Neuer Ortsbeirat hält wie sein Vorgänger am Projekt Kulturzentrum fest

15 Jahre sind mittlerweile vergangen seit jenem Architektenwettbewerb, in dessen Ergebnis die gestalterischen Grundzüge eines Dorfgemeinschaftshauses, eines „Freizeit- und Kulturzentrums“ für Grünheide, entwickelt werden sollten. Jetzt ist ein Kulturzentrum wieder verstärkt in den Fokus des Ortsbeirates gerückt. Aber hier erst einmal ein Blick zurück: Damals ging es noch nicht um finanzielle Überlegungen, sondern erst einmal um das Aussehen, den Charakter, die Einbindung des Objektes in das Areal in Nachbarschaft zum Robert-Havemann-Klubhaus.

Vielleicht kann sich der eine oder andere noch an das etwas unbefriedigende Ergebnis erinnern. Denn es nahmen zwar, wie eingeladen, fünf Bewerber teil, aber keiner konnte die Aufgabenstellung vollumfänglich erfüllen und die Jury entsprechend überzeugen. Deshalb wurde kein 1. und auch kein 3. Platz vergeben. Der 2. Platz ging an die Numrich Albrecht Klumpp Gesellschaft von Architekten mbH Berlin, im Nachhinein mit 3000 Euro dotiert. Den vier anderen wurde die Teilnahme quasi bestätigt und mit 500 Euro anerkannt.

Sportstätte Hangelsberg hatte Vorrang – und Sanierung Havemann-Klubhaus

Der Bau der Müggelspreehalle in Hangelsberg hatte sodann dazu geführt, dass finanziell Prioritäten gesetzt werden mussten und der Sportstätte der Vorrang gegeben wurde. Alternativ wurde die Sanierung des Havemann-Klubhauses vorgenommen, einschließlich behindertengerechtem Zugang via Lift, aber ohne Aufzug. Das hat in den zurückliegenden Jahren immer wieder den Wunsch nach einem behindertengerechten Zentrum für Vereine an dem Standort aufkeimen lassen, inmitten eines gültigen Bebauungsplangebietes (B-Plan Nr. 07).

Vor etwa drei Jahren hat sich der Ortsbeirat dem Thema dann genauer angenommen. Es wurde eine Arbeitsgruppe Kulturzentrum gebildet, der neben Mitgliedern des Beirates und der Verwaltung auch Nutzer des Havemann-Klubhauses angehört haben. In der Runde wurde sich dem Projekt inhaltlich genähert und der Rahmen für ein solches Vorhaben gesteckt.

Das Robert-Havemann-Klubhaus Grünheide: Das Objekt wird gern genutzt, wird aber nicht jedem Bedarf gerecht. Foto: Anke Beißer
Das Robert-Havemann-Klubhaus Grünheide: Das Objekt wird gern genutzt, wird aber nicht jedem Bedarf gerecht. Es soll auf jeden Fall erhalten und weiter genutzt werden. Foto: Anke Beißer

Status quo und Wünsche

Ausgangspunkt der Diskussion war im Oktober 2021 die Einschätzung der Nutzer bezüglich der aktuellen Gegebenheiten:
Der Heimatverein zeigte sich mit seinen Räumlichkeiten in der oberen Etage des Klubhauses zufrieden, würde dort gern verbleiben, benötige aber für bestimmte Veranstaltungen einen großen, barrierefreien Raum. Zudem wäre für den Verein mehr Ausstellungsfläche wünschenswert.
Der Grünheider Carneval Klub bräuchte einen Saal mit Stühlen und Tischen für etwa 300 Personen, temporär teilbar, mit Gastronomie (wünschenswert) sowie Lagermöglichkeiten für Dekoration und den Kostümfundus.
Der Jugendclub wird in den Sommermonaten von zirka 30 bis 50 Personen genutzt. Im Winter sind es etwa 20. Das Domizil würde gern im Klubhaus bleiben, aber zusätzliche Raumkapazitäten haben. Zudem sollen die Außenanlagen und -objekte unbedingt erhalten bleiben.
Die Quiltladies wünschen sich einen etwas größeren Raum und eine bessere Ausleuchtung als im Klubhaus. Das in der AG diskutierte Konzept mit Multifunktionsräumen findet Zustimmung. Ein solcher, großer Raum (80 bis 100 m²) sollte teilbar sein. Zudem gibt es Bedarf an Lagermöglichkeiten sowie einem Ausstellungsraum oder zumindest -flächen.
Der Löcknitzchor schätzt ein, dass sich das Klubhaus für die Proben gut eignet. Jedoch wird ein Saal
mit guter Akustik für etwa 100 Zuhörer benötigt – idealerweise ausgestattet mit einem Flügel.
Die Fotofreunde sind mit ihrem Quartier im Klubhaus zufrieden, benötigen jedoch Lager- und Ausstellungsflächen.
Der Verein Radio Ginseng würde sich über einen zusätzlicher Studioraum in der Nähe der Bühne des neuen Kulturzentrums mit einer elektronischen Verbindung zu den vorhandenen Räumlichkeiten im Klubhaus freuen. Zudem wird ein Musik-Café angeregt.

Standort soll unterhalb von Netto sein

Darüber hinaus wurden folgende allgemeinen Anregungen ausgesprochen: Für eine dauerhafte Besetzung des Kulturzentrums wäre die Ansiedlung der Touristeninformation und/oder des Netzwerkladens in dem Objekt denkbar. Zudem bedürfe es eines ganzjährigen Nutzungskonzeptes mit verschiedenen kulturellen Angeboten von Veranstaltungen bis hin zu Ausstellungen. In den folgenden Beratungen bis Ende März 2022 wurde der Standort unterhalb des Netto-Supermarktes favorisiert. Zudem gingen die Diskussionen schon recht weit ins Detail – von der Zufahrt über Parkmöglichkeiten bis hin zu Anforderungen an den Sanitärbereich und den Wunsch, ein Fitnessstudio zu integrieren. Eine Saalgröße mit einer Kapazität von 300 Personen hat sich verfestigt.

Vorsichtige Kostenschätzung: 10 Millionen Euro

Im März diesen Jahres hat die Gemeindevertretung beschlossen, das Vorhaben anzuschieben. Im Nachtragshaushalt 2024 wurden überplanmäßige Ausgaben in Höhe von 250.000 Euro für die ersten, grundlegenden Planungsleistungen verankert. Es war vorgesehen, die für die Auftragsvergabe notwendige Ausschreibung im Sommer auf den Weg zu bringen. Das ist erst einmal nicht geschehen – der Bebauungsplan 60 (Service- und Logistikzentrum Freienbrink) und alle damit in Verbindung stehenden Aufgaben (zum Beispiel Bahnhofsvorplatz Fangschleuse neu) hatten Priorität. Das Bauamt geht bei einem ersten Überschlag der Kosten für das Zentrum von 10 Millionen Euro aus. (Anke Beißer)