Für Janine Teubel geht ein aufregendes Jahr zu Ende. An Heiligabend 43 Jahre alt geworden, gab es so einiges, was sie rückblickend auch 2024 sicher noch einmal Revue passieren ließ. Denn der berufliche Umschwung in ihrem Leben ist nun vollzogen, das Referendariat abgeschlossen, seit September führt sie ihre erste eigene Klasse. Janine Teubel ist nun Grundschullehrerin – vor zehn Jahren noch unvorstellbar. Denn da hat sie noch als Friseurmeisterin gearbeitet.
Im ersten (Berufs-)Leben als Friseurmeisterin am Start
Aber der Reihe nach. Nach der Schulzeit hatte sich die Berlinerin für den Friseurberuf entschieden, nach der Ausbildung ihren Meister gemacht und insgesamt 16 Jahre in dem Handwerk gearbeitet. „Ich komme aus einer Arbeiterfamilie. Da war es üblich, nach der Schule eine Lehre zu beginnen, schnell Geld zu verdienen.“ Janine Teubel wurde Salonmanagerin, führte ein Team von 13, 14 Leuten einschließlich Azubis, hat alles an Fortbildung mitgenommen, was möglich war. Aber über all die Jahre vertiefte sich immer stärker der Gedanke, dass ihr etwas fehlt, sie nicht restlos glücklich mit ihrer Arbeitswelt war.
„Kognitives Futter“ hat gefehlt
Als ihre beiden Söhne die Familie komplettiert hatten, auch im Freundeskreis die Kinderschar größer wurde, merkte sie, was es war: Sie brauchte „kognitives Futter und mehr Abwechslung“, wollte mit Kindern und mehr mit dem Kopf arbeiten. Und so entschied sie sich, Grundschullehrerin zu werden, absolvierte in Berlin ein fünfjähriges Direktstudium erst zum Bachelor, dann zum Master.
Keine leichte Sache, noch einmal die Schulbank zu drücken? „Für mich schon, ich wollte es ja. Das Lernen an sich machte mir Spaß, kompliziert war das Fachvokabular. Ich musste beim Literaturstudium ständig nachlesen, was denn mit bestimmten Begriffen gemeint ist. Aber das geht jungen Menschen, gleich nach dem Schulabschluss, sicher ebenso“, erinnert sich Janine Teubel.
Von der Ur-Berlinerin zur Erkneranerin geworden
Erschwerend kam allerdings Corona hinzu. Die „tief im Herzen Ur-Berlinerin“ stieß mit ihrer Familie an die Grenzen. Sie als Studentin zu Hause lernend, ihr Mann im Homeoffice, die Jungs sich ein Zimmer teilend. „Wir merkten, wir mussten uns vergrößern. Aber in Berlin war nichts Bezahlbares zu finden.“ Ihre Schwägerin machte sie auf ein zum Verkauf stehendes Grundstück in Erkner aufmerksam. „Wir hatten Glück, es hat geklappt. Vor zwei Jahren sind wir in die Stadt gezogen.“ Sie seien schnell angekommen und fühlten sich gleich wohl.
„Ich hatte in allem Glück.“
Natürlich liebäugelte Janine Teubel dann auch mit einem Referendariat in der Erkneraner Löcknitzgrundschule. Hier war jedoch nichts frei. Und letztlich sei das auch besser gewesen, läuft sie so doch nicht Gefahr, ihren Jungs als Lehrerin gegenüber zu stehen. Auf Empfehlung versuchte sie es in Grünheide, im Kollegium war Platz und die Chemie hat gestimmt. „Ich hatte in allem Glück“, hält sie mit ihrer Zufriedenheit nicht hinter den Berg. Und wenn sie von ihrem neuen Beruf erzählt, ist zu spüren, wie sehr sie für diese brennt.
Janine Teubel liebt die Ehrlichkeit der Kinder
Sie sei morgens die erste und am Nachmittag eine der letzten. „Ich zähle die Stunden nicht, der Anspruch dafür liegt bei mir“, betont die Lehrerin. Sie versuche aber zu Hause so wenig wie möglich für die Schule zu machen, bereite den Unterricht deshalb möglichst auf dem Campus vor. „Ich habe noch kein Repertoire wie andere, die schon jahrelang unterrichten. Aber irgendwann habe auch ich meinen Grundstock zusammen, der dann natürlich noch an die Schüler angepasst werden muss.“ Was ihr an der neuen Arbeit gefällt? Sie liebe die Ehrlichkeit der Kinder, die sofortige Rückmeldung und ihre Begeisterungsfähigkeit. „Sie sind so fröhlich und verkörpern das Leben. Ich mache sehr gerne Quatsch mit ihnen.“ Die Erkneranerin freut sich über die Tatsache, die kleinen Menschen auf ihrem Weg zu begleiten zu dürfen, ein Teil ihrer Entwicklung zu sein.
Nach dem Abschluss ihres Referendariats ist sie seit 1. Februar 2024 vollwertige Lehrerein. In ihrem ersten halben Jahr war sie im Vertretungsunterricht eingesetzt, zu Beginn des Schuljahres 2024/25 bekam sie eine 1. Klasse anvertraut – jene, die nach Fertigstellung der neuen Schule in Hangelsberg dorthin wechseln wird. „Der Weg wird ein bisschen weiter, aber das geht in Ordnung.“
„Ich sitze gern mit einer Tasse Kaffee am Fenster …“
Kraft für die Schule tankt Janine Teubel am liebsten mit ihrer Familie, auch wenn die Freizeit ein wenig knapp ausfällt. Sie genießt die Natur, mag Ruhe, Sauna und Garten. „Ich sitze gern mit einer Tasse Kaffee am Fenster und schau einfach nur raus.“ Und sie liebt es, mit ihren Jungs, die inzwischen 8 und 11 Jahre alt sind, ein paar Bälle zu werfen. „Sie spielen American Football bei den Erkner Razorbacks.“ Bei der Urlaubsfrage nach dem Vorzug von Bergen oder Meer nennt sie keine Präferenz. „Bisher war es vielleicht das Meer, aber ich muss zugeben, auch große Berge faszinieren mich. Also am besten, es ist beides da“, sagt sie und lacht. (Anke Beißer)