Zu den zahlreichen Projekten, die die Infrastruktur rund um die Gigafactory Grünheide dem Bedarf dieser Industrieansiedlung anpassen sollen, zählen auch die Radwege. Das vom Landkreis Oder-Spree federführend erarbeitete Konzept liegt seit Juni 2021 vor und wurde immer wieder in Nuancen den Entwicklungen angepasst. Fakt ist, das einst gesteckte Ziel, bis zur Werkseröffnung den einen oder anderen Weg fertig zu haben, wurde nicht erreicht. Lediglich der Radweg von Erkner bis zu Tesla ist im Frühjahr 2023 fertiggestellt und wird seither sowohl von Werks-Mitarbeitern als auch Ausflüglern gern genutzt. Im Mai und Juni 2023 erhobene Zahlen sprechen von bis zu 215 Nutzern am Tag – mit zwei darüber hinaus gehenden Spitzen am 30. April und 1. Mai mit 334 und 316 Radlern.
Wichtigste Radwege sollen Ende 2026 nutzbar sein
Inzwischen gibt der nächste Zeithorizont eine Rang- und Reihenfolge vor. Dabei handelt es sich um den Bahnhof Fangschleuse (neu). Da dieser zum Fahrplanwechsel im Dezember 2026 in Betrieb gehen soll, sind bis dahin auch die entsprechenden Anschlüsse an das Verkehrsnetz herzustellen. Und dazu gehören auch die Radwege im unmittelbaren Umfeld.

Nach aktuellen Aussagen des Landkreises Oder-Spree wird an einer Trasse vorbereitend gearbeitet. Dabei handelt es sich um den Radweg mit dem Planungsnamen 5.1, der von der Brücke „Gottesbrück“ (die jedoch hierfür nicht angefasst wird) quer durch den Wald bis zum neuen Bahnhofsvorplatz führt. „Hier findet die Vermessung statt, an die sich die faunistischen Untersuchungen anschließen werden“, schreibt Pressesprecherin Karolin Ring auf GiB-Nachfrage. „Wahrscheinlich werden wir Ende des Jahres mit der konkreten Planung beginnen, um rechtzeitig zur Eröffnung des neuen Bahnhofs fertig zu sein.“ Vorgesehen ist ein drei Meter breiter Ausbau plus Bankett. Bauherr sei der Landkreis, der auf Fördermittel hofft. Nach Fertigstellung geht der etwa einen Kilometer lange Weg in die Hoheit der Gemeinde Grünheide über, der dann die Pflege und Verkehrssicherungspflicht obliegen. Dieses Prinzip findet auch bei den anderen Wegen Anwendung, solange sie auf dem Territorium von Grünheide liegen.

Aus Baustraße soll später Radweg werden
Für den Anschluss aus Richtung Norden sind noch zwei weitere Wege im Visier, die jedoch unmittelbar miteinander verknüpft sind. Mit dem Radweg 5.2 soll – eigentlich ab 2025 – die Verbindung vom Oberförstereiweg zum neuen Bahnhof hergerichtet werden. Der Weg verläuft parallel zur Autobahn auf deren östlicher, also Grünheider Seite. Laut dem Konzept gilt es hier, den vorhandenen Forstweg entsprechend der Bedarfe eines Radweges aufzuwerten – auf 440 Metern mit drei Metern Breite plus Bankett. Allerdings macht dieser nur Sinn, wenn zeitgleich auch der Radweg 6 gebaut wird. Dieser soll – parallel nördlich der Bahntrasse – zunächst als Baustraße für den neuen Bahnhof durch die Deutsche Bahn hergestellt werden. „In dem im Einzugsbereich des Wasserwerks Hohenbinder Straße gelegenen Teil wird der Weg asphaltiert“, schreibt die Sprecherin. In den übrigen Bereichen sollte er ursprünglich nur mit wassergebundener Decke versehen werden. „Hier wird der Landkreis die Differenzkosten übernehmen, die durch die Asphaltierung auch dieser Bereiche entsteht.“ Nach Abschluss des Baus werde die Trasse primär als Radweg, gelegentlich für Kontrollen und Arbeiten an den Schienenanlagen dienen. Aber: „Leider wird die Baumaßnahme der Bahn voraussichtlich nicht mit der Inbetriebnahme des Bahnhofs abgeschlossen sein. Daher wird der Weg für einen Übergangszeitraum noch durch Baufahrzeuge genutzt und kann nicht als Radweg freigegeben werden“, teilt Karolin Ring mit.

