Und plötzlich geht bei Felice, Maxim, Marvin und Co. der Pieper an

Es gibt viele Kinder, die davon träumen, später Feuerwehrfrau- oder-mann zu werden. Deshalb kennen die meisten Jugendfeuerwehren auch keine Nachwuchssorgen. Diese Freizeitbeschäftigung ist aber nicht nur Spiel, sondern hat viel mit Lernen zu tun. Lernen, das aber wiederum von einer großen Portion Spaß und Abenteuer begleitet wird. Und davon werden die drei Mädchen und sechs Jungs der Freienbrinker Jugendfeuerwehr noch eine ganze Weile begeistert erzählen. Denn die 6- bis 15-Jährigen haben gerade einen Berufsfeuerwehrtag erlebt, der es in sich hatte.

Ein Wochenende wie bei der Berufsfeuerwehr

Sonntag (21. September), 12.20 Uhr, als sie nach aufregenden 28 Stunden zwischen den Feldbetten im Aufenthaltsraum der Rettungszentrale standen und gerade ihr Sachen für den Nachhauseweg packen wollten, löste ihr Pieper ein letztes Mal aus. Und dann war es da – das echte Feuer, das es zu löschen galt. Und da war sie, die finale Aufgabe, Vieles, des übers Wochenende Gelernten, fehlerfrei anzuwenden. Und wie bei den „alten Hasen“ steckten sie binnen weniger Minuten in ihrer Einsatzkleidung, sprangen ins Löschfahrzeug und fuhren am Einsatzort vor. Dafür benötigten sie gerade mal drei Minuten und binnen 10 weiterer war das lichterloh brennenden Holzhaus – das dankenswerter Weise von Wolfgang Luksch zu diesen Zweck gezimmert wurde – gelöscht. Abermals fünf Minuten später waren alle Glutnester erstickt, der Platz konnte beräumt und zum nun tatsächliche Abschluss des Camps mit den ebenso begeisterten Eltern und Feuerwehrleuten so manche Grillwurst nebst erfrischendem Getränke genossen werden.

Die Einsatzleitung ist zur Stelle: Felice ist mit Blaulich und Tatütata am am Brandort eingetroffen. Foto: Anke Beißer
Die Einsatzleitung ist zur Stelle: Felice, mit der Aufgabe der Melderin betraut, ist mit Blaulicht und Tatütata am Brandort eingetroffen. Foto: Anke Beißer

Mit Fahrzeugübernahme und Frühsport fing alles an

Gestartet war das besondere Wochenende am Samstag (20. September) um 8 Uhr. Die im Mai 2024 gegründete und seit diesem Jahr von Oliver Klenge geführte Jugendwehr rückte in der Rettungszentrale an. In den nächsten Stunden wollten die Mädchen und Jungen so authentisch wie möglich in den Alltag der Berufsfeuerwehrleute hineinschnuppern. Zu Dienstbeginn gab es für jeden der Neun einen Pieper und es stand die Fahrzeugübernahme an. Sprich, es wurde kontrolliert, ob die Ausrüstung komplett und funktionsfähig ist. Beim Frühsport wurden dann die müden Geister mit Übungen im Aktionskreis geweckt. Da durfte auch der Hampelmann nicht fehlen. Anschließend stand die erste Lektion auf dem Plan: Knotenkunde. Der Ankerstich, der Mastwurf und der Zimmermannsschlag sollten ein ums andere Mal geübt werden. Allerdings dauerte es gar nicht lange und der Pieper sorgte ein erstes Mal für eine Unterbrechung. Alarm – Ölspur im Gewerbezentrum. Die Spur selbst wurde mit Kakao improvisiert – alles, was folgte, war im Original. Denn es kamen Bindemittel und Besen zum Einsatz.

