In Grünheide gibt es allerlei Aktivitäten, die sich um das Thema Elektromobilität ranken. Die Gemeindeverwaltung ist bemüht, ihr Netz an Ladesäulen zu erweitern und hatte auch schon mal über die Anschaffung von E-Dienstautos nachgedacht. Der Förster, der sich seitens des Landesbetriebes Forst um die Wälder zwischen Fangschleuse und Hangelsberg kümmert, ist seit wenigen Tagen mit einem E-Lastenfahrrad unterwegs. Und der Verein GrünheideNetzWerk hat gerade zu einer Info-Veranstaltung eingeladen, bei der es um ein E-Carsharing-Vorhaben für Fangschleuse, Grünheide und Altbuchhorst ging.
Revierförster Christian Hohm war sofort begeistert, als er von dem Projekt des Landesbetriebes erfuhr. Sechs E-Bikes sollten angeschafft werden, für eines hatte er Interesse angemeldet. Mit ihm radeln nun im Land Brandenburg drei weitere Förster – im Spreewald, in der Lausitz und in Potsdam – sowie zwei Ausbilder in der Waldarbeitsschule Kunsterspring nachhaltig durch ihr Revier. Hohm hat sich für ein Lastenfahrrad entschieden, will er doch künftig auch seine Beagle-Hündin Luna mit dabei haben und kann es ihr nicht zumuten, mit seinem Radtempo – durchschnittlich 21 km/h – mithalten zu müssen. Entsprechend ist das Rad auf seine Bedürfnisse ausgerichtet. Eine ordentliche Federung der Ladebox, in die neben Luna noch Stauraum für die Arbeitstasche, eine Farbspraydose und eine kleine Säge bietet, gehört ebenso dazu wie grobstollige und vor allem unplattbare Reifen sowie statt der Kette ein Riemen. „Die Fahrt durch den Wald ist ja doch etwas Anderes als über den asphaltierten Radweg“, sagt Hohm.

Nach den ersten Einsatztagen hat sich seine Begeisterung bestätigt und ist sogar noch größer geworden. „Ich kann auch querfeldein fahren, komme an Stellen, wo ich mit dem Auto nicht hinkommen würde“, nennt der Förster Vorteile. Zudem sei die Perspektive eine andere, und natürlich zähle auch die Bewegung an frischer Luft dazu. „40 bis 50 Kilometer kommen am Tag zusammen.“ Die E-Bike-Tour spare CO² und Geld. Die Akkuladung reiche je nach Fahrverhalten für rund 130 Kilometer und sie koste rund 30 Cent – gegenüber dem Auto unschlagbar. „Im Wald fahre ich mit dem Auto im Durchschnitt Tempo 25, also nicht viel schneller als mit dem Rad.“ Zudem erspare er den Waldnutzern die Staubwolke, die er mit dem vierrädrigen Fahrzeug in trockenen Zeiten hinter sich herzieht.
Revierförster Christian Hohm benennt Vor- und Nachteile
Der Ehrlichkeit halber schaut Hohm auch auf die Nachteile. „Ich muss den Tag strukturierter planen.“ Wenn ein Brennholzkunde anruft und sich gleich treffen will, kann das schwierig werden. Denn ein Umsetzen quer durch den Wald von der einen Seite des rund 2000 Hektar großen Reviers auf die andere nimmt dann doch mehr Zeit in Anspruch als einmal mit dem Auto außenherum. So ganz darauf verzichten lasse sich also nicht. Gilt es ein totes Tier aus dem Wald zu holen, brauche er das Auto ebenso wie für jene Tage, an denen er Personen dabei hat. „Und wie es im Winter wird, muss ich sehen“, sagt Christian Hohm. Er sei eigentlich kein passionierter Radfahrer, auch nicht in der Freizeit mit der Familie. Aber es mache aktuell viel Spaß. Das E-Bike übrigens hat seinen Park- und Ladeplatz am alten Forsthof in Fangschleuse. Dort wechselt der Förster nun jeden Tag sein Gefährt.

Um Wechseln geht es auch beim Mobilitäts-Projekt des GrünheideNetzWerks; allerdings nicht ums Gefährt, sondern dessen Nutzer – also um Carsharing und das wiederum basierend auf E-Mobilität. Um die Idee weiter publik zu machen, hatte der Verein am Mittwoch (28. Juni 2023) zu einer Infoveranstaltung in den Netzwerkladen eingeladen.
Tobias Lindh und Albrecht Köhler gewährten den 15 Zuhörern einen Einblick in die Welt des Carsharings, stellten den aktuellen Stand des Projektes vor und verdeutlichten die noch bevorstehenden Herausforderungen. Dabei ging es um Tarifüberlegungen und die Software, die möglicherweise zum Einsatz kommt, um Registrierung, Buchung, Bezahlung, Führerscheinkontrolle und anderes, das papierlos abzuwickeln wäre.
Suche nach der passenden Organisationsform
Das Ziel des Vereins besteht derzeit darin, eine möglichst gemeinnützige Organisation zu gründen. Allerdings wurde betont, dass weitere Informationen abgewartet werden müssen, um diese Organisationsform optimal zu gestalten. Zu einer Gründung einer Organisation wird im nächsten Monat eingeladen. Bis dahin wird auch noch nach einem knackigen Namen gesucht.

Ein bedeutender Schritt für das Projekt ist die Anschaffung von drei Elektroautos. Das Projektteam plant, eine LEADER-Förderung zu erhalten. Bis Ende September muss dazu eine aussagekräftige Beschreibung des Vorhabens bei der LAG Märkische Seen eingehen. Die Gemeinde Grünheide habe das Interesse an einer Kooperation signalisiert, sagt Mit-Initiator Albrecht Köhler. Für die durch eine Umfrage im letzten Jahr ermittelten potenziellen Standorte in Altbuchhorst, Fangschleuse und Grünheide gibt es gemeindeeigene Parkplätze, die für das Carsharing-Projekt genutzt werden könnten. Es bedarf jedoch weiterer Absprachen und Vereinbarungen, um diese Möglichkeiten zu konkretisieren. Eine Präsentation des Projektes im nächsten Ausschuss für Bauen, Ordnung und Naturschutz ist geplant.
Der Verein GrünheideNetzWerk will sich nun darauf konzentrieren, alle notwendigen Informationen zu sammeln, um eine tragfähige Organisationsform zu finden. Gleichzeitig werden weitere Gespräche mit der Gemeinde Grünheide, dem Förderer und potenziellen Partnern geführt, um die Zusammenarbeit zu klären. (Anke Beißer/Albrecht Köhler)
Weitere Informationen unter www.gruenheidenetzwerk.de/projekt/carsharing/