Sie singt im gemischten Chor in Storkow, sie liest Magazine wie „Der gute Rat“ und „Natur und Heilen“, sie interessiert sich für populärwissenschaftliche Literatur, geht gern in Musical und Theater und hat sich zuletzt riesig auf ihren Urlaub gefreut, bei dem sie endlich ihre Tochter Judy wiedersehen konnte, die in Athen, vor ihrem in Kürze anstehenden Masterabschluss im Lehramtsstudium (Mathematik und Musik), ein Auslandspraktikum absolviert. Claudia Kulosa, seit zehn Jahren Bauamtsleiterin im Grünheider Rathaus, ist eine durchaus vielseitige Frau.
Aus Übergangs-Stopp wurde Dauerlösung
Das erste Lebensjahr in Fangschleuse verbracht und danach viel bei der Oma zu Besuch gewesen, ist sie lange Zeit in Berlin heimisch gewesen. Als dann Anfang der 2000er-Jahre ihre Großmutter Hilfe benötigte und schließlich starb, zögerte die damals alleinstehende Mutter nicht lange und tauschte die Großstadt gegen die Idylle. Was als Übergang gedacht war, wurde zur – nie bereuten – Dauerlösung. So ganz den Rücken gekehrt hat die heute 56-Jährige dem Berliner Trubel jedoch nicht. Sie mag den „Boxi“ samt Trödelmarkt, ihren alten Kiez im Prenzlauer Berg, die Kulturangebote der Metropole, das pulsierende Leben – und sei es nur, um dort entspannt zu frühstücken. „Und der Weg ist ja nicht weit.“
Ihren heutigen Arbeitsplatz, den sie schon ein ganzes Jahrzehnt prägt, hat sie über einen kleinen Umweg gefunden. Die studierte Bau- und Wirtschaftsingenieurin hatte bis Mitte der 2000er-Jahre im Klinikum Berlin-Buch in der Bauabteilung gearbeitet. Hier galt es, die auf sieben örtliche Bereiche aufgeteilten, zumeist unter Denkmalschutz stehenden Bestandbauten in Schuss zu halten. Nach der Privatisierung des Klinikums und einer neuen Struktur im Gebäudemanagement schaute Claudia Kulosa nach neuen Herausforderungen. Sie begann als Vermittlerin im Arbeitsamt, absolvierte berufsbegleitend ein Studium an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin – und kehrte 2009 mit einer Anstellung im Bauamt des Amtes Spreenhagen in ihr ursprüngliches Fachgebiet zurück. 2013 erfolgte der Wechsel ins Grünheider Rathaus und 2014 dann die Übernahme des Leiterpostens, den vor ihr Peter Komann bis zu seinem Ruhestand innehatte. Heute führt sie hier ein sechsköpfiges Team.
Als Sachbearbeiterin gestartet – nun 10 Jahre in Führungsposition
In den zehn Jahren wurde so manches Vorhaben umgesetzt. Als erstes Projekt hat Claudia Kulosa, noch als Sachbearbeiterin, 2013 die Instandsetzung der Grundschule auf dem Löcknitzcampus fortgeführt und die Instandsetzung des griechischen Restaurants am Grünheider Marktplatz begleitet. In Leitungsfunktion, ab dem Jahr darauf also, folgten dann – ohne hier Wert auf Vollständigkeit zu legen – die Instandsetzung des Festwiesengebäudes, der kleinen Schulsporthalle, die Erneuerung des Supermarkt-Daches am Marktplatz (beides in Grünheide), die Instandsetzung des Wohnblocks Puschkinstraße 9 in Kienbaum, die erste Prioritätenliste für den Straßenbau, die Neugestaltung der Bibliothek im Rathaus, die Freizeitanlage am Unsal in Hangelsberg, die neue Begegnungsstätte in Neu-Mönchwinkel, die Umgestaltung des Marktplatzes in Hangelsberg, das Tesla-Genehmigungsverfahren, das Projekt DLRG-Wache plus öffentliche Toiletten am Peetzsee-Sandstrand in Grünheide sowie der Neubau der Rettungszentrale in Freienrbink und des Sportvereinsgebäudes im Kageler Manni-Park. „2023 wurde die Kapelle auf dem Grünheider Friedhof zudem mit einer elektrischen Infrarot-Heizung ausgestattet. Das war ein lang gehegter Wunsch des Ortsbeirates “, sagt Claudia Kulosa.
