Albrecht Köhler führt Regie im Hauptausschuss

Albrecht Köhler (SPD) hat sich im Juni erstmals bei der Kommunalwahl um einen Sitz in der Gemeindevertretung von Grünheide beworben und hat mit 422 Stimmen auf Platz zwei seiner Parteiliste sicher den Einzug geschafft. Auf der ersten Hauptausschusssitzung wurde er zu dessen Vorsitzendem gewählt. Anke Beißer sprach für Grünheide im Blick über diese neue Herausforderung.

Herr Köhler, Sie sind ein neues Gesicht in der Grünheider Kommunalpolitik und dann gleich mit einem so wichtigen Amt ausgestattet. Wie geht es Ihnen damit?
Albrecht Köhler:
Es freut mich, dass man mir die neue Herausforderung zutraut und ich in der neuen Funktion einiges dazulernen kann. In den letzten Jahren habe ich des Öfteren die Gemeindesitzungen als Anwohner interessiert verfolgt, mich mit anderen Menschen zur Gremienarbeit ausgetauscht und Seminare besucht. Eine gewisse Aufregung ist sicherlich dennoch zu spüren. Ich fühle mich gut mit der neuen Position und habe richtig Lust auf die neue Herausforderung.

Für die, die sich nicht so gut mit der Kommunalverfassung auskennen, welche Rolle spielt der Hauptausschuss und dessen Vorsitzender?
Der Hauptausschuss ist der Dirigent aller Ausschüsse. Er koordiniert die Arbeiten und stimmt sie aufeinander ab. Eine Besonderheit in Grünheide besteht darin, dass der Ausschuss auch größere Finanzentscheidungen regelt – von daher eine wichtige Arbeit. Meine Aufgabe wird sein, zusammen mit der Verwaltung und dem stellvertretenden Vorsitzenden alles gut zu koordinieren und klare Schwerpunkte zu setzen, mit denen die Bürgerinnen und Bürger gut leben können.

Bisher hatte der Bürgermeister das Amt inne, was ist jetzt anders, sind die Vor- oder auch Nachteile?
Ich glaube, dass sich sichtbar gar nicht so viel ändern wird. Ich kenne die Arbeit hinter den Kulissen aus der Vergangenheit nicht und bin gespannt, an welchen Stellschrauben ich als Hauptausschussvorsitzender in Zukunft für unsere Gemeinde Einfluss nehmen kann. Ich werde in Zukunft Akzente setzen, wie wir sie als SPD in Grünheide für wichtig erachten. Dabei könnte ein Vorteil sein, dass ich in Grünheide gut vernetzt bin und, aufgrund meiner Tätigkeit als Krankenpfleger, gute kommunikative Fähigkeiten besitze. Demgegenüber steht, dass Herr Arne Christiani jahrzehntelange Erfahrung hat. Deshalb ist es vielleicht gar nicht so verkehrt, dass er zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt wurde. Wie die Zusammenarbeit dann ist, wird sich noch zeigen.

Woher kommt Ihr Interesse an Kommunalpolitik?
Seit meiner Schulzeit habe ich mich für Schwächere eingesetzt und klare Kante gezeigt. Ich erinnere mich an einige Situationen in meinem Leben, in denen mein Blut in Wallung geraten ist und ich mich stark gemacht habe. Zuletzt erinnere ich mich an eine Regiofahrt nach Berlin, bei der zwei Männer einem asiatisch aussehenden Mann den Tod durch Zyklon B wünschten. Da konnte ich mich nicht zurückhalten. Erstaunlicherweise war ich der Einzige, den das wütend gemacht und der etwas dazu gesagt hat. Wie viele Menschen spüre auch ich eine Veränderung in der Gesellschaft und möchte aktiv dazu beitragen, dass es wieder besser wird – zumindest auf der untersten und direktesten Ebene der Politik. Politisch interessiert bin ich seit der Mittelschule. Wir gründeten damals fiktiv eine Partei, die Deutsche Fortschrittspartei (DFP), nahmen eine Radiosendung auf, gestalteten Plakate und ein Parteiprogramm. Seit meinem Umzug nach Grünheide interessiere ich mich für den Fortschritt hier vor Ort. Natürlich motivieren mich auch meine Kinder. Sie sollen in einem tollen Grünheide aufwachsen.

