Nach Veränderungen in Sachen Brand- und Bevölkerungsschutz – Feuerwehrrückblick 2024

Gemeindewehrführer von Grünheide: Tobias Thieme
Gemeindewehrführer von Grünheide und Mitarbeiter der Stabsstelle: Tobias Thieme, 34, aus Mönchwinkel Foto: Anke Beißer

2024 hat sich in Sachen Brand- und Bevölkerungsschutz in der Gemeinde Grünheide einiges verändert. Zuerst wurde der Fachbereich aus dem Ordnungsamt herausgelöst und zur Stabsstelle erhoben, die unmittelbar dem Bürgermeister unterstellt ist, und es wurde ein neuer Gemeindewehrführer berufen. Tobias Thieme gehört der Stabsstelle an und hat die Leistungsfunktion der Grünheider Gemeindefeuerwehr übernommen. Im Gespräch mit Grünheide im Blick schaut er für beide Bereiche auf 2024 zurück und das gerade angebrochene Jahr voraus.

Die Etablierung der Stabsstelle, die mit zwei Mitarbeitern für das Verwaltungsgeschäft und zweien für den technischen Bereich arbeitet, habe sich bewährt. Die flache Hierarchie beschleunige die Entscheidungsprozesse und helfe somit, schneller gesetzte Ziele zu erreichen, betont Thieme. Vor dem Hintergrund wurde vergleichsweise zügig eine sogenannte „kleinen Befehlsstelle“ in der neuen Rettungszentrale Freienbrink eingerichtet, die bereits technisch ausgestattet ist und noch im ersten Quartal 2025 auch personell als Einsatzleitung aktiviert werden soll.

Lokale Befehlsstelle in Vorbereitung

Bei sogenannten Großschadenslagen, wenn also bei Sturm, Blitzeis, Hochwasser oder ähnlichem sehr viele Einsätze parallel auftreten und die Regionalstelle Oder-Spree überlastet ist, wird diese zusätzliche Organisationsform hinzugezogen und übernimmt die lokale Koordinierung und Disponierung der Einsatzkräfte. Die Befehlsstelle wird im Bedarfsfall von vier Führungskräften im Zwei-Schicht-System betrieben. „Wir haben so ein System ad hoc wegen der Protestaktionen gegen Tesla für das Himmelfahrtswochenende schon mal aufgebaut und sind gut damit gefahren“, sagt Tobias Thieme. Die Erfahrungen seien sehr hilfreich gewesen. Abgeschlossen sei auch das Betriebskonzept für den Katastrophenleuchtturm, der in der Löcknitzhalle angesiedelt ist. Hierfür wurde die innere Organisation festgeschrieben und soll als nächstes die personelle Struktur, also die Besetzung des Krisenstabs, mit Personen hinterlegt werden.

Das Ziel, den verantwortlichen Träger des Brandschutzes, also die Gemeinde, und die Wehrführung besser miteinander zu verzahnen, sei mit der Einrichtung der Stabsstelle erreicht worden. Es gebe mit den Ortwehrführern und den Mitarbeiter der Stabsstelle monatliche Dienstberatungen, hinzu komme einmal im Quartal eine größere Runde, der auch der Bürgermeister, die Jugendfeuerwehr-Führung und stellvertretende Ortswehrführer beiwohnen. „Wir rotieren durch alle Ortsteile, um überall mal hinter die Kulissen schauen zu können.“ Die Kommunikationsbarrieren seien größtenteils abgebaut. Als positiv schätzt Tobias Thieme auch die Zusammenarbeit mit dem neuen Kreisbrandmeister, Christian Weiß, ein. „Wir sind etwa zeitgleich gestartet und haben in besagter Herrentagswoche und im Rahmen der Kampfmittelbeseitigung bereits eng zusammengearbeitet.“

Neue Wehrführung in Kagel

Zum Jahreswechsel hat es dann noch Veränderungen bei der Kageler Feuerwehr gegeben. Neuer Ortswehrführer wurde Jan Wischnewski und Norman Elsner sein Stellvertreter. Das wiederum hat zu Veränderungen in der Gemeindewehrführung geführt. Elsner wurde als zweiter Stellvertreter abberufen. Ob es eine Nachbesetzung geben wird oder Normen Oswald als erst einmal einziger Stellvertreter Tobias Thieme zur Seite seht, sei noch nicht entschieden. Zudem seien ebenfalls zum Jahreswechsel die für Brandenburg einheitlichen, neuen Dienstgradabzeichen in Silber und Gold für die Tagesdienstbekleidung und die Ausgehuniform an die Feuerwehrleute übergeben worden.

