Wer mit dem Regional-Express an der Baustelle des neuen Bahnhofs Fangschleuse vorbeifährt, sitzt für Sekunden in der Pole-Position und kann einen Blick auf das Geschehen erhaschen. Wer auf der Autobahn in Richtung Norden in Höhe der Tesla-Betriebs-Anschlussstelle fährt, sieht zumindest drei Kräne, Sandberge und zuweilen eine Staubwolke. GiB hatte die Gelegenheit, sich vor Ort umzuschauen und von Bettina von Jutrzenka, Mitarbeiterin des Grünheider Tiefbauamtes, zeigen zu lassen, wie weit die Arbeiten am Bahnhofsvorplatz – dem Part der Gemeinde an dem Großbauprojekt – gediehen sind.
Der Eröffnungstermin steht: 14. August 2026
Das Wichtigste vorab: Die Bahn hat inzwischen einen Eröffnungstermin für den Bahnhof gesetzt. „Es soll der 14. August 2026 sein“, sagt Bettina von Jutrzenka. Ganz ursprünglich war mal der Fahrplanwechsel im Dezember 2026 als Marke ausgegeben worden. Heißt für alle, die mit begleitenden Bauvorhaben an dem Projekt beteiligt sind, Gas zu geben. Aber, daraus macht die Rathaus-Mitarbeiterin kein Hehl, zur Eröffnung wird noch nicht alles fertig sein. Ziel sind zuallererst die für das Funktionieren notwendigen Bereiche.
Parkdeck, Busbahnhof und Kiss&Ride sind zuerst an der Reihe
Dazu zählen seitens der Gemeinde das Parkdeck mit seinen 311 Stellplätzen, der Busbahnhof, die Fahrrad-Parkboxen sowie der Kiss&Ride-Platz mit 18 Halteplätze. Was 2027 folgt, ist der Park&Ride-Platz mit einer Kapazität von 177 Stellplätzen. Denn die Fläche, die dafür vorgesehen ist, wird aktuell noch von einer Baustraße durchschnitten, die erst verschwinden kann, wenn die Landesstraße, um die der Bahnhof angebunden wird, fertig ist. Insofern wird es eine Übergangsphase bis zur endgültigen Fertigstellung geben. Am Ende werden an dem neuen Bahnhof mit 506 Pkw-Abstellmöglichkeiten mehr als doppelt so viele wie am alten Bahnhof im Angebot sein. Aktuell sind es dort 228.
Erste Bauten werden bald Kontur annehmen
In diesen Tagen beginnt der Bau des Parkdecks. Die Arbeiten im Erdreich waren zügiger als geplant vorangeschritten, so dass mit dem Teilvorhaben bereits eineinhalb Monate eher als vorgesehen begonnen werden konnte. Seit Anfang Juli laufen die vorbereitenden Arbeiten. Inzwischen sind die Fundamente fertiggestellt, kann der Stahlbau beginnen. Dann wird auch bald ebenerdig zu sehen, wie das Parkdeck Stück für Stück scheinbar aus dem märkischen Sand wächst.

Im Zentrum der Baustelle wird von der Deutschen Bahn Netz AG derweil der Tunnelbau vorangetrieben. Das erste Segment ist bereits eingeschoben, von Teil zwei und drei steht die Schalung bereit. Die Unterführung für Fußgänger und Radfahrer wird knapp 17 Meter breit und bekommt eine lichte Höhe von 3,05 Metern. Der Tunnel wird am Ende nicht nur von den Bahngleisen überspannt, sondern auch von einer Straßenbrücke, die aber erst in Angriff genommen werden kann, wenn das entsprechende Baufeld dafür frei ist – derzeit wird der Platz für die Fertigung der Segmente beim Tunnelbau benötigt. Die Abstimmung in den Abläufen ist eine der großen Herausforderungen bei dem Bahnhofsprojekt. Final wird der Tunnel in einer Länge von rund 70 Metern die Bahntrasse unterführen, dann folgt eine Lücke und schließlich kommen noch 40 Meter unter der künftigen Landesstraße hindurch.

Was sich im Zuge der Umsetzung auch noch deutlich verändern wird, ist das Umfeld. Die derzeitige Baustraße wird vermutlich noch einmal verschoben – falls Tesla zwischenzeitlich seine zur Verfügung gestellten Flächen für eigene Vorhaben benötigt. Die Tesla-Bushaltestelle wird zurückgebaut und einem Entwässerungsbecken Platz machen. „Die Häuschen setzen wir innerhalb von Grünheide um, ersetzen damit die hölzernen Exemplare an den Haltepunkten Waldpromenade, Rosenberg und Altbuchhorst“, sagt Bettina von Jutrzenka.
Gemeinde ist mit rund 920.000 Euro an dem knapp 19-Millionen-Euro-Porjekt beteiligt
Bleibt am Ende, wie gewohnt, die Frage nach den Kosten für den Bahnhofsplatz. „Derzeit liegen wir im Budget“, sagt die Verwaltungsmitarbeiterin. Heißt: gesamt rund 18,8 Millionen Euro, bei einem Eigenanteil von rund 920.000. Gedeckt ist die Kalkulation inzwischen durch alle gelaufenen Ausschreibungen. Sechs von sieben sind erledigt, die Aufträge vergeben. Das Parkdeck, der Tief- und Straßenbau sowie die Überdachung vom Busbahnhof nebst Bike&Ride-Box mussten europaweit ausgeschrieben werden, das Baufeld plus Rasterbeprobung, die Elektroarbeiten und das Busfahrer-Häuschen national. Fehlt noch Los Nummer 7 für den P&R-Platz, der ja aber erst 2027 umgesetzt wird.
Ineinander-Greifen der Infrastruktur-Vorhaben macht die Sache kompliziert
Und wie sieht es mit der Infrastruktur rund um den Bahnhof aus? Aufgrund des Ineinander-Greifens einzelner Projektteile wird der Verkehr zu Beginn noch über die Baustraße laufen. So lange für die Arbeiten die Betriebsstraße nördlich der Gleise benötigt wird, kann diese Trasse noch nicht für den Radverkehr genutzt werden. Dafür soll aber der Weg von Gottesbrück (Ortsteil Fangschleuse) durch den Wald voraussichtlich bis Ende 2026 – entsprechend der ursprünglichen Inbetriebnahme des neuen Bahnhofs – fertiggestellt werden. Das Asphaltband, das im Bau in der Verantwortung des Landkreises liegt und danach in die der Gemeinde übergeht, wird mit einer „intelligenten Beleuchtung“ ausgestattet – heißt, die Lampen gehen an, wenn sie von Radlern passiert werden.
Autobahn-Projekte stecken noch in der Planfeststellungs-Phase
Alles, was die straßenseitige Anbindung an die Autobahn sowie die Radwege parallel zur A10 anbelangt, kann noch nicht terminiert werden, da das Planfeststellungsverfahren zum Autobahnausbau noch läuft. (Anke Beißer)