Ein (Sommer-) Fest des Sports in Kienbaum

Es war ein Mittwoch-Abend (3. Juli) der Huldigungen, Lobpreisungen und Danksagungen im Olympischen und Paralympischen Trainingszentrum Kienbaum. Und ein Abend des Abschieds. Denn neben der Verleihung des sogenannten Kienbaum Awards und der Zimmerwidmung für erfolgreiche Ex-Athleten gab Geschäftsführer Klaus-Peter Nowack im Rahmen des traditionellen Sommerfestes nach fast einem Vierteljahrhundert den Staffelstab an Martin Rieprecht weiter.

Der 67-Jährige Nowack, der sich nach der Wende um die Berliner Leichtathletik verdient gemacht hatte, unter anderen den 25-km-Lauf organisierte und mithalf, das Istaf (Internationales Stadion-Fest) zu retten, führte 24 Jahre lang die Geschicke der in ihrer Art einmaligen Kaderschmiede des Spitzensports vor den Toren der Hauptstadt. Rund 85 Millionen Euro sind unter seiner Regie in Gebäude und Infrastruktur, Technik und nicht zuletzt modernste Trainingsmöglichkeiten geflossen. Kienbaum war das Lebenswerk von Klaus-Peter Nowack, der sich bei seiner Verabschiedung ausführlich bei Familie und Freunden, Wegbegleitern, Sponsoren und nicht zuletzt bei seinem Team den rund 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bedankte. Der 26. Juli – der Eröffnungstag der Olympischen Spiele in Paris – ist sein letzter Arbeitstag. Dann tritt der gebürtige Sachse Rieprecht, zuletzt Leistungssport-Koordinator beim LSB Mecklenburg-Vorpommern, in die riesigen Fußstapfen seines Vorgängers und weiß, „dass es schwer wird, diese auszufüllen“.

Kienbaum Award für Turner Lukas Dauser

Zu Beginn des Sommerfestes war wieder der Kienbaum Award übergeben worden – eine ganz besondere Ehrung, wird sie doch durch das Team des Trainingszentrums seit 2012 an Sportler verliehen, die sich neben ihren Erfolgen durch menschliche Werte, ihr besonderes Auftreten und so in gewisser Weise auch in ihrer Vorbildfunktion auszeichnen. Bisherige Preisträger waren unter anderem Hammerwerferin Betty Heidler und Bahnradsportlerin Kristina Vogel, die Kanuten Sebastian Brendel und Max Rendschmidt, Diskuswerfer Martin Wierig und Turn-Trainer Jens Milbradt.

Mit dem Kienbaum Award geehrt: Turner Lukas Dauser (Mitte) wurde mit einer Laudatio seines Freundes, Fabian Hambüchen (2. v.l.), überrascht. Foto: Anke Beißer
Mit dem Kienbaum Award geehrt: Turner Lukas Dauser (Mitte) wurde mit einer Laudatio seines Freundes, Fabian Hambüchen (2. v.l.), überrascht. Foto: Anke Beißer

Diesmal ging der Award an Turner Lukas Dauser. Als Laudator erinnerte sein ehemaliger Trainingskollege in einer launigen Rede nicht nur an viele schweißtreibende Stunden, Tage, Wochen in Kienbaum. Er würdigte den 31 Jahre alten Oberbayern auch als „bodenständigen Kerl und herzensguten Menschen“. Sportlich habe sich der Barren-Weltmeister und Sportler des Jahres von 2023 sowie Olympia-Zweite von Tokio 2021 seit ihren ersten gemeinsamen Weltmeisterschaften 2014 in China und den Olympischen Spielen zwei Jahre später in Rio kontinuierlich weiterentwickelt. Er sei aufgrund zahlreicher verletzungs-bedingter Rückschläge „ein Kämpfer und immer noch ein Stück professioneller geworden. Es ist mir eine Ehre, ,Luki‘ heute hier ehren zu dürfen“, sagte Hambüchen, der nach eigenen Worten nach sieben Jahren zum ersten Mal wieder in Kienbaum war. Dauser, der den fünf Jahre älteren Reck-Olympiasieger von 2016 als eine Art Mentor bezeichnet, bedankte sich beim Team des Trainingszentrums für die Auszeichnung. Kienbaum, das sei Familie, das sei immer ein bisschen wie Nach-Hause-Kommen, nicht zuletzt und vor allem wegen der Leute, die sich mit so viel Engagement um die Sportler kümmern.

Wohlfühlzimmer Mariama Jamanka und Robert Harting

Eine weitere Kienbaum-typische Art, verdienstvolle (Ex-)Sportler zu ehren, ist die Zimmerwidmung. Und so tragen fortan zwei „Wohlfühlzimmer“ in den Pavillons 6 und 7 die Namen von Mariama Jamanka und Robert Harting. Die Freude bei der 33 Jahre alten gebürtigen Berlinerin war groß. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich nach meiner Karriere nochmal hier her komme“, sagte die ehemalige Bobpilotin, die mit Anschieberin Lisa Buckwitz aus Schöneiche 2018 in Pyeongchang völlig überraschend Olympiasiegerin geworden war, im Jahr darauf Weltmeisterin wurde und 2022 in Peking noch einmal olympisches Silber holte. Danach beendete Jamanka ihre Karriere, zog wieder nach Berlin und studiert Psychologie an der Freien Universität. Zudem arbeitet sie als Sport-Journalistin und -Moderatorin für den MDR.

Zwei neue Wohlfühlzimmer im Trainingszentrum: Mariama Jamanka und Robert Harting (Mitte) durften sich über die besondere Ehre freuen. Foto: Anke Beißer
Zwei neue Wohlfühlzimmer im Trainingszentrum: Mariama Jamanka und Robert Harting (Mitte) durften sich über die besondere Ehre freuen. Foto: Anke Beißer

Robert Harting hat in Kienbaum bis zum Ende seiner sportlichen Laufbahn vor sechs Jahren „viele gute, aber auch viele schwere Tage verbracht“, wie es der dreimalige Diskus-Weltmeister und Olympiasieger von London 2012 ausdrückte. Der mittlerweile 39 Jahre alte Familienvater betreibt unter anderem als „Tik-Tok-Star“, wie ihn Moderator Marco Seiffert bezeichnete, Social-Media-Marketing, sprich Werbung für das Olympische und Paralympische Trainingszentrum. In den Wohlfühlzimmern der beiden Ex-Athleten wird sich neben einem großformatigen Foto auch ein sportarten-typischer persönlicher Gegenstand der Namenspaten befinden. Und sind sie mal wieder in Kienbaum zu Gast, dürfen sie natürlich bevorzugt in „ihrem Wohlfühl-Zimmer“ nächtigen. (Anke Beißer)