Das Wetter gibt den Takt vor. Steigen die Temperaturen, gibt es für die Schildkröten im Winterquartier der Interessengemeinschaft Wappentier Grünheide (IG) kein Halten mehr. „Sie bestimmen, wann es wieder raus ins Freie gehen soll, und das durchaus kurzfristig“, sagt Lothar Zywitza, der seit jeher zu jenen Aktiven gehört, die sich ehrenamtlich um die Tiere und das Gehege am Löcknitzcampus kümmern. Da für das Wochenende mehr als frühlingshafte Werte vorhergesagt sind, stand fest: Es ist so weit.
Erst aufwärmen und dann ab in den Teich
13 Sumpfschildkröten und drei Exoten – sogenannte Hieroglyphe, Schmuckschildkröten – haben am Samstagvormittag ihr idyllisches Revier wieder in Besitz genommen. Auf sie wartet ein 1,20 Meter tiefer, derzeit etwa 15 Grad warmer Teich mit Schwimminsel. Ein ausgeklügeltes System reguliert das Wasserklima: Das Teichwasser wird unterirdisch in eine Anlage gepumpt und dort gefiltert. Anschließend geht es in den kleineren Rosenteich und vor dort aus über einen Flachwasserbereich, wo es natürlich erwärmt wird, zurück in den großen Teich. Wie in jedem Jahr war das Wasser im Oktober abgelassen worden, um die Tiere zu bergen und ins Winterquartier bei den Zywitzas zu bringen.

Nun ging es also wieder zurück in die bereinigte und mit Wasser aufgefüllte, künstlich angelegte Natur. In den Tagen davor waren die Uferbereiche einem ausgiebigen Frühjahrputz unterzogen worden. Den erledigt seit 2020, finanziert über die Gemeinde, eine Firma. Denn den Ehrenamtlern ging und geht es wie vielen. Der Verein Freundeskreis Wappentier Grünheide, gegründet 2003, hatte sich 2019 auflösen müssen. Es mangelte schlichtweg an Aktiven und somit der Kraft, die Trägerschaft für das Gehege aufrecht zu erhalten. Seither engagiert sich die Interessengruppe dafür, wird durch die Gemeinde aber spürbar entlastet. Die gärtnerische Pflege der Anlage, Kosten für Wasser und Strom, um all das müssen sich die Ehrenamtler nicht mehr kümmern. Die Arbeit der IG mit ihren knapp zehn Aktiven konzentriert sich nun auf die Tiere an sich und die Öffentlichkeitsarbeit.
Das Gehege soll nun wieder alle 14 Tage sonntags öffnen
Für Lothar Zywitza und die anderen Kümmerer beginnt jetzt die Saison, in der es auch wieder gilt, Interessierte auf dem Gelände zu begrüßen und deren Fragen rund um die gepanzerten Tiere zu beantworten. „Vielleicht haben wir ja Glück und es schließen sich uns noch mehr Leute an“, hofft der Fangschleuser. Er und seine Frau werden fortan zweimal die Woche, mittwochs und samstags, zur Fütterung vorbeikommen. Tiefkühlfisch und Katzenfutter werden kleingehackt an eine bestimmte Stelle im Teich gegeben. Die Schildkröten holen sich die Nahrung dann vom Boden. „Wasserschildkröten fressen nur im Wasser“, weiß der Fachmann. Zudem soll das Gehege regelmäßig sonntags – angestrebt ist alle 14 Tage – von 11 bis 13 Uhr für Besucher offenstehen.

Der Schildkröten-Freund beobachtet zudem genau, wie sich das Leben der Grünheider Wappentiere verändert. „Wir hatten jetzt zwei Jahre keinen Nachwuchs“, bedauert Zywitza. Für ihn ein spürbarer Effekt des Klimawandels. Im Sommer werden die Gelege im Sandhügel angelegt. Eigentlich bleibt der Nachwuchs bis ins Frühjahr in der Deckung und kommt erst mit den steigenden Temperaturen ans Tageslicht. „Zieht sich der Sommer aber bis in den Herbst, kommt der Nachwuchs durcheinander und zu zeitig ans Tageslicht. Es mangelt dann an Nahrung und die Kleinen haben keine Chance.“
Im Sommer steht übrigens ein besonders dickes Kreuz im Kalender: Denn im August feiert das Gehege seinen 20. Geburtstag. Konkretes ist noch nicht geplant, aber gefeiert werden soll laut Lothar Zywitza auf jeden Fall. (Anke Beißer)