Sarah Korallus ist vor allem als Inhaberin des L38-Marktes nebst Bistro Mister X in Hangelsberg – und vielleicht auch ein bisschen darüber hinaus – ein Begriff. Schon seit 2008 ist sie hier als Unternehmerin präsent und unterstützt auch Vereine und Veranstaltungen im Ort. Sich sozial zu engagieren, sei ihr eine Herzensangelegenheit. „Uns geht es relativ gut, anderen nicht. Da kam ich 2020 auf die Idee, zum Jahresende anderen etwas Gutes zu tun.“ Sarah Korallus sprach das in der Familie und auch gegenüber ihrem vierköpfigen Team an und fand sogleich Unterstützung. Seither ist ihre Spendenaktion aus der Vor-Weihnachtszeit nicht mehr wegzudenken und soll auch 2025 fortgesetzt werden, wenn auch in etwas modifizierter Form. Aber dazu später.
Erste Spenden gingen ans Kinderheim Mönchwinkel
Erst einmal der Blick zurück. 2020 hielt Sarah Korallus also nach einem geeigneten Empfänger Ausschau. Sie wusste vom Kinderheim in Mönchwinkel und nahm Kontakt zu der Einrichtung auf. Hier war die Freude groß, den Kindern auf diesem Wege Weihnachtsgeschenke zukommen zu lassen. „Jedes durfte drei Wünsche aufschreiben und die haben wir am Laden an einen Baum gehängt.“ Die Zettel seien rasch weg gewesen, erinnert sich die heute 37-Jährige. Als der Zeitpunkt für die Abgabe näher rückte und fünf Geschenke nicht besorgt waren, habe ein kurzer Aufruf gereicht und schon sei die Lücke gefüllt gewesen. Der Weihnachtsmann habe dann für glänzende Augen im Kinderheim gesorgt. Im Jahr darauf sollte die Aktion wiederholt werden. „Allerdings waren die Wünsche größer geworden. Ging es 2020 um Plüschtiere, Bettwäsche und Rollschuhe, standen nun sogar ein Hertha-Trikot und ein Handy auf dem Zettel.“ Solche Wünsche habe sie nicht an ihre Kundschaft weitergeben können, dann aber im Team und in der Familie Geld gesammelt, um diese trotzdem zu erfüllen. Zugleich sei aber klar gewesen, dass dieser Weg nicht weiter zu bestreiten war.
Nächstes Ziel: Notunterkunft Kreuzberg
2022 kam Sarah Korallus beim Backen von Zimtschnecken dann eine neue Idee. „Wir helfen Obdachlosen, sammeln für Suppen-Zutaten, kochen im Bistro und helfen damit einer entsprechenden Einrichtung.“ Letztlich lief es ein bisschen anders, denn hier kam Thorsten Scheerer, der Feldküchen-Inhaber ins Spiel. Der Hangelsberger fand Gefallen an der Aktion und bot 300 Portionen aus seiner Gulaschkanone an. „Damit stand fest, dass wir Abnehmer in Berlin suchen müssen. Bei den Johannitern fanden wir mit einer Notunterkunft in Kreuzberg ein passendes Projekt.“
Im Markt, im Bistro und an der Feldküche nahe der Autobahnauffahrt Erkner sind binnen zwei Monaten 1366 Euro gewandert. Davon hat Sarah Korallus mit ihrer Mutter Marina Drogerieartikel, Socken, Schlafsäcke, Isomatten, Schokolade, Hundefutter und mehr gekauft. Alles wurde fein säuberlich sortiert, verpackt und ging mit dem Essen kurz vor Weihnachten nach Kreuzberg. „Es war gut zu sehen, das die Hilfe ankommt, was es den Menschen bedeutet, denen es nicht so gut geht.“

