Schnittlauch ist sehr beliebt – Reiche Ernte im Schulgarten auf dem Löcknitzcampus

„Wollen Sie ein Stück Kohlrabi? Kosten Sie mal!“ Der achtjährige Yannik hat selbst gerade gekostet und ist begeistert. Vor ein paar Wochen haben die Mädchen und Jungen der Gerhart-Hauptmann-Grundschule die von einem Baumarkt in Vogelsdorf spendierten Pflanzen in die Erde gebracht, nun dürfen sie ernten. Auch Kräuter, Blumen und jede Menge Gemüsepflanzen haben den Weg in die Erde im neuen Schulgarten auf dem Löcknitzcampus genommen. „Diese Unterstützung ist toll und soll fortgesetzt werden“, sagt Sabine Mrose, Mitarbeiterin im Schulsekretariat und eine der sechs Mütter, die das Projekt maßgeblich betreuen.

Alte Tradition wieder belebt

An sich hat der Schulgarten an der Schule eine lange Tradition. Zu DDR-Zeiten war ein solcher obligatorisch, heutzutage, da das Gärtnern nicht mehr zum Lehrplan gehört, hängt viel von den Lehrern ab. In Grünheide gab es immer mal wieder Vorstöße, auch ein grünes Klassenzimmer wurde angelegt. Aber so richtig Fuß gefasst hat der Gedanke nicht. Vor zwei Jahren dann hat Lehrerin Sophie Fankhauser das Thema Schulgarten im Sachkundeunterricht ihrer 3. Klasse aufgegriffen und versucht, dieses auch für die folgenden Drittklässler zu etablieren. Aber nicht jeder hat einen grünen Daumen, und so drohte die Fortführung zu scheitern.

Alte Fotos erzählen von der Tradition: Sowohl im Grünheider Heft zur Schulgeschichte als auch auf anderen Archivfotos ist vom Schulgarten die Rede. Montage: Anke Beißer
Alte Fotos erzählen von der Tradition: Sowohl im Grünheider Heft zur Schulgeschichte als auch auf anderen Archivfotos ist vom Schulgarten die Rede. Montage: Anke Beißer

Anfang dieses Schuljahres hatte es dann eine Anfrage in der Elternkonferenz gegeben, ob sich hier Betreuer für das Vorhaben finden lassen. Anne Cathrin Koch, Mutter einer Zweitklässlerin und für ihr Engagement in Sachen Klassenraumbegrünung bekannt, war gleich dabei. Neben der Kienbaumerin fanden sich zwei Mütter aus Altbuchhorst und zwei aus Fangschleuse. Carolin Biedermann, die schon vor Jahren einen Kita-Garten im Regenbogenhaus (Walter-Rathenau-Straße) angelegt hat und seither betreut, hat auch die Planung für die Fläche auf dem Löcknitzcampus übernommen. Sie steht den Hobby-Gärtnern mit ihrem Fachwissen zur Seite, ist aber längst nicht nur Mentorin, sondern hilft auch tatkräftig mit.

Elterninitiative: Julia Galow, Carolin Biedermann, Anne Cathrin Koch und Sabine Mrose (von links) gehören zu den Müttern, die die Schulgarten-AG betreuen. Foto: Anke Beißer
Elterninitiative: Julia Galow, Carolin Biedermann, Anne Cathrin Koch und Sabine Mrose (von links) gehören zu den Müttern, die die Schulgarten-AG betreuen. Nicht auf dem Foto, aber fleißig mit am Ball sind Heike Kübler und Silke Morgner. Foto: Anke Beißer

Der Schulgarten schließt sich direkt an das Schildkröten-Gehege an. Es gibt an die 20 kleine Beete und zwei Kräuterspiralen. „Die wollten die Kinder unbedingt“, sagt Carolin Biedermann. „Eine für essbare Blüten und eine für Kräuter.“ Ansonsten gibt es Beerensträucher, Tomaten, Schoten, Kohlrabi, Radieschen, Gurken – alles Dinge, die unverkocht verspeist und verarbeitet werden können. „Wir wussten anfangs nicht, ob wir die Hort-Küche mit nutzen können, aber das hat sich toll eingespielt“, erzählt Sabine Mrose. Und somit kann die Auswahl der Samen und Pflanzen, die in die Erde kommen, künftig ohne entsprechende Einschränkungen geplant werden. In der Mitte gelegen, spendet ein Baum Schatten und ist samt Tisch und Stühlen der Ruhepol in der kleinen Idylle.

