Das Lokale Bündnis für Familie – die FamilienBande – engagiert sich seit 2008 für die Familienfreundlichkeit in der Gemeinde Grünheide. Über die Jahre wurde inzwischen mit mehr als 75 Partnern eine Kooperation geschlossen, die das Bündnis bunt und lebendig machen. „Grünheide im Blick“ stellt allmonatlich einen dieser Partner vor. lm Monat Mai 2025 ist es die Interessengruppe Quilt-Ladies Grünheide.
Steckbrief
Name:
Interessengruppe Quilt-Ladies Grünheide
Vorsitz/Vorstand:
Richarda Schauer
Irene Bernhardt
Kontakt:
Robert-Havemann-Klubhaus
15537 Grünheide (Mark)
An der Alten Schule 3
c/o. Richarda Schauer
Telefon: 03362 700996
E-Mail: rh.schauer@t-online.de
Mitgliederzahl:
14
Die Geburtsstunde der Quilt-Ladies von Grünheide ist auf das Jahr 2009 zurückzuführen. Zwei Berlinerinnen waren hiergezogen und wollten mit einer Freundin aus Müncheberg dem gemeinsamen Hobby nachgehen und gern als Gruppe wachsen. Auf der Suche nach einem geeigneten Raum kreuzten sich die Wege mit der damaligen Koordinatorin des Lokalen Bündnis für Familie, Gesine Schulz. So fanden die Handarbeiterinnen im Robert-Havemann-Klubhaus einen Ort, an dem sie sich regelmäßig treffen, plauschen und vor allem nähen, patchen und quilten können. Und so ist es bis heute.
Kleiner Exkurs ins Handwerk
Da stellt sich natürlich die Frage: Was ist denn überhaupt Quilten?
Dahinter verbirgt sich ein mehrlagiges Textil, das aus zumindest zwei Stofflagen und einer Zwischenlage Vlies besteht. Die untere Stofflage ist meist einfarbig und die obere das „schmückende Gesicht“. Es wird durch aus Steppstichen erwachsende Formen und Ornamente verziert oder aus kleinen Stoffstücken zu Patchwork zusammengesetzt. Aus der Not heraus, aus alten Kleidungsstücken neue zu fertigen, aus kleinen Stoffresten große Stücke herzustellen, ist vor vielen Hundert Jahren diese bis heute gepflegte handwerkliche Kunstform entstanden.
Die Nähmaschinen surren im Havemann-Klubhaus
Aktuell gehören 14 Frauen der Interessengruppe an. „Mehr geht auch nicht, weil wir nicht mehr Arbeitsplätze in dem Raum im Havemann-Klubhaus haben“, sagt Richarda Schauer, die die Fäden in der IG zusammenhält. Ihre Erzählungen von der zeitaufwändigen Freizeitbeschäftigung werden getragen von großer Begeisterung. Es gebe sehr unterschiedliche Richtungen, immer neue Entwicklungen und ein schier unerschöpfliches Repertoire an Anregungen. „Wir besuchen Kurse, fahren zu Messen und Ausstellungen, holen uns dort neue Impulse. Die Frauen kommen wöchentlich, im Wechsel von Montagvor- und Mittwochnachmittag, mit ihren Utensilien ins Klubhaus. Während die Nähmaschinen surren, wird sich beraten, über Alltägliches unterhalten, gegenseitig bei kniffligen Fertigungsschritten geholfen. „In der Gruppe zu werkeln, macht einfach mehr Spaß“, sind sich alle einig.
Von Decken über Kissen bis hin zum Wandschmuck
Ihre Handarbeitskunst ist aber längst nicht nur etwas für Zuhause – wo übrigens fleißig weiter genäht und gequiltet wird. „Da geht es erst richtig los, wir wollen ja vorankommen.“ Mit dem Effekt: „Der Platz wird zwangsläufig eng“, sagt die Grünheiderin. Und: Die Produkte – von Decken über Kissen bis hin zum Wandschmuck – wollen ja auch gezeigt und genutzt werden.
Deshalb sind die Quilt-Ladies auf den Märkten in den Grünheider Ortsteilen nicht mehr wegzudenken. An ihrem Stand – egal ob in der Vorweihnachtszeit, beim Kunstmarkt in Kagel oder künftig auch bei Kunst am See im Grünheider Pfarrgarten – ist es stets bunt. Da finden sich nie 20 gleiche Stücke, sondern eher 20 verschiedene. „Wir hatten ein Projekt, da bekam jede von uns fünf Stoffe und hat daraus in ihrer Lieblingstechnik einen Wandbehang hergestellt“, nennt Richarda Schauer ein Beispiel. Die Vielfalt sei groß gewesen und für alle spannend zu entdecken, wo sich welcher Stoff in der jeweiligen Arbeit wiederfindet.
Kunstwerke sorgen für Staunen
Gezeigt werden die Kunstwerke hin und wieder auch in Ausstellungen. Das beschriebene Projekt konnte 2014 im Stephanus Seniorenzentrum der Öffentlichkeit präsentiert werden und hat für viel Staunen, Bewunderung und Anerkennung gesorgt.
Derzeit sind die Frauen mit einem Halb-Jahres-Projekt befasst. 22 Wochen lang gibt es je Woche von der Patchwork Guilde ein Hexagon, das nachgenäht wird. Jeder der Bausteine wird komplizierter und am Ende bilden die Sechsecke den Grundstock für eine selbst erdachte Applikation, die einen Quilt zieren wird.
„Herzkissen“ – eine Herzensangelegenheit
Besonders am Herzen liegt den Frauen ihr Engagement für das weltweite Projekt „Herzkissen“ (Heart Pillow Project). Seit 2011 hat die Interessengruppe die Lizenz und spendet dem Klinikum in Bad Saarow jährlich 250 bis 300 genähte Exemplare. Die Kissen werden von Brustkrebs operierten Frauen unter dem Arm getragen, lindern Narbenschmerzen sowie Lymphschwellungen und schützen vor plötzlichen Bewegungen und Stößen. Kurz gesagt, solch Kissen fördert den Heilungsprozess. „Das ist unser soziales Engagement“, betont Richarda Schauer. Zwar bekommen sie wenig Rückkopplung, da die Frauen in dieser Lebenssituation ganz andere Probleme haben. Aber wenn, seien die Dankeschön sehr rührend. „Wir haben schon gestickte Bilder bekommen und mit viel Herzlichkeit verfasste Briefe. Wir wissen, wie wichtig es ist, dass wir an dieser Stelle helfen.“
Miteinander Zeit verbringen
Die Interessengruppe definiert sich aber nicht nur übers Nähen. Den Frauen ist es wichtig, auch abseits der Nähmaschinen Zeit miteinander zu verbringen. Sie erzählen von Ausflügen, Sommerfesten, Martinsgans-Essen. Eine der herausragenden Erinnerungen ist mit einer Fahrt nach Frankreich verbunden. Da haben sie sich in zwei Kleinbussen zu sechzehnt auf den Weg gemacht. In Saint-Marie-aux-Mines ( Elsass) wartete das alljährliche europäische Patchwork-Treffen mit einer Vielzahl an Ausstellungen, Stoffen und Nähzubehör auf die Frauen.
Wer neugierig geworden ist auf das, was da unter den geschickten Händen der Frauen Kunstvolles entsteht, kann sich „Kunst am See“ im Juni vormerken. Da wird sich die Interessengruppe erstmals beteiligen. (Anke Beißer)
Weitere in der Reihe bereits erschienene Beiträge gibt es hier.