Von Retten mit Leitern bis Brandkunde

Wieder zurück in der Wache, ging die Ausbildung weiter. Die Lektionen im Retten mit Leitern, in Erster Hilfe und Brandlehre sowie der Blick in den benachbarten Brandcontainer des Feuerwehrtechnischen Trainingszentrums wurden durch Sport wie Fußball und Billard sowie die Mahlzeiten ergänzt. Und – bis auf die Essenspausen – immer wieder vom Pieper unterbrochen. Eine Person war in Höhe Jägerbude vom Baum gefallen. Gemeinsam mit den Sanitätern der Rettungsstelle Oder-Spree eilten die Kids zu Hilfe. Eine Tierrettung stand an. Hatte sich doch tatsächlich Alf nach Freienbrink verirrt und war einer Katze gefolgt. Die Jagd endete für ihn auf einem Container und brachte ihn in eine missliche Lage. Kam er doch von dort nicht mehr alleine herunter. Bei einem Messebauer im Gewerbezentrum war das Essen angebrannt und hatte der Rauch die Brandmeldeanlage ausgelöst. Im Dorf nebenan brannte eine Mülltonne und am Abend musste ein Landeplatz für den Hubschrauber ausgeleuchtet werden. Die Freienbrinker Wehrleute hatten sich wirklich alle Mühe gegeben, den Kindern so viel wie möglich vom Einsatz-Spektrum näher zu bringen. Und: Das alles war nicht nur für die Kids eine „anstrengende, aber coole Sache“, wie Oliver Klenge festgestellt hat. Natürlich sei die Einsatzbereitschaft der Ortswehr immer gewährleistet gewesen. Für den Fall der Fälle waren zwei Betreuerinnen dabei, die sich während einer eventuellen Alarmierung allein um die Kinder gekümmert hätten. „Es war aber ruhig“, sagt der Freienbrinker Jugendwart.

Eltern hörten immer wieder das Tatütata

Das Tatütata, dass immer wieder im Dorf zu hören war, stammte demnach allein vom Ausrücken der Kinder. „Wir haben es jedes Mal gehört“, sagt Janine Deutsch, deren Sohn Marvin (11) an dem Camp teilgenommen hat. „Wir wussten, jetzt hab die Kinder wieder Action!“ Alle Eltern waren zudem in einer WhatsApp-Gruppe zusammengefasst. Nach jedem Einsatz wurden sie mit Fotos und Updates versorgt, sodass sie über die Erlebnisse der Kids stets auf dem Laufenden gehalten wurden.

„Es war wirklich eine tolle Sache!“, waren sich am Ende alle – Feuerwehrleute Betreuerinnen, Kinder und Eltern – einig. (Anke Beißer)

Impressionen von der Abschluss-Übung, Sonntagmittag, in Freienbrink – Fotos: Anke Beißer

Jeder Handgriff sitzt: Die Mädchen und Jungen der Freienbrinker Jugendwehr wissen genau, welche Gerätschaften sie für den Löschangriff brauchen.

Jeder Handgriff sitzt: Die Mädchen und Jungen der Freienbrinker Jugendwehr wissen genau, welche Gerätschaften sie für den Löschangriff brauchen. Foto: Anke Beißer

Hektik ist hier fehl am Platz: Die Kinder stellen sich auf, um ihr Aufgabe beim Löscheinsatz entgegen zu nehmen.

Hektik ist hier fehl am Platz: Die Kinder stellen sich auf, um ihr Aufgabe im bei Löscheinsatz entgegen zu nehmen. Foto: Anke Beißer

Wie die Großen: In Windeseile wird die Wasserversorgung aufgebaut, damit das brennende Haus gelöscht werden kann.

Wie die Großen: In Windeseile wird die Wasserversorgung aufgebaut, damit das brennende Haus gelöscht werden kann. Foto: Anke Beißer

Gar nicht so leicht zu handhaben: Neele (11, vorn) und Maxim (9) brauchen Kraft, um den Wasserschlauch zu halten und perfekt auf die Flammen zu richten.

Gar nicht so leicht zu händeln: Neele (11, vorn) und Maxim (9) brauchen Kraft, um den Wasserschlauch zu halten und perfekt auf die Flammen zu richten. Foto: Anke Beißer

Verstärkung: Marvin (11, vorn) und Maurice (13) halten das zweite Strahlrohr, um das Feuer endgültig zu löschen.

Verstärkung: Marvin (11, vorn) und Maurice (13) halten das zweite Strahlrohr, um das Feuer endgültig zu löschen. Foto: Anke Beißer