Kerstin Wasmuth, die Kümmerin von Grünheide, hat kürzlich auf der Fachtagung „Altern im vertrauten Wohnumfeld“ in Potsdam das Projekt „Begegnungsstätte der Gemeinde Grünheide“ vorgestellt und ist damit auf großes Interesse gestoßen. Anke Beißer sprach für Grünheide im Blick mit ihr über dieses noch junge Angebot.
Frau Wasmuth, was macht Ihr Projekt aus?
Kerstin Wasmuth: Wir haben im bisher nicht sehr intensiv genutzten Bürgerhaus im Ortsteil Spreeau eine erste feste Begegnungsstätte für Ältere, Pflegebedürftige und Angehörige aus der gesamten Gemeinde etabliert. Und ihr den Namen „Die Gute Stube von Grünheide“ gegeben. Es ist bewusst im nicht so belebten Teil der Gemeinde angesiedelt, um auch hier für Belebung zu sorgen.
Was verbirgt sich konkret dahinter?
Die „Gute Stube“ ist mit einer festen Programmstruktur am Start und öffnet ihre Türen jeweils am Dienstagvor- und am Mittwochnachmittag. Das Angebot erstreckt sich von dem schon traditionellen monatlichen Erzählcafé über Spielerunden und einen Digitaltreff bis hin zu Lesungen sowie Vorträgen. Es soll zudem ein Ort der Bewegung und vor allem der Begegnung sein.
Worauf basiert Ihre Motivation, sich für das Projekt stark zu machen?
In der Gemeinde Grünheide gibt es bisher keine Einrichtung, die sowohl in ihrer baulichen Form, in der Ausstattung als auch mit den Angeboten auf ältere Menschen, Pflegebedürftige und deren Angehörige aus der gesamten Gemeinde ausgerichtet ist. Daran wollten wir etwas ändern. Zwar gibt es diverse Vereine und Interessengruppen, in denen auch Ältere organisiert sind. Sie treffen sich in der Regel dezentral in den Bürgerhäusern der sechs Ortsteile, wo sie Räume für ihre Veranstaltungen buchen können, oder man trifft sich auf privater Ebene. Die Aktivitäten sind überwiegend auf den jeweiligen Ortsteil begrenzt. Aber Vereinsarbeit ist nicht jedermanns Sache. Es sind nicht wenige, die sich zu Hause einsam und oft auch hilflos fühlen. Sie wünschen sich häufig einen „Weg nach draußen“ ohne jegliche Verpflichtungen. Die „Gute Stube“ kann gerade für diese Menschen eine Anlaufstelle sein, um wieder in Kontakt mit anderen zu kommen und sich sozial eingebunden zu fühlen. Das Bürgerhaus in Spreewerder ist dafür perfekt geeignet: Es hat freie Kapazitäten, ist barrierearm und bietet einen großzügigen Veranstaltungsraum für bis zu 40 Personen.
Gibt es noch mehr Vorzüge?
Ja, in dem Gebäude befindet sich ein Büro, das nun ebenfalls wieder belebt wurde. Ich war als Kümmerin bisher mit den verschiedenen Angeboten (Sprechzeiten zum Thema Pflege, Erzählcafé, Vorträge und andere Veranstaltungen) in den verschiedenen Bürgerhäusern zu Gast, ohne eine feste Anlaufstelle zu haben. Ich war ständig unterwegs mit Dienstfahrzeug und mobilem Büro. Neben dem verlässlichen Angebot für Ältere und Angehörige habe auch ich jetzt verbesserte Arbeitsbedingungen. Trotzdem gibt es wie bisher meine Sprechzeiten und Hausbesuche zu Fragen der Pflege in allen Ortsteilen. Was mich noch sehr umtreibt ist die Suche nach einer Möglichkeit, Senioren mehr Mobilität zu ermöglichen und somit den Weg nach Spreewerder zu erleichtern.
So ein Projekt gelingt aber nicht im Alleingang und schon gar nicht im Handumdrehen, wie war der Weg?
Die Projektidee wurde auf Gemeinde- und Ortsteilebene vorgestellt und die Zuständigen überzeugt, dass es für alle einen Mehrwert bedeutet. Der Ortsbeirat Spreeau hat die Idee unterstützt, das Haus als ortsteilübergreifenden Treffpunkt für Senioren mit zu nutzen und sieht es als Bereicherung für den Ortsteil an. Das Bürgerhaus steht zudem ja weiterhin für Ortsbeiratssitzungen und andere Veranstaltungen zur Verfügung. Rund um den Jahreswechsel 2023/24 habe ich mit den Gästen des Erzählcafés und während meiner Sprechzeiten Ideen für die inhaltliche Gestaltung gesammelt und im Januar den Förderantrag für die zusätzliche Ausstattung bei der Fachstelle Altern und Pflege im Quartier Brandenburg (FAPIQ – ein wiederum durch das Sozialministerium gefördertes Projekt) gestellt.
War das Objekt denn gleich für die „Gute Stube“ bereit?
Wir haben die Räume auf Barrieren überprüft und diese, vor allem in den Toiletten, reduziert. Allerdings gibt es noch immer eine Stufe zwischen Saal und Sanitärraum, die nicht überbrückt werden konnte. Und es war gut, mal durch das Inventar zu gehen und über dessen Verbleib zu entscheiden. Es gab jede Menge uralter Akten, die sich im ehemaligen Bürgermeisterbüro und im Archiv im Kriechkeller befanden sowie alte, teils funktionsunfähige Möbel, die wahrscheinlich teilweise aus privaten Beständen zusammengetragen worden waren.
Hat es denn mit der Förderung geklappt?
Darauf bin ich schon ein bisschen stolz. Das Land hat der FAPIQ für das Förderprogramm 40.000 Euro zu Verfügung gestellt. Das hat längst nicht für alle Bewerber gereicht. Wir gehören mit der Guten Stube zu den zwölf Projekten, die bewilligt und finanziell unterstützt wurden. Das hat natürlich für den Start toll geholfen.
Inwiefern?
Ich konnte allerhand anschaffen. Dazu gehören seniorengerechte Sportgeräte und ebensolche Gesellschaftsspiele, eine große Kaffeemaschine, eine Soundbox, sowie diverse Dinge für die Raumgestaltung und Küchenausstattung.
Und wie geht es jetzt weiter?
Wie gesagt, die Türen stehen schon jetzt Dienstagvormittag und Mittwochnachmittag offen. Wer mag, kann sich mit anderen zum Beispiel auf eine Runde Rummicub, Skat oder Mensch-ärgere-dich-nicht verabreden oder einfach auf eine Tasse Kaffee oder Tee vorbei kommen. An der Palette der regelmäßigen Angebote wird noch gefeilt. Ich hoffe da auch auf Unterstützung durch die Grünheider. Wenn jemand zur Bereicherung beitragen möchte, vielleicht in Sachen Sport, Handarbeit oder was auch immer, ist er gern gesehen. Ohne Unterstützer geht es nicht. Ich suche zudem eine ständig helfende Hand, die mir bei Veranstaltungen den Rücken freihält und mich eventuell auch mal vertreten kann. Auf alle Fälle werden wir die Gute Stube im Frühjahr 2025 noch mit einem kleinen Fest offiziell einweihen.