Was sein Engagement als Gemeindewehrführer anbelangt, so sieht sich Thieme auf einem guten Weg, weiß aber, dass er längst nicht alles angestoßen hat, was er wollte. „Informationen bleiben mitunter noch immer in der Führungsebene hängen. Wir streben hier mehr Transparenz an und wollen eine Cloud einrichten, die allen Feuerwehrleuten den Zugang zu den Informationen ermöglicht.“ Hierfür setzt er die Priorität ganz oben an. „Alle Dienstanweisungen, Termine des Kreisfeuerwehrverbandes, bauliche Veränderungen an den Depots, die bestätigten Protokolle der Dienstberatungen, das alles soll hier hinterlegt werden.“

Bauliche Veränderungen stehen an

Beim Blick ins Jahr 2025 führt Thieme vor allem die baulichen Projekte an. In Kagel ist der temporäre Umbau der Feuerwache gestartet, um für die Unterbringung zweier neuer Fahrzeuge, die 2026 erwartet werden, gewappnet zu sein. Zudem soll in diesem Jahr die Planung für eine Erweiterung des Feuerwehrdepots in Kienbaum abgeschlossen werden. „Der Bedarf für den Sanitärbereich war 2016 schon mal ein Thema. Weil es dann aber einen Rückgang bei den Einsatzkräften gab, war dies nicht mehr so dringlich. Jetzt hat sich die Wehr erholt und wir müssen uns damit befassen.“ Dank eines von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben erworbenen benachbarten Grundstücks eröffne sich für die Erweiterung eine Option. Einen guten Schritt weiter sieht Thieme auch das Projekt des neuen Gerätehauses in Neu Mönchwinkel, das für die Ortwehren Mönchwinkel und Spreeau errichtet werden soll. „Die Pläne werden noch einmal öffentlich ausgelegt. Optimal für einen Baubeginn in diesem Jahr wäre, wenn die Gemeindevertretung im März den Satzungsbeschluss fassen kann.“

Langfristig sieht Tobias Thieme noch ein weiteres Bauvorhaben, das Berücksichtigung finden muss. Denn angesichts der Entwicklung Hangelsbergs, auch als Schulstandort, entsteht in dem Ortsteil ein neuer Bedarf.  „Binnen der nächsten fünf Jahre müssen wir hier einen Ersatzneubau planen“, sagt der Gemeindewehrführer, dessen Ansicht nach seiner Darstellung auch die Ortswehrführung teilt.

Alters- und Ehrenabteilung auf gutem Weg

Und noch einen Punkt spricht Thieme an: die Alters- und Ehrenabteilung. Eine solche in Grünheide aufzubauen, habe von Anfang an auf seiner Agenda gestanden. Etwa 15 ehemalige Einsatzkräfte kommen aktuell in Frage. Der Wehrführer sieht seine Anregung auf einem guten Weg, dass sie sich als eigenständiger Zweig der Grünheider Gemeindefeuerwehr entwickelt.

Zu einem Rückblick gehört natürlich auch die Frage der Einsatzzahlen. Die Grünheider Wehr hat aktuell 150 aktive Mitglieder in der Einsatzabteilung und 88 Kinder und Jugendliche in der Jugendfeuerwehr. Für 2024 sind 237 Alarmierungen erfasst – davon 23 bestätigte Brandeinsätze und 113 technische Hilfeleistungen. Dazu zählen Verkehrsunfälle, Sturmschäden, Tragehilfen für den Rettungsdienst. Zudem gab es 33 Fehlalarmierungen (27 durch fehlausgelöste Brandmeldeanlage und 6 als blinde Alarme) sowie 68 First-Responder-Einsätze (aus Grünheide und Hangelsberg, wobei letztere mit einer Untergruppe in Mönchwinkel agieren).

Im Vergleich dazu: Für 2023 nennt die Statistik 275 Alarme – davon 17 bestätigte Brandeinsätze und 155 technische Hilfeleistungen, 34 Fehlalarmierungen (darunter ein böswilliger Alarm) sowie 69 First-Responder-Einsätze.

Großeinsatz am 4. September 2024: Eine auf dem Werlsee in Flammen stehendes Boot war ans Ufer getrieben und hat dort ein Hausboot in Brand gesetzt. Foto: Tobias Thieme
Großeinsatz im September 2024: Ein auf dem Werlsee in Flammen geratenes Boot war ans Ufer getrieben und hat dort ein Hausboot in Brand gesetzt. Foto: Tobias Thieme

Einsätze, die sich besonders eingegraben haben

Einige Einsätze stechen für Tobias Thieme aus dem Einsatzgeschehen heraus: Am Abend des 21. Juli 2024 war in Kagel ein Einfamilienhaus in Brand geraten und bis zur Unbewohnbarkeit ein Opfer der Flammen geworden. Hier waren alle Ortswehren von Grünheide im Einsatz, wie auch am 4. September. An dem Tag gab es nachmittags auf einem Motorboot auf dem Werlsee eine Verpuffung. Die vier Insassen retteten sich mit einem Sprung ins Wasser und wurden von einem Bootshausinhaber sicher an Land gebracht. Unglücklicherweise habe an dem Tag starker Ostwind geherrscht, so dass das brennende Boot ans Westufer des Sees getrieben wurde, wo die Flammen auf ein Hausboot übersprangen und das Floß vernichteten. Besonders tragisch endete am 12. Dezember ein Unfall auf der Autobahn zwischen den Anschlussstellen Erkner und Freienbrink. Ein Pkw wurde an einem Stauende von einem auffahrenden Lkw unter einen anderen geschoben worden und war in Flammen aufgegangen. Dabei kam ein Mann ums Leben. „Hier haben wir eng mit der Werkfeuerwehr von Tesla zusammengearbeitet und das hat wirklich gut geklappt“, ist es Tobias Thieme wichtig zu betonen. (Anke Beißer)