schule steht, welche Defizite bisher womöglich übersehen wurden und wie sie sich noch besser aufstellen kann.
Am Anfang stand eine Befragung der Kinder
Am Anfang habe eine Befragung der Mädchen und Jungen in den Klassenstufen 3 bis 6 zum Leben in der Schule und im Hort sowie in der Familie gestanden – anonym und nicht verpflichtend. Zwei Drittel der Kinder haben – natürlich mit Einwilligung der Eltern – teilgenommen. „Ich kenne nicht alle Fragen und auch nicht die Antworten im Detail, aber wir haben eine grobe Auswertung bekommen“, sagt der stellvertretende Schulleiter. Zu den grundlegenden Ergebnissen zählt, dass 70 Prozent der Kinder angegeben haben, schlecht einschlafen zu können – ein Indikator, dass es ihnen nicht gut geht. Die Hälfte habe schon Mobbing erfahren. Auch Gewalt sei ein Thema, erfahrene ebenso wie selbst ausgeübte. Antworten, nicht gern in die Schule zu kommen sowie zu wenige Freunde zu haben, seien ebenfalls häufig genannt worden. Das alles lasse natürlich aufhorchen.
Blick auf jede Jahrgangsstufe geworfen
Nach dieser Bestandaufnahme der externen Berater ging es in einer eigens gebildeten Steuerungsgruppe um eine Evaluation mit Blick auf jede einzelne Jahrgangsstufe. „Wo bieten wir schon genug an, wo sollten wir genauer hinsehen, können wir noch nachlegen“, lautete hier die Ausgangsfrage. Zwar ist die Arbeit an dem Konzept noch nicht abgeschlossen, erste praktische Schlussfolgerungen gibt es aber schon. So sollen zum Start ins neue Schuljahr die anfänglichen Methoden-Wochen dazu genutzt werden, das soziale Miteinander zu stärken. Dieser Schwerpunkt sei gerade jetzt wichtig, weil die Kinder aus dem Ferien und somit einem komplett andere sozialen Rahmen in den Schulalltag zurückkehren und sich daran wieder gewöhnen müssen. Eine weitere Anregung ist die Idee, eine Art Eltern-Café zu etablieren, das sich Themen wie dem Umgang mit Medien widmet. Thomas Coordes rechnet damit, dass die Arbeit am „Weitblick“-Konzept noch etwa ein halbes Jahr dauern wird.
Schulprogramm ist schon einen Schritt weiter
Schon einen Schritt weiter gediehen ist die Fortschreibung des Schulprogramms. Dieses wird seit dem zurückliegenden Schuljahr aktualisiert und soll bei der ersten Schulkonferenz, unmittelbar vor den Herbstferien, vorgestellt und beschlossen werden. Es steht, wie schon seit Jahren bewährt, unter dem Leitbild „Eine Schule bewegt sich – für alle!“ – als Schule für gemeinsames Lernen mit offenen Ganztagsangeboten, als sportliche und gesunde Schule. Das bestehende Programm bildet den Rahmen und die Orientierung für den Schulalltag und wurde nun einer Qualitätsprüfung unterzogen. Die ohnehin fortlaufende Justierung ist dabei das eine, ein ganz besonderer Schritt war jedoch die Überführung in ein digitales Instrument, das fortlaufend mit Anregungen, Hinweisen und neuen Facetten belebt werden kann.

Als Plattform nutzt die Schule „Taskcards“. Diese Form der Organisation basiert auf Pinnwänden, die Nutzern mit unterschiedlichen Zugangsrechten zur Verfügung stehen. „Wir haben uns beim Schulprogramm von der Papierform verabschiedet. So kann es fortlaufend weiterentwickelt werden“, sagt Schulleiterin Sabine Wilde-Balzer. Somit ist es kein starres, sondern ein flexibles Arbeitsmittel und genauso lebendig wie der Schulalltag selbst. Es liegt nicht im Schrank und staubt ein, sondern ist ein permanenter Begleiter für Lehrer, Eltern und Schüler.
Grundschule startet mit drei neuen 1. Klassen
Und so startet die Gerhart-Hauptmann-Schule ins kommende Schuljahr. Am Samstag (6. September) werden 30 Mädchen und 43 Jungen in drei 1. Klassen eingeschult – traditionell in der Aula der Docemus-Privatschule auf dem Löcknitzcampus, begrüßt von einer kleiner Feierstunde, Zuckertütenbäumen, einem ersten Blick in den Klassenraum, dem Schulförderverein und Kleinigkeiten aus dem Schulgarten.
Ab Montag beginnt dann für insgesamt 472 Kinder (227 Mädchen und 245 Jungs) der Schulalltag. 24 Lehrerinnen und 6 Lehrer werden sie begleiten, unterstützt von einem FSJ-ler (Freiwilliges Soziales Jahr) sowie zwei Referendarinnen und einer pädagogischen Unterrichtshilfe. (Anke Beißer)