Vor der Müggelspreehalle in Hangelsberg steht seit Kurzem die 12. Tafel, die besondere historische Orte in der Groß-Gemeinde markiert. Auf den roten Tafeln im einheitlichen Stil des touristischen Leitsystems von Grünheide wird in Wort und Bild die Geschichte markanter Plätze, Gebäude und Personen erzählt. Gewürdigt wurden auf dem Weg bereits die Alten Schule Mönchwinkel, die Bahnhöfe Fangschleuse und Hangelsberg, die Kirchen in Kagel und Hangelsberg, die Germanengräber Wilhelmsaue (Spreeau), Klein Wall, das Hotel Waldschloss, die Oberförsterei und die Rote Villa (jeweils in Hangelsberg) sowie das Wirken von Georg Kaiser.

Das Thema diesmal: die Spreeterrasse auf einem heute mit einem Wohnhaus bebauten Grundstück direkt an der Spree und das Spreeschlösschen, das auf dem Boden stand, der heute die Müggelspreehalle trägt. Als Quelle ist die von Jürgen Storm verfasste Ortschronik angegeben, ergänzende Interviews mit Zeitzeugen hat Jürgen Matros beigesteuert.
Gastronomie in Hangelsberg
Ersteres Etablissement war eine Gaststätte mit Tanzsaal und Bühne und wurde, so ist es auf der Tafel notiert, um 1895 erbaut. Um die Jahrhundertwende entwickelte sich der mit Anlegeplätzen für Boote ausgestattete idyllische Ort am Ufer der Spree zu einem beliebten Ausflugsziel vor allem der Berliner. Wie auch andernorts in der Region boomte der Tourismus, zog es doch die Großstädter raus ins Grüne, raus in die Natur. Bis Ende 1990 blieb zumindest die Tradition der Gastwirtschaft erhalten. Das Besondere: Auch Kultur und Sport fanden hier ein Zuhause. Die Diskothek erfreute sich großer Beliebtheit, die Sportgemeinschaft Hangelsberg 47 feierte seine Bälle und hatte einen Raum für seine Pokal- und Urkunden-Sammlung, der Kaninchenzüchterverein wurde 1963 an dem Ort gegründet. Ab 1993 aber stand das Traditionshaus leer und war dem Verfall geweiht – bis es 2004 einem Eigenheim Platz machte.
Platz für Sporthalle gemacht
Das „Spreeschlösschen“ hat eine noch längere Geschichte, die ebenfalls vom Tourismus beflügelt wurde, aber das bereits Mitte des 19. Jahrhunderts begann. Dank der Eisenbahnlinie, die 1842 in Betrieb genommen wurde und mit einem Haltepunkt in Hangelsberg versehen war, nahm nicht nur die Wirtschaft einen Aufschwung, auch Erholungsuchende, Wanderer, Angler, Radfahrer und Wassersportler zog es in die Gegend. Und so wurde 1861 das Spreeschlösschen als Gasthaus mit Herbergszimmern errichtet. Das Restaurant mit Ballsaal – dem damals größten im Ort – wurde von einer Kegelbahn und der Möglichkeit des Billardspiels komplettiert. Ende der 1950er-Jahre endete der Gaststättenbetrieb. Verwaltet von der Gemeinde, wurden hier zeitweilig Schulklassen unterrichtet, später zog eine Industriewaren-Verkaufsstelle mit buntem Alltagssortiment ein. Nach der Wende begann auch hier der Verfall und 2010 erfolgte schließlich der Abriss – um Platz zu machen für die Müggelspreehalle. Verschwunden ist damals auch der einstige Eiskeller, der Fledermäusen als Winterquartier gedient hatte. Für die Nachschwärmer wurde ganz in der Nähe im Uferhang zur Spree ein Ausweichquartier geschaffen.
Mit der neuen Kennzeichnung ist der etwa 3,5 Kilometer lange Rundgang durch Hangelsberg noch etwas lehrreicher geworden und durchaus einen Spaziergang Wert. (Anke Beißer)



