Grünheide gibt sich ein neues Gesicht – Schildkröte darf nicht fehlen

Es ist wie mit dem Kleidungsstil: Eben noch hip, wirkt er ein paar Jahre später angestaubt und eben „aus der Mode gekommen“. So ist es auch mit dem Erscheinungsbild, welches sich etwa eine Kommune für ihre Internetseiten, ihre Öffentlichkeitsarbeit, ihre Außenwirkung gibt. In der Fachsprache heißt dies Corporate Design und bedeutet die gleichartige Gestaltung aller Produkte eines Unternehmens oder eben auch einer Gemeinde.

Erstes Logo wurde 2013 eingeführt

Erstmals hat sich Grünheide 2013 ein solches gegeben, das damals von einer Designerin entwickelt wurde. Dazu gehörte neben der Festlegung des Farbschemas und der zu verwendenden Schriften auch ein Logo. Allerdings wollte sich dieses nicht so recht durchsetzen, wurde bei den unterschiedlichsten Anlässen stets lieber auf das Wappen mit der Schildkröte zurückgegriffen. Dessen Zweck ist aber vor allem ein repräsentativer.

Suche nach modernem Corporate Design

Im vergangenen Herbst hat Erik Burdach auf der Suche nach einem Praktikumsplatz im Rathaus angeklopft. Der 20-Jährige studiert Mediendesign in Berlin und benötigte für sein Praxissemester eine Aufgabe. Das erwies sich rasch als Win-Win-Situation. Der junge Hangelsberger kam quasi wie gerufen, um sich des Themas anzunehmen und ein Corporate Design auf der Höhe der Zeit zu entwickeln. Ein Semester später liegt es auf dem Tisch und wird in den kommenden Wochen und Monaten als neues Erscheinungsbild das alte sukzessive ablösen.

Spannende Reise zum neuen Gesicht

Hinter dem Studenten und allen an dem Entwicklungsprozess Beteiligten liegt eine spannende Reise. Erik Burdach hat sich der Aufgabe mit aller Ernsthaftigkeit und trotzdem jugendlicher Unbekümmertheit, mit seinem fachlichen Handwerkszeug und einer großen Aufgeschlossenheit Neuem und Unkonventionellem gegenüber gestellt.

Angestaubt: Sowohl das Logo (oben rechts) aus dem Jahr 2013 als auch die Homepage passen nicht mehr zum Zeitgeist. Screenshot: Anke Beißer
Wird äußerlich und inhaltlich überarbeitet: Sowohl das Logo (oben rechts) aus dem Jahr 2013 als auch die Homepage passen nicht mehr zum Zeitgeist. Screenshot: Anke Beißer

Zuerst galt es, das bisherige Erscheinungsbild des Gemeinde-Logos zu analysieren und so die Anknüpfungspunkte für ein verändertes Gesicht zu finden. „Das Grün und Blau wird oft verwendet und ist kein Alleinstellungsmerkmal“, argumentiert Burdach. Beide Farben lägen zudem vom Kontrast her zu dicht beieinander. „Für Menschen mit Beeinträchtigungen der Sehkraft schränkt das die Lesbarkeit ein.“ Mitte des Jahres trete ein Gesetz für Online-Angebote in Kraft, das auch diverse Gestaltungsvorschriften beinhaltet. Und: Der im Logo verwendete Leitspruch „Natur aktiv erleben“ wecke eher touristische Assoziationen.

Ein Hexagon bildet das Herzstück des Logos

Das neue Logo ist eine stilisierte Schildkröte, die reduziert auf die wesentlichen Merkmale einem Ornament gleichkommt. Die Grundform bildet ein Hexagon – der Panzer, der Schutz und Geborgenheit symbolisiert. Die sechs Ecken versinnbildlichen die sechs Ortsteile. Die geometrische Form lässt zudem eine Klammer erkennen, die dem Schriftzug Grünheide und in zweiter Zeile dem Zusatz „Mark“ einen Halt bietet. Farblich sind Schildkröte und Ortsname weit voneinander getrennt, durch die Geometrie entsteht das verbindende Glied.

Geometrischer Effekt: Die rechten Beine der Schildkröte bilden eine Klammer, die dem Schriftzug „Grünheide Mark“ Halt bietet. Foto: Anke Beißer
Geometrischer Effekt: Die rechten Beine der Schildkröte bilden eine Klammer, die dem Schriftzug Halt bietet. Foto: Anke Beißer

Die Hauptfarbe für den Schriftzug ist dunkelgrün. Für die Schildkröte steht in erster Linie ein vom Heidekraut inspiriertes Lila. Als Variationen sind hier auch Hellgrün und Orange vorgesehen. Für ergänzende Worte wie Ämter oder andere kommunale Einrichtungen gibt es weitere sechs untergeordnete Farben. „Ich bereite ein Handbuch vor, in welcher Art und Weise und in welchen Kombinationen das Logo verwendet und abgewandelt werden kann“, sagt Burdach. Schließlich soll es beim Corporate Design eine klare Linie und keinen Wildwuchs geben.

Neues Erscheinungsbild: Das Dunkelgrün und die stilisierte Schildkröte werden die Gemeinde Grünheide fortan begleiten – zum Beispiel in der künftigen App und auf möglichen Souvenirs. Fotos: Erik Burdach/Montage: Anke Beißer
Neues Erscheinungsbild: Das Dunkelgrün und die stilisierte Schildkröte werden die Gemeinde Grünheide fortan begleiten – zum Beispiel in der künftigen App und auf möglichen Souvenirs. Fotos: Erik Burdach/Montage: Anke Beißer

Was jetzt folgt, bezeichnet der 20-Jährige als Staffellauf. Das von ihm entwickelte Corporate Design bildet die Grundlage für die Überarbeitung der Gemeinde-Homepage, deren Auftritt ebenfalls den aktuellen Ansprüchen nicht mehr gerecht wird. Wenn voraussichtlich Mitte/Ende April die Grünheide-App an den Start geht, wird auch sie dem Erscheinungsbild Rechnung tragen. Ebenso werden alle künftigen Druckprodukte, Plakate und Transparente die neue gestalterische Handschrift tragen. Und auch für das Gemeinde-Merchandise, vom Kugelschreiber über Einkaufsbeutel bis hin zu T-Shirts, tun sich schier unerschöpfliche Möglichkeiten auf. „Ich habe Ideen ohne Ende. Und ich bin wirklich stolz drauf, dass ich für meinen Heimatort das neue Design entwickeln durfte.“ (Anke Beißer)