Grundschüler werden zu SchmEXperten

„Hm, riecht das gut, hm, riecht das fein!“ – wer am Freitagvormittag vergangener Woche (21. Februar) an der Schülerküche im Altbau der Gerhart-Hauptmann-Grundschule vorbeigelaufen ist, konnte sich den Wohlgerüchen kaum entziehen. In dem Raum selbst tummelte sich die 5b und kochte lauter leckere und vor allem gesunde Gerichte. Alles ohne Fleisch und Wurst und ohne zusätzlichen Zucker. Kürbissuppe mit Kokosmilch, asiatische Gemüsenudeln mit Paprika und Ingwer, Vollkornbrötchen mit Pizzaaufstrich, Pancakes mit Möhrchenstroh und Obst, Kartoffelbrei mit Rührei und, und, und. Da  läuft einem schon das Wasser im Munde zusammen.

Und das tatsächlich sogar den Kindern, die sonst gar nicht so sehr auf Gemüse stehen. Das nahmen auch der Klassenlehrer der 5b, David Steppeler, und Ernährungsberaterin Kerstin Sündermann wohlwollend zur Kenntnis. Auf ihre Frage an die Kinder, ob die Gerichte denn gelungen seien und schmeckten, gab es ein einhelliges „Jaaa!“

Leckeres Buffet: Ernährungsberaterin Kerstin Sündermann (rechts) und Klassenlehrer David Steppeler haben die 5b zu "SchmEXperten" gemacht. Foto: Anke Beißer
Leckeres Buffet: Ernährungsberaterin Kerstin Sündermann (rechts) und Klassenlehrer David Steppeler haben die 5b zu „SchmEXperten“ gemacht. Foto: Anke Beißer

Die Fünftklässler dürfen sich jetzt SchmEXperten nennen – wie schon viele Mädchen und Jungen vor ihnen. Gesunde Ernährung ist schon seit zehn Jahren an der Grünheider Grundschule ein fester Punkt im Jahresplan. Der Themenschwerpunkt gehört zu jenen speziellen Angeboten, die dem Schulmotto „Gute, gesunde Schule – Eine Schule bewegt sich“ Leben einhaucht.

Ohne Frühstück in die Schule

Angefangen hat alles mit der simplen Beobachtung, dass viele Kinder in die Schule kamen, ohne gefrühstückt zu haben, dass ihre  Frühstücksboxen vor allem zuckerhaltigen Inhalts waren und sich bekanntlich eine ungesunde Ernährung auf Konzentration und Leistungsfähigkeit auswirkt. Wie Thomas Coordes, stellvertretender Schulleiter sagt, wurde deshalb das zweistufige, vom Schulträger, also der Gemeinde, finanzierte Projekt in den Jahresplan integriert.

Ernährungsführerschein als erster Schritt

In der 3. Klasse machen die Mädchen und Jungen ihren „Ernährungsführerschein“. Dabei geht es um allerlei Wissen rund ums Essen und Trinken, um Obst und Gemüse, um Zucker und welch Übeltäter er ist. Laut Coordes sollen hier das Bewusstsein geschärft, über Wissenszuwachs die Grundlagen für eine gesunde Ernährung gelegt werden.

In der Folgeveranstaltung der Klassenstufe 5, die dreimal vier Stunden umfasst, rücken dann auch praktische Dinge in den Fokus. Da geht es nicht nur um die Bestandteile besagter gesunder Ernährung, um die Zubereitung vom Smoothies, leckerer Frühstücks-Sandwiches und schließlich oben erwähnter Speisen. Die Kinder lernen nicht nur die Produkte kennen, sondern auch verschiedene Zubereitungsarten wie Backen, Kochen, Braten, Pürieren – und das Aufräumen danach. „Ich selber koche sehr gern“, gesteht David Steppeler. Und sein geschultes Auge erkennt rasch, welches der Kinder eher selten in er Küche hilft oder zum Kochen mit herangezogen wird. Auch die Vielfalt an Gemüse sei für Viele neu gewesen. Der Klassenlehrer wünscht sich, dass sich die Mädchen und Jungen noch lange an das Projekt erinnern und die eine oder andere Anregung in ihren Alltag, in ihre Frühstücksbox integrieren. „Diese Nachhaltigkeit ist gar nicht so einfach, dafür müssen auch die Eltern erreicht werden.“

Schulgarten bietet reiche Ernte

Genau das hat die Schule vor. Laut Thomas Coordes gibt es Überlegungen, das Projekt noch weiter zu qualifizieren. „Wir haben ja jetzt einen Schulgarten und da wird gut geerntet. Wir müssen sehen, ob sich das terminlich in Einklang bringen lässt.“ Die Idee sei, einen Elternnachmittag zu organisieren, damit sie das Projekt der Kinder nicht nur erzählt bekommen, sondern integriert werden.

Ernährungsberaterin Kerstin Sündermann begrüßt den Ansatz, denn sie registriert die Entwicklung, dass sowohl Allergien als auch wieder Süßes auf dem Vormarsch sind. Wenn es gelingt, durch das Entdecken von Neuem, von Alternativen und ihrem Wohlgeschmack über die Kinder die Familien zu erreichen, sei das ein guter Weg weg von Fertigessen, hin zu selber zubereiteten naturbelassenen Produkten und somit einer gesünderen Ernährung. Ihre Hoffnung, dass das funktioniert: „Die Kinder haben sich sehr offen gezeigt, haben in der Regel auch probiert, was sie sonst nicht mögen und ließen sich durchaus positiv überraschen“, lobt die 49-Jährige.

Sturm aufs Buffet: Die 5b hat nicht nur ganz unterschiedliche Speisen - bunt und mit viel Gemüse - zubereitet, sie wurden auch neugierig probiert. Foto: Anke Beißer
Sturm aufs Buffet: Die 5b hat nicht nur ganz unterschiedliche Speisen – bunt und mit viel Gemüse – zubereitet, sie wurden auch neugierig probiert. Foto: Anke Beißer

Kinder zeigen sich offen und probierbereit

Jendrik ist da womöglich die Ausnahme. Der Zehnjährige räumt zwar ein, die Power-Sandwich aus Vollkornbrot mit Frischkäse, Salat und Paprika gekostet zu haben, gemocht habe er sie, anders als viele seiner Klassenkameraden, aber nicht. „Wegen der Paprika.“ Auf die Frage, ob es ihm vielleicht mit Gurke besser schmecken würde, überlegt er kurz. „Vielleicht.“ Was ihm jedoch viel Spaß bereitet habe, sprudelt aus ihm heraus, sei das Basteln gewesen. Er habe ein Tomatenmännchen entstehen lassen. Cool fand er auch das Auto – aus Salatblättern für die Karosserie, Gurkenscheiben als Räder und Zahnstocher als verbindendes Element.

Maxi (12) und Fernanda (11) waren hinsichtlich der experimentellen Speisen rundum zufrieden und voll des Lobes. Ob das eine oder andere Eingang auf ihren Speiseplan oder in die Frühstücks-Box finden wird? So kurz nach dem Abschlusstag ihres Projektes können sich das die beiden frisch gebackenen SchmEXpertinnen jedenfalls gut vorstellen. (Anke Beißer)