Der Hangelsberger Bahnhof ist einer der ältesten noch erhaltenen in Deutschland. Nach Recherchen des Vereins Historischer Bahnhof Hangelsberg könnte es sich um den viertältesten handeln. Nachdem am 23. Oktober 1842 die Bahnstrecke Berlin – Frankfurt (Oder) eröffnet worden war, folgte alsbald auch die Einweihung der Station in Hangelsberg. Das Ensemble von Bahnhofsgebäude mit Warteraum, Gepäckaufbewahrung sowie Dienstwohnung, Toilettenhäuschen und (nach wie vor bewohntem) Bahnwärterhaus steht unter Denkmalschutz und verlangt deshalb nach besonderer Obacht.
Zustand und Auflagen stellen große Herausforderung dar
Der Verein hat das Bahnhofsgebäude und das Toilettenhäuschen, die seitens der Deutschen Bahn 2003 stillgelegt wurden, 2015 erworben und sich zum Ziel gesetzt, sie vor dem Verfall zu bewahren, herzurichten, wieder zugänglich und nutzbar zu machen. Angesichts des Zustandes und der Auflagen seitens des Denkmalsschutzes für die Ehrenamtler vor allem finanziell eine große Herausforderung.
An Ideen, was sich mit dem Objekt anfangen ließe, mangelt es dem Verein nicht. Im Sanierungskonzept steht einerseits das Wiederbeleben von Bahnhofsfunktionen wie Warteraum, Fahrkartenautomat und Toiletten. Darüber hinaus könnten ein Laden mit regionalen und überregionalen Produkten, eine Pendlerversorgung, ein Café mit Sommerterrasse, ein Permakultur-Garten mit Bildungsangeboten sowie Co-Working-Räume und Ateliers ein Zuhause finden. Das aber ist alles Zukunftsmusik, denn erst einmal stehen die grundsätzlichen Arbeiten an. „Wir suchen für die Sanierung nach wie vor einen Weg“, sagt die Vereinsvorsitzende Dörte Brosch. Bisher konnte keine geeignete Förderquelle aufgetan werden „Wir sind deshalb auf der Suche nach einem Investor für das historische Ensemble. Das Bahnhofsumfeld wird sich mit der Grundschule, dem Wohnumfeld und dem geplanten ,GreenWorkPark‘ weiterentwickeln. Hier könnte der Bahnhof ein attraktives Eingangsportal bilden. Für einen Investor kann es zudem leichter sein, bestimmte Fördermittel zu erlangen, da er eher Eigenmittel einbringen kann als der Verein“, sagt die Hangelsbergerin. „Hauptsache es gelingt uns, das Ensemble zu erhalten, von Grund auf zu sanieren und so wieder zum Leben zu erwecken.“
Notreparaturen sind gestattet
Bis dahin kämpft sich der Verein durch die Mühen der Ebene, kann das Objekt nur sichern, für einzelne Veranstaltungen öffnen sowie Notreparaturen ausführen. Denn Förderung gibt es nur, wenn mit dem Projekt an sich noch nicht begonnen wurde. Ein großes Problem stellt der immer wieder aufflammende Vandalismus dar. Dem fiel vor Jahren das Dach des Nebengelasses zum Opfer. Hinausgeworfene Steine zerschlugen die schützende Haut. „In Absprache mit der Denkmalbehörde durften wir das Gebäude oben mit Wellblech verschließen und so vor eindringendem Regen schützen“, sagt die Vorsitzende. Auch das Hauptgebäude ist immer wieder Angriffen ausgesetzt. So wurden mehrfach Fenster eingeworfen und zuletzt auf den schwer einsehbaren, gen Berlin gerichteten Giebel ein „Union-Berlin“-Graffiti-Tag gesprüht. Der Verein hat Anzeige erstattet. Der verschandelnde Schriftzug aber wird wohl erst einmal bleiben. Ihn mit etwas anderem zu überdecken mache an dem historischen Gebäude keinen Sinn. Zudem bestehe die Gefahr, dass die Substanz zusätzlich geschädigt wird.

Rettung für den nassen Sockel in Sicht
Was das Nebengelass anbelangt, sorgt sich der Verein seit einer Weile wegen des Niederschlagswassers, das ans Gebäude läuft und den Sockel vernässt. Hier wurde eine ungünstige Neigung des Bahnsteigs als Ursache ausgemacht. Die Deutsche Bahn hat für die Lösung des Problems im April den Einbau einer Drainage veranlasst, die das Wasser weg vom Haus hin zum Grünstreifen leitet.
Ansonsten haben die Bahnhofs-Freunde mit einer Putz-Aktion das Objekt für den Frühling hübsch gemacht. Ein Dutzend Vereinsmitglieder hat das Gelände vom Laub befreit und auch die Regenrinnen wieder durchlässig gemacht. Für den 14. September ist erneut ein Sommerfest im Plan, das sich dem Tag des Offenen Denkmals anschließt. Hier haben Besucher wieder Gelegenheit, hinter die Kulissen zu schauen, sich womöglich als Unterstützer motivieren zu lassen. Es soll eine Lesung und einen Spiele-Flohmarkt geben. Und vielleicht gibt es bis dahin ja auch Neuigkeiten zur Zukunft des Areals. (Anke Beißer)