Leben, wo andere Urlaub machen – dieser gern gebrauchte Slogan trifft zweifelsfrei auf Grünheide zu. Eingebettet in eine Waldfläche, die 75 Prozent des Gemeindegebietes ausmacht, durchzogen von der Löcknitz und einer Seenkette, ausgestattet mit Rad- und Wanderwegen, erscheint das Stück Scholle allein beim Blick auf die Landkarte als attraktives Fleckchen Erde. Die Nähe zu Berlin mit seinem pulsierenden Leben als Pendant bietet vielen die perfekte Kombination – als Wohn- und Lebensort ebenso wie als Urlaubs- und Ausflugsdomizil. Nun also will sich die Gemeinde aufmachen, staatlich anerkannter Erholungsort zu werden. Die Gemeindevertreter haben kürzlich per Beschluss den Weg für das Bewerbungsverfahren freigemacht.
Spagat zwischen Industrie und Erholung
„Wir wollen zeigen, dass es Grünheide gelingt, der Ort mit der größten Industrieansiedlung Brandenburgs und zugleich ansprechender Erholungsort zu sein“, sagt Bürgermeister Arne Christiani. Er habe von Anfang an gesagt, dass beides in Einklang gebracht werden kann und sieht die Gemeinde mit seinen sechs Ortsteilen auf einem guten Weg. Nach außen hin habe die Region seit der Tesla-Ansiedlung nichts von ihrer Attraktivität eingebüßt, sie habe sich positiv und sanft weiterentwickelt, betont Christiani.

Sanfte Entwicklung als Kompass
Darauf wurde von vielen Seiten geachtet. Beispielhaftes Stichwort: Ausweisung von Bauland für die Wohnraumbeschaffung und zugelassene Einwohnerentwicklung. Hier wurde und wird in einem eng gesteckten Rahmen agiert, den die regionale Planungsgemeinschaft nach einer eingehenden Bedarfsanalyse mit Blick auf das gesamte Tesla-Umfeld vorgibt. So wird der örtlichen Verdichtung innerhalb der Ortsteile in jedem Fall der Vorrang gegeben, gibt es aus heutiger Sicht lediglich in Kagel eine 17 Hektar große, zusätzlich zu entwickelte Fläche – die neben Wohnungsbau voraussichtlich auch eine Gemeindebedarfsfläche, eine Kita und eine Verkaufseinrichtung vorsieht.
Fahrzeugverkehr soll erträglich bleiben
Zu den wesentlichen Einflüssen auf die Lebens- und somit Erholungsqualität gehört der Verkehr. Um diesen erträglich zu gestalten, sei bei der Kanalisierung der Verkehrsströme klar auf Autobahn und Schiene gesetzt worden, betont der Bürgermeister. Alle bisher schon umgesetzten, die im Bau befindlichen und noch ausstehenden Projekte folgen dieser Prämisse. Zudem unterliegt der E-Automobilbauer einer ständigen Kontrolle, was Luftgüte und Grundwasser anbelangt, sodass Christiani davon ausgeht, dass der Erholungswert seitens der Gigafactory keinen Schaden nimmt.
Grünheide hat viel in die Waagschale zu werfen
Was die anderen Faktoren anbelangt, die einen Erholungsort ausmachen, hat Grünheide jede Menge in die Waagschale zu werfen. Im Gesetz, das als Richtschnur zur Erlangung des Titels dient, stehen folgende Anforderungen:
- eine landschaftlich bevorzugte und klimatisch begünstigte Lage
- für die Erholung geeignete Einrichtungen
- gekennzeichnete Rad- und Wanderwege
- nutzbare Freiflächen für Sport, Spiel, Freizeit und Erholung
- ein Frei- oder Hallenbad in angemessener Entfernung und
- regelmäßige gesundheitsförderliche Angebote, die für alle Gäste zugänglich sind.
Beispiele für jeden der Stichpunkte parat
Hier lassen sich für jeden Stichpunkt Beispiele finden. Die Attraktivität der Region war eingangs schon benannt. Zumindest von klimatischen Extremen ist Grünheide verschont. Erholung lässt sich vor allem in der Natur finden, aber auch in Einrichtungen wie dem Kletterwald, der Forellenzucht Klein Wall, auf Campingplätzen, an Stränden sowie bei Bootstouren und Dampferfahrten – was keine vollständige Auszählung darstellt. Rad- und Wanderwege sind sowohl begrenzt auf das Gemeindegebiet vorhanden als auch als Teil regionaler und überregionaler Netze. Für Sport, Spiel und Freizeit gibt es in jedem Ortsteil Angebote. Sei es durch Vereine, die Kümmerin, das Eltern-Kind-Zentrum, die Jugendkoordinatoren oder auch die Kirchengemeinden – Sport, Kultur, Heimatpflege und Familienfreundlichkeit haben einen hohen Stellenwert und stehen Einheimischen wie Besuchern gleichermaßen zur Verfügung. Badegäste können zwischen zahlreichen Stränden wählen, an den Wochenenden sogar unter Aufsicht der Rettungsschwimmer am großen Sandstrand am Peetzsee. Eine Schwimmhalle gibt es nicht, ist aber mit dem Schwapp in Fürstenwalde schnell erreichbar.
Verfahren wird zirka zwei Jahre dauern
All das, was Grünheide als Ort mit einem hohen Erholungswert auszeichnet, wird jetzt einem Mosaik gleich zusammengetragen und fließt in eine Konzeption ein, mit der sich die Gemeinde um die Anerkennung bewirbt. Die Entscheidung treffen die für Gesundheit und für Wirtschaft zuständigen Brandenburger Ministerien. Bürgermeister Arne Christiani rechnet damit, dass das Verfahren etwa zwei Jahre dauern wird. (Anke Beißer)