Von Tag zu Tag wird es für Lothar Zywitza schwerer, die Bewohner des Schildkrötengeheges am Löcknitzcampus bei gewünscht niedriger Temperatur im Winterquartier zu halten. Zwar bietet das Nebengelass auf seinem Grundstück – einst Stall und Waschküche – ideale Bedingungen, aber je mehr sich der Frühling bei teilweise schon sommerlichen Temperaturen durchsetzt, umso wacher werden seine Gäste. Allerdings sind ihre Tage in den mit desinfiziertem Wasser gefüllten Boxen längst gezählt: Am Samstag, den 26. April, geht es ab ins Freie. In dem Gehege auf dem Schulcampus wird Zywitza die Panzertiere in einen noch abgesperrten Bereich setzen, und wenn deren Lebensgeister nach etwa einer Stunde ausreichend zurück sind, heißt es Bahn frei und ab ins Wasser. „Egal, welches Wetter an dem Tag sein wird“, sagt der Fangschleuser. Ab dann lohnt für Passanten wieder der Stopp an der kleinen Oase, die dem Grünheider Wappentier seit 2004 ein Quartier bietet.
Im Herbst wird schon ans Frühjahr gedacht
Die Vorbereitung auf die Rückkehr der 13 Sumpf- und drei Schmuckschildkröten beginnt genaugenommen schon mit ihrer Entnahme im Herbst. Denn: Am 24. Oktober des Vorjahres wurde das Wasser aus dem Teich abgelassen, um die Reptilien zu bergen, danach die Sohle vom Schlamm befreit. „Wir haben sehr mit den Blättern zu kämpfen, die von den umstehenden Bäumen ins Gehege und somit auch ins Wasser getragen werden“, sagt Zywitza, der beim Freundeskreis Wappentier Grünheide (einst Verein, inzwischen Interessengruppe) von Anfang an zu den aktivsten Mitstreitern gehört. Die viele Gerbsäure im Eichenlaub sorge für ein überhandnehmendes Algenwachstum. „Das ist ein großes Problem.“
„Wurfsendungen“ aus dem Teich geholt
Bei der Gelegenheit treten auch immer die ärgerlichen „Wurfsendungen“ zu Tage, die hier nichts zu suchen haben. „Wir haben unter anderem eine Batterie von einer Baustellensignallampe gefunden, und viele Steine. „Vermutlich versuchen Kinder die Schildkröten zu treffen, wenn diese auf der Insel in der Sonne liegen“, vermutet der Tierfreund. „Zum Glück werfen sie schlecht.“ Nach dem Saisonabschluss wurde die Teichlandschaft zudem von einer Firma auf die Ruhezeit vorbereitet, der Bewuchs heruntergeschnitten.

Die Schildkröten sind derweil jede in eine, mit desinfiziertem Wasser gefüllte Box gewandert, wurden dem Tierarzt präsentiert, einer Wurmkur unterzogen, und dann ging es endgültig ins Winterquartier. In dem Raum herrscht eine konstante Temperatur von 6 bis 8 Grad, was im Winter zuweilen nach Heizen verlangt. Trotz eingestellter Ernährung der Tiere wird weiter verdaut, und so muss zwei Mal das Wasser gewechselt werden. Der 70-Jährige schaut sich seine Gäste regelmäßig an, um krankhafte Veränderungen auszuschließen. „Bei unter 20 Grad hört das Immunsystem auf zu arbeiten, somit ist den ganzen Winter über Aufmerksamkeit gefragt.“ Stellt er doch mal einen Pilz oder womöglich eine leichte Erkältung fest, reicht es meist, das betroffene Tier kurzzeitig unter eine Wärmelampe zu legen, um die Selbstheilung in Gang zu setzen. Ist die geglückt, geht es wieder ab ins Kühle.
6. Klasse hat fleißig geholfen
Im März hieß es dann ein weiteres Mal Teichpflege betreiben. Eine 6. Klasse der Grundschule habe Interesse angemeldet, sich mit um das Gehege zu kümmern. „Wir haben nochmal das Laub rausgeholt, die Kinder waren sehr fleißig“, freut sich der Fangschleuser über das Engagement.
Nun also kann die Draußen-Saison starten. Eine Woche nach dem Einzug der Schildkröten beginnt die Fütterung, die zweimal pro Woche durchgeführt wird. Dabei gibt es zerkleinerten Fisch, der auf den Teichboden sinkt und dort von den Reptilien verzehrt wird. „Sie haben keinen Speichel, können nur im Wasser fressen“, erläutert Lothar Zywitza. Und es wird ergänzend etwas Katzenfutter gegeben, weil es pflanzliche Bestandteile enthält.
Sumpfschildkröten halten es mit Gemütlichkeit
Aber gibt es nichts Natürliches im Gehege, was den Tieren mundet? „Die Sumpfschildkröten wissen, wann es Futter gibt, das macht sie faul, was die eigene Nahrungssuche anbelangt“, schmunzelt der Experte. Klar gebe es zum Beispiel Libellenlarven und Kaulquappen – aber dafür aufs Chillen verzichten? Da halten sie es eher mit Gemütlichkeit.
Die Interessengruppe Wappentier lädt übrigens auch in diesem Jahr wieder an ausgewählten Sonntagen zum offenen Gehege ein. Die Termine hierfür sind: 4. Mai, 1., 15. und 29. Juni, 13. und 27. Juli, 10. und 24. August, 7. und 20. September (ausnahmsweise Samstag, weil Campustag).
Und natürlich wünschen sie die Aktiven auch weitere Mitstreiter. Aktuell sind laut Lothar Zywitza acht Tierfreunde aktiv. „Zudem will sich uns wahrscheinlich ein Paar anschließen, das – wie passend – im Schildkrötenweg wohnt.“ (Anke Beißer)