Und so stand natürlich sofort fest, dass es eine Wiederholung geben wird, 2023 und auch 2024. Auch wenn diesmal in die Spendenbüchsen weniger Geld gewandert ist, konnte ein großartiges Ergebnis erzielt werden. „Die Fußballer der SG Hangelsberg haben von ihren Eintrittsgeldern 515 Euro gespendet. 80 Euro kamen beim Weihnachtssingen der Sportgemeinschaft zusammen und eine AWO-Senioren auf Fürstenwalde haben spontan 150 Euro beigesteuert“, freut sich die Hangelsbergerin. „Von dem Geld war ich dann mit meiner Mutter wieder einkaufen. Acht Stunden waren wir unterwegs.“ Und seien dabei von anderen Kunden wegen der vollen Körbe zuweilen unfreundlich angegangen worden. „Dabei hatten wir natürlich im Drogeriemarkt gefragt, ob wir so viel mitnehmen dürfen. Wir haben teilweise die Packungen aus dem Lager bekommen.“ Sarah Korallus wundert sich über solche Anfeindungen, „haben wir doch im Prinzip alles im Überfluss. Die Sachen im Großmarkt zu holen, lohnt nicht. Die Sonderangebote im Einzelhandel sind einfach unschlagbar.“ Und natürlich nehme sie nichts aus den eigenen Regalen. „Ich will an der Aktion nichts verdienen.“
Stundenlang wurde sortiert
Im Markt selbst hat sie neben Geld auch Tassen und Besteck gesammelt, weil die von Obdachlosen immer gern genommen werden. Auch Kleidung war willkommen. „Das mache ich aber künftig nicht mehr, weil sich da so mancher ,entmüllt‘ hat und Dreckiges sowie Kaputtes mit abgegeben hat. So was ist sehr ärgerlich und unangenehm.“ Schließlich musste das stundenklang sortiert werden, was geht und was nicht. Gefreut hat sie sich dagegen über die SG Hangelsberg, die neben der Fußballer-Spende auch noch 45 Waschtaschen, liebevoll genährt und wohl durchdacht gefüllt, beigesteuert haben.

Letztlich hieß es am 21. Dezember für sie, ihren Lebenspartner Michael Winkler sowie ihre Schwägerin und ihren Schwager Melanie und Riccardo Schuldt – auf nach Kreuzberg. „Wir hatten einen riesigen Berg an Kartons, die 300 Portionen Erbsensuppe sowie 600 Geflügelwürstchen nebst Brötchen, dass wir froh waren, vom Störitzland einen Sprinter zur Verfügung gestellt bekommen zu haben.“ In Berlin wurden die Sachspenden übergeben und dann ging es ab in die Küche. „Dort kommen immer Freiwillige zusammen, die sich um die warme Mahlzeit kümmern.“ Auch bei der Ausgabe haben die Hangelsberger geholfen. Sarah Korallus empfindet geraden diesen Teil der Aktion bewegend. „Ich bin so froh, dass wir nicht in solch einer Situation sind. Es ist bedrückend, gerade, wenn junge Leute kommen, meist mit Suchtproblemen. Die meisten sind dankbar, wenn wir ihnen ein Lächeln schenken, ihnen zuhören, Interesse zeigen.“

Suche nach neuem Empfänger – Vorschläge willkommen
Nach der letzten Aktion denkt Sarah Korallus schon über die nächste nach. „Leute haben mir gesagt, dass sie nichts geben wollen, weil wir die Spenden nach Berlin schaffen.“ Allerdings sei hierfür der Fakt ausschlaggebend gewesen, dass es in der Nähe keine vergleichbare Einrichtung gibt, die 300 Portionen Essen ausgeben könnte. „Deshalb wollen wir neu überlegen. Vielleicht gibt es Bedarf bei der Caritas in Fürstenwalde, im Frauenhaus, oder wer weiß einen Verein, dem die Spenden helfen würden?“, schaut die 37-Jährige voraus. Die vielen Suppen aus der Feldküche seien ja kein Muss. Eine Idee sei, mit einem Projekt, das Bedarf anmeldet, in Kontakt zu treten und konkret zu erfassen, was benötigt wird. „Wir geben dann Papiertüten aus, auf denen die Wunschlisten drauf stehen und die dann gefüllt zu uns zurück kommen.“ Geld gesammelt werden soll trotzdem. „Wer also weiß, wem wir etwas Gutes tun könne, kann uns ja einen Tipp geben.“ (Anke Beißer)