Aus Richtung Westen und Südwesten stehen die Wege 4.1 und 4.2 (beide südlich der Bahntrasse) im Radwegekonzept. Das Problem hier: Der Erstgenannte soll die Verbindung vom „straßenbegleitenden“ Radweg entlang der Autobahn A10 (4.2) und dem neuen Bahnhofsvorplatz bilden. Voraussetzung für die Herstellung ist dabei der Beschluss des Bebauungsplans Nr. 60 der Gemeinde Grünheide. „Im aktuellen Bebauungsplan ist die für den Radweg vorgesehene Fläche als ,Industriegebiet – GI‘ ausgewiesen, was die Herstellung eines öffentlichen Radwegs ausschließt“, erläutert die Kreissprecherin. Außerdem müsse sich die Baumaßnahme in die Bauabläufe der Verbreiterung der Autobahn A10, der Herstellung der netz-ergänzenden Landesstraße (Arbeitstitel L386 und auch Teil der B-Plan Nr. 60) sowie der Maßnahmen an der RE1-Bahntrasse einordnen. „Vereinfacht gesagt: (Abgesehen von der Planungsunsicherheit aufgrund der ablehnenden Haltung der befragten Bevölkerung zum B-Plan 60 – Anmerkung der Red.) Es ist nicht viel Platz, der von mehreren Baulastträgern beansprucht wird. Entweder gelingt es, den Radwegebau in eine der anderen Maßnahmen zu integrieren, oder wir müssen uns hinten anstellen. Die Gespräche dazu laufen noch“, heißt es aus Beeskow.
Autobahn GmbH plant Radweg mit
Zum Radweg 4.2 parallel zur Autobahn gibt es dagegen Aussicht auf eine Vereinfachung des Verfahrens. Wie Grünheides Bauamtsleiterin Claudia Kulosa mitgeteilt hat, wird die Planfeststellung und Planung durch die Autobahn GmbH übernommen. Die Kostenübernahme durch den Landkreis stehe ebenso fest.
Weiterhin ungeklärt ist, was aus dem Radweg 4.4 – Verlängerung der Kieferstraße bis zum Freienbrinker/Hangelsberger Kreisel (künftig Kreuzung) – wird. „Sehr wahrscheinlich ist eine Änderung des Bebauungsplans zum GVZ Freienbrink-Süd erforderlich, denn der Rückbau des Asphaltbandes ist dort als Ausgleichs- und Ersatzmaßnahme festgesetzt“, schreibt Karolin Ring. Hierfür habe der Landesforstbetrieb bereits eine andere Ausgleichsmaßnahme vorgeschlagen, die aber noch nicht abschließend geprüft werden konnte. Zudem: Maßnahmen wie der Radweg 4.4 können aus personellen und haushaltärischen Gründen wahrscheinlich erst nach den Projekten zum Anschluss des Bahnhofes, was absolute Priorität hat, angegangen werden.
Vorerst kommt keine Brücke
Und dann wäre da noch die Radbrücke vom Güterverkehrszentrum über die Landesstraße auf die Tesla-Seite. Hier wurde beim Ausbau der Straße zunächst eine Lichtsignalanlage errichtet, die bei Bedarf die Querung ermöglicht. „Wenn man die Kosten und die Barrierearmut berücksichtigt, ist dies aktuell die günstigste Variante“, erklärt die Kreissprecherin. Um den Einfluss der Fußgängerampel zu ermitteln, sollen die ,Grünwünsche‘ über einen längeren Zeitraum erfasst werden. „Parallel sind Tesla und der Landesbetrieb für Straßenwesen auf der Suche nach einem geeigneten Standort für eine mögliche Überführung.“ (Anke Beißer)