Wer ab Mai ein neues Ausweisdokument beantragen will, egal ob Reisepass oder Personalausweis, muss sich auf eine wichtige Neuregelung einstellen. Ab dann nämlich haben biometrische Fotos in Papierform ausgedient. Erlaubt sind nur noch digitale Bilder, die in Fotostudios aufgenommen und an eine Behörden-Cloud gesendet werden. Alternativ können die Fotos in der Behörde selbst aufgenommen werden – so auch im Einwohnermeldeamt der Gemeinde Grünheide.
Einwohnermeldeamt wird umgeräumt
In den zurückliegenden Wochen wurden hierfür in den Räumlichkeiten im Erdgeschoss des Grünheider Rathauses die Voraussetzungen geschaffen. Wie Ordnungsamtsleiter Nico Bauermeister sagt, wurden die Plätze der beiden Mitarbeiterinnen räumlich mehr voneinander getrennt. Gerade im Eingangsbereich war es bisher laut Bauermeister immer sehr eng, wenn dort zum Beispiel ein Bürger mit eingeschränkter Mobilität, etwa einem Rollator, Rollstuhl oder Gehhilfen sein Anliegen vortrug. Zudem bedarf es für die Aufnahme der Fotos einer Ecke mit Leinwand und somit einem neutralen Hintergrund. „Wir haben also Möbel gerückt und quasi eine Einbahnstraße für die Bürger eingerichtet. Es geht durch die eine Tür rein und die andere wieder raus.“ Was noch fehlt, aber noch kommen soll, sei ein strapazierfähiger Fußboden.
Neuer Service: digitale Fotos im Rathaus
Der Gesetzgeber auf Bundesebene hat nicht nur festgelegt, wie die Fotos aufgenommen werden müssen, wer dies tun und an die Cloud übermitteln darf, sondern auch die Höhe die Gebühr. Diese beträgt pro Foto sechs Euro. „Wer Pass und Personalausweis beantragt, muss also zweimal bezahlen, weil auch zwei Fotos aufgenommen werden müssen.“ Je Vorgang ein Foto lautet die Vorschrift. Für die Aufnahme werden spezielle I-Phones angeschafft, von denen aus die Datei direkt an den Server – der übrigens aus Gründen des sehr hohen Sicherheitsstatus in Deutschland steht – für das entsprechende Dokument übermittelt wird. Das impliziert, dass die Bürger auch keine Datei zur eigenen Verwendung mit nach Hause bekommen. Und: Für den Führerschein bleibt das Papierfoto weiter das erforderliche Format.
Gegen Foto-Box entschieden
Grünheide hat den mobilen Geräten nach gründlicher Abwägung den Vorrang vor einer ebenso möglichen Foto-Box gegeben. „Die Boxen müssten einsehbar sein oder per Video überwacht werden, dass bei der Aufnahme nicht manipuliert wird. Zudem ist es in der starren Vorrichtung schwierig, dass sich Menschen unterschiedlicher Größe vom Baby über mobil eingeschränkte Menschen bis hin zu jenen, die ihre Mitbürger deutlich überragen, regelgerecht abbilden lassen“, sagt der Amtsleiter. Es sei in jedem Fall praktikabler, wenn das die Mitarbeiterinnen im Meldeamt im wahrsten Wortsinn selbst in die Hand nehmen.
Die mobilen Geräte sind dank des Haushaltbeschlusses vom 20. März inzwischen bestellt. Testweise begonnen werden soll mit den digitalen Fotos, wenn die Geräte da und eingerichtet sind – voraussichtlich Mitte April. Wer also zu der Zeit die Beantragung plant, sollte sich überlegen, ob er noch die Variante mit den Fotos im Papierformat wählt, oder schon die digitale Variante nutzen möchte. „Wir werden darüber informieren, ab wann das neue Angebot steht“, kündigt Nico Bauermeister an. Verbindlich starten wird es ab dem ersten Behördentag am Montag, dem 5. Mai.
Versand und Kosten
Übrigens: Ganz wichtig ist auch immer die Zeitplanung, damit ein vorläufiges Dokument und somit noch ein drittes Foto erspart bleibt. Derzeit dauert die Erstellung eines neuen Personalausweises etwa zwei bis drei Wochen, bei einem Reisepass sind es vier. Voraussichtlich ab Mai soll der Direktversand von der Bundesdruckerei GmbH nach Hause möglich sein – gegen eine zusätzliche Gebühr in Höhe von 15 Euro. So hat es der Gesetzgeber zwar angekündigt, praktikabel erscheint das aber noch nicht. Denn die sicherheitstechnischen Hürden für die Zustellung von der Terminvergabe bis hin zur Identifizierung des Empfängers sind hoch und effektive Lösungen nicht parat. Klappt die Zustellung nicht, geht das Dokument für eine Woche an die zuständige Postfiliale und danach ins Meldeamt. „Deshalb bewerben wir die Möglichkeit nicht“, sagt der Ordnungsamtsleiter.
Die Kosten für den Personalausweis liegen bei unter 24-Jährigen bei 22,80 und danach bei 37 Euro – zuzüglich 6 Euro fürs Foto. Beim Reisepass werden bei unter 24-Jährigen 37,50 fällig und danach 70 Euro – abermals zuzüglich 6 Euro für das Foto. (Anke Beißer)