Sie haben Familie, 3 Kinder, sind voll berufstätig, Ihre Frau auch, Sie sind im Vorstand dreier Vereine, engagieren sich für E-Mobilität in Grünheide und sind jetzt auch noch Gemeindevertreter, Ortsbeiratsmitglied in Grünheide und Hauptausschussvorsitzender und Fraktionsvorsitzender – wie bekommen Sie das alles unter einen Hut? Wo müssen Sie Abstrichen machen?
Aktuell ist es schon recht viel, das erkenne ich und wird mir auch gespiegelt. Als jemand, der jahrelang in Notaufnahmen gearbeitet hat, bin ich jedoch gut darin, Prioritäten zu setzen. Klar ist aber auch, dass meine Familie, vor allem meine Frau, voll hinter mir steht und mir den Rücken freihält. Sie ist aktuell im Beschäftigungsverbot, da wir das vierte Kind erwarten. Da werde ich in naher Zukunft meine Prioritäten nochmals anpassen bzw. mehr delegieren müssen. Eine Fähigkeit, die ich als Büroleiter in letzter Zeit ausbauen konnte. Zudem ist die SPD Grünheide ein gutes Team, auf das ich mich verlassen kann. Ich bin froh, dass ich dort auf viele Ressourcen zurückgreifen kann. Zu kurz kommt bei all dem die Freizeit. Es stapeln sich bei mir einige Bücher und Zeitschriften, die ich eigentlich unbedingt lesen will. Die letzte Technology Review liegt noch unangetastet vor mir.

Was wünschen Sie sich für die Arbeit in der Gemeindevertretung und Ihrem Ausschuss?
Keine langen „Laberrunden“, bei der die Dinge zwei, drei Mal mit anderen Worten wiederholt werden. Ich wünsche mir ein effizientes, sachliches Arbeiten und einen wertschätzenden Austausch – nicht nur unter den Gremienmitgliedern sondern auch mit unseren Bürgerinnen und Bürgern. Wir alle müssen mehr Kommunikation auf Augenhöhe wagen. Gerne auch mal mit harten Bandagen, aber immer fair.

Und was können die Grünheider tun?
Eine aktive Teilnahme am politischen Geschehen in Grünheide zu verlangen, wäre wohl zu viel. Ich würde mich freuen, wenn sich alle in einer ruhigen Minute hinterfragen, wie sie sich in unsere großartige Gemeinschaft einbringen können. Vielleicht hat der ein oder andere unter Ihnen eine großartige Idee für ein Projekt oder möchte einfach nur mitanpacken? Sprechen Sie mit anderen darüber und kommen Sie mit der Politik und den vielzähligen Vereinen hier in Grünheide in Kontakt. Alle werden Sie mit herzlichen und offenen Armen empfangen! So ist zumindest meine Erfahrung. Für die Zukunft setzen wir uns für eine bessere Bürgerbeteiligung ein, wie wir sie vom Ortsbeirat aus am 14. Oktober mit dem Angebot einer Kennlern-Runde angefangen haben. Aktive Teilnahme wird nötig werden, um Dinge zu verändern.

Zur Person:
Albrecht Köhler

Alter: 37
Beruf: Gesundheits- und Krankenpfleger, Büroleiter
Familie: verheiratet, drei Kinder
Gesellschaftliches Engagement: GrünheideNetzWerk e.V. – Vorstandsmitglied seit 2020
Heimatverein Grünheide e.V. – Schatzmeister seit Februar 2024
GrünheideMobil e.V. – Zweiter Vorstand seit Mai 2024
SPD Ortsverein – Mitglied seit März 2023, stellv. Vorsitzender seit Juli 2024