Dienstags und donnerstags trifft sich die Schulgarten-AG

Jeden Dienstag und Donnerstag sind die Mädchen und Jungen in ihrem Garten anzutreffen, werden dabei von zwei, drei Müttern betreut. Diese leiten die Kinder an, beaufsichtigen sie. Aber Anspruch ist es, dass der Nachwuchs so weit wie möglich alles alleine bewerkstelligen darf. Der Erfolg ist wirklich beachtlich und spornt die Kinder natürlich an, dran zu bleiben. Nach all der Mühe des Anlegens, Säens, Pflanzens und Pflegens macht jetzt die Ernte natürlich besonders viel Spaß. „Die Kinder haben auch schon Kräuter und Salat verkauft. Und wir haben Smoothies und Brotgesichter als leckeren Belag zubereitet“, erzählt Julia Galow, die mit zum Garten-Team gehört. Sie freut sich darüber, wie offen sich die Kinder gegenüber neuen Geschmäckern zeigen. „Schnittlauch ist sehr beliebt, obwohl es ja recht scharf ist.“ Eltern haben auch erzählt, dass die Kinder jetzt zu Hause gärtnern wollen, egal ob auf dem Balkon oder im Garten. Und auch die Tierwelt hat von dem Projekt Notiz genommen. „Es gibt zwei Eidechsen, die Kinder nennen sie Max und Arthur“, erzählt Sabine Mrose.

Dauergäste: Die Eidechsen Max und Arthur fühlen sich zur Freude der Kinder pudelwohl im Schulgarten. Foto: Sabine Mrose
Dauergäste: Die Eidechsen Max und Arthur fühlen sich zur Freude der Kinder pudelwohl im Schulgarten. Foto: Sabine Mrose

Aber wie wird es in den Ferien? Und wie, wenn es zwischen den AG-Nachmittagen der Pflege bedarf? „Für den Sommer stellen wir gerade einen Plan auf. Und ansonsten ist der Garten grundsätzlich so angelegt, dass er mit der Pause klarkommt“, erklärt Carolin Biedermann. Soll heißen, bei der Auswahl der Pflanzen hat dieser Punkt eine Rolle gespielt, der Boden wird nicht umgegraben, es wird mit Grasschnitt vom Sportplatz und Schulhof gemulcht. All das soll die Feuchtigkeit in den Beeten halten. „Allerdings haben wir aktuell eher mit zu viel Nässe zu tun“, sagt die junge Frau, die seit ein paar Jahren auf dem Grundstück der ehemaligen Gärtnerei Murswick zu Hause ist und dort einen großen Familiengarten hegt und pflegt.

Auch das gehört dazu: Auf Schildern haben die Kinder notiert, was ihnen wichtig ist - "Achte alle Pflanzen, Tiere und Lebewesen". Foto: Anke Beißer
Auch das gehört dazu: Auf Schildern haben die Kinder notiert, was ihnen wichtig ist – „Achte alle Pflanzen, Tiere und Lebewesen“. Foto: Anke Beißer

„Wir haben da schon viele Ideen“

Nachdem das Projekt so gut angelaufen ist – die Arbeitsgemeinschaft zählt rund 20 Mitglieder –, wird auch schon mutig weitergedacht. Wie es aussieht, könnte der gesamte Grünzug vor dem Schul-Altbau zu einem Garten umgestaltet werden. „Wir haben da schon viele Ideen“, sind sich die Mütter einig.

Prächtiges gedeihen: Die Beete der Schulgarten-Arbeitsgemeinschaft sind bunt bestückt. Foto: Juliane Wulf
Prächtiges gedeihen: Die Beete der Schulgarten-Arbeitsgemeinschaft sind bunt bestückt. Foto: Juliane Wulf

Die Kinder wird es freuen. Denn dann können noch mehr Kohlrabi und Co. angebaut und später verspeist werden. Yoko (7), Mara (8) und Hella (7) schwärmen von der Gartenarbeit, auch wenn sie manchmal anstrengend ist. „Die Gießkannen sind ganz schön schwer“, geben die Mädchen zu. Aber das sei beim Pflanzen, Ernten und Naschen schnell wieder vergessen. (Anke Beißer/Juliana Wulf)