Lieblingsprojekt ist schnell ausgemacht
Aber was war ihr Lieblingsprojekt? Gibt es so etwas? Da muss die 56-Jährige nicht lange überlegen: „Ich liebe alte Gebäude, das Festhalten an Tradition, sie erhalten und weiter zu nutzen, statt kurzerhand durch Neues zu ersetzen.“ Folgerichtig sei es das Peetzsee-Hotel an der Grünheider Karl-Marx-Straße gewesen, dessen Sanierung die Verwaltung 2018 und jetzt noch einmal 2024 beschäftigt hat. „Und dazu die Anlage des Bürgerparks“, ergänzt die Fangschleuserin.
Aber natürlich gab es in den zehn Jahren auch Dinge, die nicht so gut gelungen oder gar auf der Strecke geblieben sind. „2017 haben wir eine wohnungspolitische Umsetzungsstrategie erarbeitet, die Investoren bei deren Anwendung in den Genuss von Fördermitteln der Landes-Investitionsbank ILB hätte bringen können.“ Dabei seien Gebietskulissen zur Wohnbauförderung von Mehrfamilienhäusern ausgewiesen worden. „Das Instrument wurde aber nicht einmal genutzt, ist bei keinem Investor auf Interesse gestoßen.“ Claudia Kulosa nimmt an, dass das Verfahren der ILB zu unattraktiv, die damit verbundenen Auflagen zu hoch gewesen sind. Dann nennt sie die Gestaltung des Grundstücks Karl-Marx-Straße 13/14, wo ursprünglich der Bürgerpark mit Tourist-Info, Trauzimmer und Steganlage entstehen sollte. Nachdem der Park in Nachbarschaft zum Hotel entstanden ist, blieb der weitere Umgang mit der Fläche offen. „Für die Sicherung als öffentliche Grünfläche fehlt der Satzungsbeschluss, und die Idee, die Fläche für ein Mehrfamilienhaus-Projekt zu nutzen, wurde auch nicht weiterverfolgt.“ In der gesamten, im Frühjahr zu Ende gegangenen Wahlperiode, habe sich die Gemeindevertretung nicht weiter mit dem Thema befasst.
Nicht alles hat reibungslos geklappt
Bei der Aufzählung führt die Bauamtsleiterin ebenso die Fassadensanierung der Löcknitzhalle an, die 2015 in einen Rechtsstreit mündete, der all die Jahre schwelte, 2024 aber endlich beigelegt und das Vorhaben somit zu Ende gebracht werden konnte. „Nach wie vor offen ist die Gestaltungssatzung für Kagel und das Verkehrskonzept Löcknitzcampus 2 – eine Fläche, die sich nördlich an den bestehenden Campus anschließt.“
Was die aktuell dringendsten Aufgaben anbelangt, so verweist die Bauamts-Chefin auf den Bahnhofsvorplatz Fangschleuse (neu), den Flächennutzungsplan für die Gemeinde, den Neubau der Feuerwache in Neu-Mönchwinkel und das Vorankommen bei der Straßensanierung und, zumindest begleitend, den Grundschulneubau in Hangelsberg.
„Vieles war ,learning by doing‘“
So bunt wie die Palette der begleiteten Projekte ist, was für Abwechslung im Beruf spricht, so herausfordernd ist das Arbeitsfeld. Denn alles, was die verwaltungstechnische Seite anbelangt, hat Claudia Kulosa zwar einzelne Lehrgänge, aber keine mehrjährige Ausbildung absolviert. „Da war Vieles ,learning by doing‘“, sagt sie. Gerade die strategischen Themen, die die Bauleitplanung und Flächennutzung anbelangen, waren anfangs komplettes Neuland. Aber gerade das sei interessant beim Wechsel in die Verwaltung gewesen. „Die Veränderung bei den fachlichen Aufgaben kam damals gerade recht und die Vielfalt schätze ich noch heute.“ (Anke Beißer)