Die (Vor-)Weihnachtszeit wird von vielen vor allem wegen ihrer Besinnlichkeit gemocht. Hübscher Schmuck, leckeres Gebäck, wärmende aromatische Getränke und ein festliches Essen machen den Höhepunkt des Jahres zudem besonders. „Grünheide im Blick“ hat sich diesmal aufgemacht, in einer kleinen Serie gerade diese Momente in den Mittelpunkt zu stellen. Deshalb war Anke Beißer für GiB zu Gast bei Wolfgang Scharmer, Bäckermeister aus Mönchwinkel.
Wenn der pensionierte Bäckermeister Wolfgang Scharmer an den Weihnachtstagen mit seiner Familie zusammenkommt, gibt es Mohntorte. Das überrascht, ist er doch mit allen nur denkbaren Goldmedaillen für seine köstlichen Stollen dekoriert und hat sich seit mehreren Jahrzehnten als geschätzter Stollenprüfer nicht nur in der unmittelbaren Region, sondern auch darüber hinaus einen Namen gemacht. Aber, bei Familie Scharmer, ist die Torte halt der absolute Favorit.
Die hohe Schule des Stollen-Backens
Auch wenn der 72-Jährige, im Internet mit der Seite Back-Wolf präsent ist, also selbst ohne Stollen auskommt – gebacken wird sie von ihm weiterhin. Und jetzt sogar im Rahmen eines Seminarangebots. Jeweils zehn Leute kommen dazu in Neu Mönchwinkel in der Begegnungsstätte zusammen. „100 Stollen Dresdner Art werden es so wohl auch diesmal wieder werden“, sagt Scharmer. Zwar sind die Seminare stets schnell ausgebucht, aber wer es zu Hause noch selbst versuchen will, kann das tun. Fürs Stolle-Backen kann man sich laut Scharmer bis zu einer Woche vor dem Fest Zeit nehmen kann. „Es ist also noch nicht zu spät dafür.“ Wem das zu aufwändig ist, dem empfiehlt er eine kleine Variante, um auf den Geschmack nicht verzichten zu müssen: Auf seiner Homepage verrät er das Rezept für Stollen-Konfekt, das als kleine, leichter handhabbare Alternative ebenso seine Liebhaber finden wird.
Kleine süße Überraschung vom Back-Wolf
Für dieses Jahr hat sich Wolfgang Scharmer noch eine besondere Back-Überraschung ausgesucht, die es als kleines Präsent im L 38 Markt (Hangelsberg), in der Tourist-Information Grünheide und in derselben von Fürstenwalde zu kaufen gibt: Miniatur-Pfefferkuchenhäuser.
Wer sich zutraut, kann sie auch gerne selber nachbacken und individuell gestalten. Das Pfiffige: Sie lassen sich auf einer Tasse drapieren und bieten sich so als süße Kombination zu einem weiteren Geschenk an. Das ostpreußische Pfefferkuchenrezept hat übrigens Barbara Leder aus Mönchwinkel beigesteuert.
Pfefferkuchenteig
1125 Gramm Mehl (875 g W 1050/250 g R 997)
150 g Zucker
175 g Grafschafter Goldsaft
1,5 Stück Eier (90 g ) – empfohlen nur Eigelb
0,25 Liter Milch
500 g Honig
175 g Butter
15 g Pottasche (optional)*
20 g Hirschhornsalz**
30 bis 40 g Gewürze
*) Unterschied: Pottasche treibt in die Breite, Hirschhornsalz in die Höhe
**) Das Hirschhornsalz in zirka 100 ml Wasser kalt einrühren.
Und so werden die Zutaten verarbeitet:
Honig, Zucker und Butter zum Kochen bringen, die Masse vom Feuer nehmen und vorsichtig die in etwas kaltem Wasser gelöste Pottasche* (optional) unterrühren (Achtung, es schäumt sehr! ). Die restliche Milch unter die heiße Honiglösung geben und die Masse auf etwa 70 Grad abkühlen lassen. Das Mehl und die Eier unterkneten und die Masse weiter abkühlen lassen (20-25 Grad). In die abgekühlte Masse wird dann das aufgelöste Hirschhornsalz eingeknetet.
Achtung! Pottasche und Hirschhornsalz niemals zusammen auflösen, immer jedes für sich.
Nun wird der Teig über Nacht ruhen gelassen.
Dann geht es ans Ausrollen und zuschneiden. Wir benötigen zwei Rechtecke fürs Dach, eine Rück- und eine Vorderwand (wahlweise mit Tür oder Fenster) sowie zwei Seitenwände, die eine Aussparung für den Tassenrand haben. Die Häuser lassen sich natürlich auch ohne diese fertigen. Vielleicht werden sie ja mit einem Haken versehen, um sie am Ende, einem Anhänger gleich, verwenden zu können.
Gebacken werden die Einzelteile etwa 20 Minuten bei guter Hitze (200 bis 220 Grad) – das hängt ein Stückweit von der Dicke ab und sollte beobachtet werden.
Danach geht es ans Kleben und Verzieren mit Zuckerguss, Perlen, Marzipan-Ornamenten und mehr.
Jetzt ist Kreativität erlaubt
„Hier kann jeder seiner Kreativität ausleben“, sagt Wolfgang Scharmer, der für seine Exemplare viel herumexperimentiert hat. „Erst hatte ich Eiszapfen an den Dächern, die sind jedoch abgebrochen. Dann habe ich mich für eine Kante mit kleinen Zuckerstreuseln entschieden.“ Wie der Bäckermeister sagt, halten sich Pfefferkuchen sehr lange und sind auch nach Wochen für den Verzehr geeignet. „Wer die oben erwähnten Zutaten verwendet und wem die Pfefferkuchen doch mal zu hart erscheinen, der kann sie einfach in einem feucht-kühlen Raum wieder weich werden lassen.“
Schon jetzt Pläne für 2025
Scharmer hat 100 Häuschen fabriziert. „Für mehr hat die Zeit nicht gereicht. Im kommenden Jahr werde ich im September anfangen“, entwickelt er Ehrgeiz, noch mehr Leuten eine süße Geschenkidee zu unterbreiten.
Freude bereiten, das wird bei den Scharmers ohnehin großgeschrieben. Zu einem gelungenen Weihnachtsfest gehören für den Bäckermeister die gemeinsamen Stunden mit der Familie, Ruhe und Besinnlichkeit, das gemütliche Kaffeetrinken mit eingangs erwähnter Mohntorte, ein geschmückter Baum und zur musikalischen Untermalung Weihnachtslieder. „Das ist alles ein Muss und ich freue mich schon sehr darauf.“
Wolfgang Scharmer wünscht allen frohe uns besinnliche Weihnachten. (Anke Beißer)
Bisher in der Serie erschienen:
GiB zu Gast bei Blumenbinderin Sylvia Schulze in Grünheide